Cordina's Royal Family 1-4
an.
„Nein“, antwortete er und bot ihr eine an. Sie nahm an, da sie nicht einmal wusste, ob sie rauchte oder nicht. „Wie gesagt, Sie waren sechzehn, als wir uns damals begegneten. Unsere Väter sind alte Studienfreunde, sie wären bestimmt nicht damit einverstanden gewesen, wenn ich Sie verführt hätte.“
„Ach so.“ Gabriella atmete den Rauch ein, nachdem Reeve ihr Feuer gegeben hatte. Der Qualm brannte ihr in der Kehle, füllte ihre Lungen und hastig blies sie ihn wieder aus. In der gleichen, unbewusst vornehmen Art, in der sie die Zigarette entgegengenommen hatte, löschte sie sie wieder.
„Warum sind Sie dann hier?“
„Ihr Vater hat mich gebeten zu kommen. Er ist um Ihre Sicherheit besorgt.“
Gabriella warf einen Blick auf den Ring an ihrem Finger. Prachtvoll, dachte sie. Dann sah sie auf ihre Fingernägel und war entsetzt. Unmöglich, dachte sie. Warum trug sie einen solchen Ring und pflegte nicht einmal ihre Hände? Wieder flackerten kurz Erinnerungen auf. Brie versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren, aber es war sofort wieder vorbei.
„Was bedeutet es für Sie“, fuhr sie fort und bemerkte nicht, dass Reeve jede ihrer Regungen beobachtete, „dass mein Vater so um meine Sicherheit besorgt ist?“
„Ich habe viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Fürst Armand hat mich gebeten, auf Sie aufzupassen.“
Erneut runzelte Gabriella die Stirn. Wieder tat sie es auf diese ruhige, gedankenverlorene Art, von der sie nicht wusste, dass es eine ihrer Angewohnheiten war. „Ein Leibwächter?“ Bei ihr klang es ebenso ungeduldig wie bei ihrem Vater. „Ich glaube kaum, dass mir das gefallen wird!“
Diese so geradeheraus erfolgte Ablehnung ließ Reeve einen anderen Ton anschlagen. Er hatte seine freie Zeit geopfert, war um die halbe Welt gereist, und ihr passte der Gedanke einfach nicht. „Sie werden feststellen, Eure Hoheit, dass selbst eine Prinzessin Dinge tun muss, die sie nicht schätzt. Sie sollten sich also lieber damit abfinden.“
Gabriella sah ihn distanziert an. So, wie sie es immer tat, wenn ihr Temperament mit ihr durchzugehen drohte. „Ich glaube nicht, Mr. MacGee.
Ich bin absolut sicher, dass ich es nicht hinnehmen werde, dauernd irgendjemand um mich herum zu haben. Sobald ich nach Hause komme …“
Sie hielt inne, denn auch von ihrem Zuhause hatte sie keine Vorstellung.
„Sobald ich nach Hause komme“, wiederholte sie, „werde ich eine andere Lösung dafür finden. Sagen Sie bitte meinem Vater, dass ich Ihr freundliches Angebot abgelehnt habe.“
„Nicht Ihnen habe ich das Angebot gemacht, sondern Ihrem Vater.“
Reeve stand auf. Bei dieser Gelegenheit konnte Gabriella sehen, dass er schon allein seiner Größe wegen sehr beeindruckend war. Weder seine gute Figur noch die teure Kleidung hatten diese Wirkung. Es war vielmehr seine Ausstrahlung. Wenn er beschlossen hatte, sich jemandem in den Weg zu stellen, dann konnte man nicht mehr an ihm vorbei. Davon war sie überzeugt.
Er vermittelte ihr ein Gefühl der Unsicherheit. Sie wusste nicht, warum.
Aus diesem Grunde wollte sie ihn nicht tagtäglich um sich haben. Zur Zeit war ihr Leben ohnehin schon ein großer Wirrwarr, auch ohne einen Reeve MacGee.
Sie hatte ihn gefragt, ob sie ein Liebespaar gewesen waren. Dieser Gedanke war sowohl erregend als auch beängstigend. Bei seiner Verneinung fühlte sie jedoch plötzlich die gleiche Leere, die schon zwei Tage in ihrem Innern herrschte. Vielleicht bin ich eine gefühlsarme Person? überlegte Gabriella. Vielleicht ist aber das Leben auf diese Weise auch einfacher.
„Man sagte mir, dass ich fünfundzwanzig Jahre alt bin, Mr. MacGee.“
„Müssen Sie mich so anreden?“ entgegnete er, wählte dabei in voller Absicht denselben Tonfall wie sie zuvor und bemerkte ihr flüchtiges Lächeln.
„Ich bin erwachsen“, fuhr sie fort. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen für mein Leben.“
„Da Sie ein Mitglied der fürstlichen Familie Cordinas sind, werden einige dieser Entscheidungen nicht von Ihnen al ein getroffen.“ Reeve ging zur Tür, öffnete sie und ließ seine Hand auf dem Griff ruhen. „Ich habe Wichtigeres zu tun, Gabriella, als hier bei Ihnen zu sitzen.“ Auch er lächelte schnell, wenngleich etwas verlegen.
„Doch selbst gewöhnliche Sterbliche haben nicht immer die Wahl.“
Sie wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, und setzte sich dann auf. Ihr wurde schwindlig. Einen Moment lang wünschte sie sich, wieder zurückzusinken und darauf
Weitere Kostenlose Bücher