Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corellia 01 - Der Hinterhalt

Corellia 01 - Der Hinterhalt

Titel: Corellia 01 - Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
Vom Netzwerk:
ihre eigenen Söldner. Meistens handelt es sich dabei um ehemalige Imperiumssoldaten, aber es sind auch einige wenige Leute dabei, die früher in den Streitkräften der Republik gedient haben. Doch kaum einer von ihnen steht loyal zu mir oder zur Neuen Republik. Und so wissen die Leute auf der Straße, daß meine Soldaten und Bürokraten meinen Befehlen nicht gehorchen. Unter dem Imperium haben die Generäle und Bürokraten andere einflußreiche Positionen innegehabt. Sie waren Fabrikdirektoren, Geschäftsführer, Mitglieder in den Aufsichtsräten der verschiedensten Unternehmen. Jetzt haben sie zwar ihre imperialen Posten und Einkünfte verloren, besetzen aber immer noch jene anderen Stellen. Wir sagen, das Imperium ist tot, aber hier auf Corellia lebt der Körper weiter, obwohl ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Die kleinen Herren sind noch immer hier und tun, was sie immer getan haben. Aber jetzt sind diese Polizeioffiziere und imperialen Bürokraten niemandem, niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Es gibt keine höhere Autorität, die sie bestrafen könnte, wenn sie zu weit gehen. Und sie haben festgestellt, daß es ihnen so gefällt. Sie können Rache üben, Rache üben für das Leid, das man ihnen vor fünf, zehn, zwanzig oder hundert Standardjahren angetan hat, denn sie wissen, daß keine imperialen Sturmtruppen ihre Tür einschlagen und sie verschleppen werden. Und das ist der Kern des Problems. Endlose Jahre lang hat die starke Zentralregierung verhindert, daß die verschiedenen Völker übereinander herfielen. Das Imperium hatte nicht viel für Nichtmenschen übrig, aber noch weniger mochte es fremdenfeindliche Pogrome. Sie waren schlecht, schlecht fürs Geschäft. Die Leute lernten, daß ihnen Strafe drohte, wenn sie Unruhe stifteten. Also stifteten sie keine Unruhe. Die drei corellianischen Völker lebten friedlich zusammen, weil sie dazu gezwungen wurden. Jetzt zwingt sie niemand mehr zu etwas. Die Zeiten sind schlecht. Sie brauchen einen Sündenbock. Und alle sehen in der jeweils anderen Spezies den Sündenbock. Während des Krieges mußten sich die Corellianer zwischen der Allianz mit der Republik und der Lehnstreue zum Imperium entscheiden. Jetzt fragen sich die Angehörigen aller Völker im corellianischen System: Warum brauchen wir überhaupt eine von außen eingesetzte Autorität?« Micamberlecto deutete zum Fenster. »Sie fragen sich: Warum sollen wir in der Neuen Republik bleiben, wenn sie nicht für Ordnung sorgen kann? Warum verfahren wir nicht nach dem Prinzip ein Planet, eine Regierung? Oder ein Kontinent beziehungsweise ein Volk, eine Regierung?«
    Han schüttelte bedrückt den Kopf. »Ich will es einfach nicht glauben. Wenn ich aus dem Fenster blicke kann ich es sehen. Ich weiß, daß es geschieht. Aber ich glaube es nicht. Ich bin in einem vereinigten corellianischen Sektor geboren und aufgewachsen...«
    »Aber so war es nicht«, unterbrach Leia. »Micamberlecto hat doch deutlich gemacht, daß die Corellianer vom Imperium gezwungen wurden, so zu tun, als wären sie vereinigt und würden in Frieden miteinander leben.«
    »Und jetzt müssen sie - wir - nicht mehr so tun. Unglaublich.«
    »Unglaublich vielleicht, aber sicherlich ist dies richtig. Die Fünf Brüder, die bewohnten Welten des Corell-Systems, stehen am Rand der Anarchie. Die Jahrhunderte des erzwungenen Friedens zwischen den drei führenden Völkern - Menschen, Selonianer und Drall - sind zu Ende.«
    Leia musterte ihren Mann, und auch ohne ihre Fähigkeit in der Macht sah sie seinen Schmerz, seine Fassungslosigkeit, seine Erschütterung. Der Anblick, der sich ihnen hier bot, war für sie schon schlimm genug gewesen. Sie konnte sich vorstellen, wie Han es empfand. Aber für Leia waren Micamberlectos Worte weitaus beunruhigender als der Mob auf der Straße. Ihr ganzes Leben hatte sich im Spannungsfeld zwischen der Republik und dem Imperium abgespielt. Die Frage war immer gewesen, wer die Zentralautorität sein sollte, nicht, ob es eine Zentralautorität geben sollte. Hier und jetzt war alles anders. Die Idee, es allein zu versuchen, faßte immer mehr Fuß. Man brauchte wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie schnell sie sich ausbreiten würde.
    »Micamberlecto, wir dürfen nicht zulassen, daß so etwas geschieht«, sagte sie. »Wenn der corellianische Sektor zerfällt, könnte sich der Separatismus weiter ausbreiten - und ins Chaos führen.«
    »Er hat sich längst ausgebreitet«, erklärte Micamberlecto in einem noch bedrückteren

Weitere Kostenlose Bücher