Cordina's Royal Family 1-4
mit ihr über die hohe Mauer. „Wissen Sie, ich bin noch nie in Houston gewesen.“
„Da ist es ganz anders als hier.“ Eve holte tief Luft, ehe sie sich wieder zu ihm umwandte. Er sah so gut aus, so nett, ein wundervoller Begleiter für einen lauen Frühlingsabend, und doch…
„Es gefällt mir, hier zu sein“, sagte sie langsam. „Aber ich habe nicht den Eindruck, dass Prinz Alexander mich mag.“
„Alex?“ Bennett zuckte die Achseln. Er wollte keinen Gedanken an seinen Bruder verschwenden, wenn er neben einer so aufregenden jungen Frau im Mondschein stand. „Er ist ein bisschen steif, das ist al es.“
„Sie sind das nicht. Ich habe eine Menge interessanter Sachen über sie gelesen“, meinte Eve schmeichelnd.
„Die reine Wahrheit“, spaßte Bennett und küsste Eve die Hand. „Aber jetzt habe ich nur noch Augen für Sie, Eve. So ein Ärger“, unterbrach er sich, als er Schritte vernahm. „Man kann hier nirgends einen ruhigen Ort finden.“ Er wollte nicht gestört werden und zog deshalb Eve tiefer in den Schatten, gerade in dem Augenblick, als Janet die Prinzessin durch die Tür stieß.
„Ich werde keinen Schritt mehr tun, ehe ich nicht alles weiß.“ Gabriella drehte sich um und ihr weißes Kleid leuchtete im Mondlicht. Bennett sah den auf sie gerichteten Pistolenlauf.
„Oh, mein Gott.“ Rasch hielt er Eve den Mund zu, um sie zum Schweigen zu bringen. „Hören Sie mir zu“, flüsterte er fast unhörbar in Eves Ohr und beobachtete dabei weiter seine Schwester. „Gehen Sie sofort in den Saal zurück und holen Sie meinen Vater, Alex oder Reeve. Oder alle drei, wenn es geht. Machen Sie keinen Lärm, und vor allem beeilen Sie sich.“
Er musste das Eve nicht zwei Mal sagen. Sie hatte die Pistole ebenfalls gesehen. Sie nickte, damit Bennett sie loslassen sollte.
Rasch schlüpfte sie aus ihren Schuhen und rannte barfuß und leise an der dunklen Seite des Gebäudes entlang, bis sie zu einer offenen Tür kam, dann war sie außer Sichtweite.
„Wenn ich Sie hier erschießen muss, haben wir beide nur Unannehmlichkeiten“, erklärte Janet kalt.
„Ich wil wissen, warum.“ Gabriella lehnte sich gegen die Wand. Sie wusste nicht, wie sie dieser Frau entkommen sollte. Dabei war es ihr schon einmal gelungen.
„Deboque ist mein Freund. Ich will ihn wiederhaben. Um Sie zurückzubekommen, würde Ihr Vater selbst den Teufel zum Tausch anbieten.“
Gabriellas Augen wurden schmal. Janet Smithers verbarg ihre Leidenschaft sehr gut. Wie sind Sie durch die Sicherheitskontrollen gekommen? Jeder, der für meine Familie arbeitet, wird …“ Sie hielt inne.
Die Antwort war einfach. „Loubet, natürlich.“
Zum ersten Mal zeigte Janet ein zufriedenes Lächeln. „Natürlich.“
Deboque wusste über Loubet Bescheid und über die Leute, die er bestochen hatte, für ihn zu arbeiten.
Ein wenig Druck reichte aus, die Drohung, ihn vor Ihrem Vater bloßzustellen, und der tüchtige Staatsminister zeigte sich sehr kooperationsfreudig. Eine große Hilfe war auch Loubets Hass auf Ihren Vater und der Umstand, dass er sich mit der Entführung an ihm rächen konnte.“
„Rächen? Für was?“
„Für den Unfall. Sie werden sich jetzt ja erinnern. Ihr Vater saß am Steuer. Er war jung und ein Draufgänger. Er und der Diplomat wurden nur geringfügig verletzt, aber Loubet…“
„… hinkt immer noch“, vollendete Brie den Satz.
„Nicht nur das. Loubet hat keine Kinder, und er wird auch mit seiner jungen, hübschen Frau keine haben können. Er muss es ihr zwar noch sagen, aber er befürchtet, dass sie ihn dann verlassen könnte. Die Ärzte versichern ihm, das hätte nichts mit dem Unfall zu tun, doch er redet sich etwas anderes ein.“
„Er war also an dieser Entführung beteiligt, nur um meinen Vater zu strafen. Das ist grotesk.“
„Der Hass treibt einen zu so mancher Handlung. Ich andererseits hasse niemanden, ich wil nur meinen Freund zurück.“ Janet hielt die Pistole so, dass das Mondlicht darauf fiel. „Ich bin nicht verrückt, Eure Hoheit. Wenn es sein muss, dann drücke ich auf Sie ab.“
„Wenn Sie das tun, bleibt Deboque, wo er jetzt ist.“ Gabriella richtete sich auf und fasste Mut. „Sie können mich nicht erschießen, weil ich Ihnen tot nichts nützen würde.“
„Da haben Sie Recht.“ Wieder funkelte die auf Gabriella gerichtete Waffe im Mondschein. „Aber wissen Sie eigentlich, wie schmerzhaft eine Kugel sein kann, selbst wenn kein lebenswichtiges Organ getroffen
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