Corellia 01 - Der Hinterhalt
wütend werden oder sich Sorgen machen sollte. Entweder amüsierte sich Han derart prächtig mit irgendwelchen alten Kumpeln, daß er vergessen hatte, zu Hause anzurufen, oder er steckte in Schwierigkeiten. Der Schwebewagen des Generalgouverneurs sollte sie in einer halben Stunde abholen.
In diesem Moment hörte sie auch schon den Motorenlärm eines Schwebewagens. Wollte der Generalgouverneur sie früher zu sich bitten? Sie trat ans Fenster und blickte hinauf zum Himmel - und die Geschwindigkeit, mit der der Schwebewagen heranraste, ohne Positionslichter, verriet ihr sofort, daß nicht der Generalgouverneur oder sonst jemand gekommen war, um ihr einen Freundschaftsbesuch abzustatten. Die CVS-Sicherheitsteams hatten überall im Haus Notrufknöpfe installiert. Ein Knopfdruck genügte, um roten Alarm auszulösen. Einer befand sich neben dem Fenster, und Leia preßte ihn tief in die Verschalung.
Es war ein ruhiger Abend, sagte sich Kalenda, aber die meisten Zwischenfälle passierten, wenn es ruhig war. Und dann hörte sie es, das leise Sirren der Repulsorkissen eines anfliegenden Schwebewagens.
Plötzlich zerrissen heulende Alarmsirenen die stille Nacht, und die Villa der Staatschefin wurde in gleißendes Licht getaucht. Wachposten rannten zu ihren Stellungen. Kalenda ignorierte sie und suchte den Himmel nach dem Eindringling ab.
Da war er! Der Schwebewagen stieß dreihundert Meter von der Villa entfernt vom Himmel herab, und der bläuliche Schein seiner Repulsoren warf seltsame, tanzende Schatten über die schmale Landstraße. Der Schwebewagen landete hart. Eine der hinteren Türen sprang auf, und eine große, nur undeutlich zu erkennende Gestalt wurde nach draußen geworfen. Im nächsten Augenblick schoß der Schwebewagen wieder hinauf in den Himmel und verschwand.
Wächter stürzten aus der Villa zu dem Neuankömmling und umringten ihn. Kalenda griff nach ihrem Makrofernglas.
Die Gestalt sprang auf, und sie sah, daß es Han Solo war. Er wirkte ziemlich mitgenommen.
Kalenda fluchte lautlos. Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Jemand wollte ihnen damit eine weitere Nachricht zukommen lassen, und obwohl sie sie nicht lesen konnte, war klar, daß sie nicht freundlich gemeint war.
Die Lage spitzte sich zu.
13
Gespräche im Fackelschein
Das Abendessen lag hinter ihnen, und es war keine heitere Angelegenheit gewesen. Die Versorgung von Hans Wunden hatte den Zeitplan durcheinandergebracht und was eigentlich als geselliges Beisammensein gedacht war, hatte sich mehr zu einem Kriegsrat entwickelt.
Der Lärm, der von draußen hereindrang, war auch nicht besonders hilfreich. Trotz der Tatsache, daß sie sich im sechsten Stock des schallisolierten Corona-Hauses befanden, der offiziellen Residenz des Generalgouverneurs, waren die Parolen und die Gesänge der Demonstranten zu laut, um ignoriert werden zu können. Inzwischen hatten sie sich ins private Arbeitszimmer des Generalgouverneurs zurückgezogen, und hier war der Lärm sogar noch lauter. Keiner tat mehr so, als würde er ihn nicht hören. Statt dessen verfolgten sie das Geschehen vom Fenster des Arbeitszimmers aus, nachdem sie das Licht im Raum gedämpft hatten, um besser sehen zu können und selbst weniger aufzufallen. Die Fenster sollten blastersicher sein, aber es hatte keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen. Die Flammen der flackernden Fackeln erhellten ihre Gesichter, während sie den Marsch des Pöbels beobachteten.
Generalgouverneur Micamberlecto blickte aus dem Fenster und betrachtete bekümmert das Spektakel, das sich unten abspielte. »Da sind sie wieder«, sagte er. »Sie kommen inzwischen jede Nacht. Und ich wage nicht, ich wage es einfach nicht, die Corellianischen Verteidigungsstreitkräfte oder den planetaren Sicherheitsdienst zu Hilfe zu rufen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie noch auf meiner Seite sind. Wenn ich sie rufe, schließen sie sich vielleicht dem Pöbel an.«
Er seufzte und lehnte sich mit der schmalen Schulter an den Fensterrahmen, während er die aufgebrachten Demonstranten im Auge behielt. Für Leia war der Klang seines Seufzers trauriger als alles andere. Es war ein so müder Laut, so voller Resignation, voller derart enttäuschter Hoffnungen, daß es nicht einmal mehr Sinn hatte, sich an sie zu erinnern. Dieser eine kleine Seufzer verriet ihr, daß es keine Hoffnung mehr gab.
Leia und Han standen neben Micamberlecto und beobachteten ebenfalls das Geschehen. Noch immer hingen graue Rauchfahnen in der Luft, und
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