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Corellia 01 - Der Hinterhalt

Corellia 01 - Der Hinterhalt

Titel: Corellia 01 - Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
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die Puppe, die Micamberlecto darstellen sollte, schwelte noch immer, obwohl sie inzwischen so zertrampelt war, daß man sie kaum noch erkennen konnte.
    Die Demonstranten, allesamt Menschen, fast ausschließlich Männer, trugen Fackeln, während sie im Kreis um das Corona-Haus marschierten. Die Fackeln rauchten ebenfalls, und der Rauch hing schwer in der windstillen Luft, raubte allem seine Farbe und ließ die Nacht dunkler erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Wer keine Fackel hatte, trug Spruchbänder und Transparente mit drall- und selonianerfeindlichen Parolen.
    Der Gesang - sofern man dies als Gesang bezeichnen konnte - wurde wieder lauter. Der Text war derb, obszön und eindeutig gegen die Neue Republik gerichtet. Das Lied erreichte seinen Höhepunkt, die Demonstranten grölten die letzte und beleidigendste Strophe und brachen in zufriedenes Gejohle aus.
    »Sie werden weitermachen, sie werden auf diese Weise noch eine Weile weitermachen«, sagte Micamberlecto. Er sprach Basic mit einem kaum hörbaren Akzent, aber Grammatik und Satzbau erinnerten zuweilen an seine frozianische Herkunft - was sich am deutlichsten an seiner Neigung bemerkbar machte, einen Satzteil zu wiederholen, um dessen Bedeutung zu unterstreichen. »Sie werden noch eine Weile marschieren, eine Weile«, fuhr der Generalgouverneur fort, »aber nach meinen bisherigen Erfahrungen dürfte dies das Ende der Demonstration sein. Wir haben alles gesehen, was zu sehen war. Sie werden noch eine Weile singen und Parolen schreien und sich dann betrinken und Schlägereien anzetteln und ein paar Schaufensterscheiben einschlagen und dann dorthin verschwinden, woher sie gekommen sind - bis zum nächsten Mal. Bis zum nächsten Mal. Aber ich bezweifle, daß es heute nacht auf den Straßen sicher ist.« Micamberlecto schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich fürchte, Sie haben sich nicht gerade den idealen Ort für Ihren Urlaub ausgesucht.«
    Micamberlecto war ein Frozianer, und die Frozianer waren nicht gerade für ihre optimistische Lebenseinstellung bekannt. Niemand konnte ihre Integrität, ihre Ehrlichkeit oder ihren Eifer anzweifeln, aber sie waren eine recht melancholische Rasse. Anderseits schien es im Moment auch keinen Grund zum Optimismus zu geben. »Es sieht nicht gut aus«, sagte Leia.
    »Nein, sieht es nicht«, bestätigte Micamberlecto, als er sich vom Fenster abwandte und wieder an seinen überdimensionalen Schreibtisch setzte. Er war ein typischer Frozianer - groß, hager, eine richtige Vogelscheuche, um ein Drittel größer als Han. Frozianer waren eine humanoide Spezies, aber mit überlangen Gliedern. Das zusätzliche Gelenk in ihren Armen und Beinen ließ ihre Bewegungen auf den ersten Blick nicht besonders anmutig erscheinen. Für menschliche Augen sahen die Frozianer aus, als hätten sie sich alle Arme und Beine gebrochen. Zu erleben, wie sich Micamberlecto mit doppelt verschränkten Armen - er hatte zwei Ellbogen - auf einem Stuhl förmlich zusammenfaltete, war in der Tat ein sonderbarer Anblick.
    Micamberlecto war am ganzen Körper von einem kurzen, goldbraunen Fell bedeckt. Er hatte keine erkennbaren Ohren, und seine dunkelbraunen Augen standen weit auseinander. Seine Nase saß an der Spitze seiner weit hervorstehenden Mundpartie. Der Mund war schmal und lippenlos, als hätte er eingesehen, daß es sinnlos war, mit dieser prominenten Nase zu konkurrieren. Lange schwarze Schnurrhaare wuchsen rechts und links von seiner Mundpartie und bildeten eine Art riesigen stacheligen Schnurrbart, der breiter war als sein Gesicht. Er wackelte nachdenklich mit der Nase, und die Schnurrhaare tanzten wild auf und ab.
    »Ist es immer so schlimm?« fragte Han.
    »Ja und nein«, antwortete Micamberlecto. »Bedenken Sie, selbst heute, heute nacht, herrschen in fünfundneunzig Prozent von Coronet City Ruhe und Ordnung. Vier Blocks von hier weiß wahrscheinlich niemand etwas von dieser Demonstration. Aber früher konnte ich meinen Besuchern versichern, daß die Stadt zu neunundneunzig Prozent ruhig ist. Die Lage verschlimmert sich immer mehr. Bei Froz, ich wünschte, wir könnten den Handelsgipfel verschieben. Aber es ist zu spät. Zu spät. Die Delegierten sind bereits auf dem Weg, und wir von der Neuen Republik können uns keinen weiteren Gesichtsverlust im corellianischen Sektor erlauben. Nein, das können wir nicht.«
    »Ich fürchte, ich muß Ihnen in diesem Punkt zustimmen, Freund Micamberlecto«, sagte Leia über die Schulter hinweg, während sie den Weg

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