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Corellia 01 - Der Hinterhalt

Corellia 01 - Der Hinterhalt

Titel: Corellia 01 - Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger McBride Allen
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des Fackelzuges um das Gebäude verfolgte. »Wir wußten nicht, daß die Dinge so schlimm stehen. Wir sollten den Gipfel absagen, aber wir können es nicht.«
    »Aber wie ist das alles möglich?« fragte Han, während er dem Fenster den Rücken zukehrte. Er zuckte zusammen, als er den Kopf drehte, und seine Bewegungen waren steif. Offensichtlich hatte er noch immer Schmerzen. »Niemand scheint in der Lage zu sein, diese Frage zu beantworten. Dies sollte ein reicher Planet sein, ein reicher Sektor. Er verfügt über alle erforderlichen Rohstoffe, eine ausgebildete Bevölkerung und genügend Investitionskapital. Früher war er reich und friedlich. Was ist schiefgegangen?«
    Micamberlecto zuckte die Schultern. »Auf Froz haben wir ein Sprichwort: ›Die Lage ist schlecht, wenn es mehr Fragen als Antworten gibt, aber schlimmer ist sie, wenn es mehr Antworten als Fragen gibt.‹ Sie stellen mir eine Frage, aber ich könnte Ihnen Dutzende, ja, Hunderte Antworten geben.« Er streckte einen langen Arm nach dem Fenster und den Demonstranten aus, die unten marschierten. »Ich frage mich, ob einer unserer Freunde dort draußen eine, nur eine Antwort kennt. Was mich betrifft, ich könnte Ihnen von der schlechten Wirtschaftslage erzählen, den Enttäuschungen oder der Wut der Leute oder der grassierenden Intoleranz, wenn Sie möchten.«
    »Das trifft alles zu«, meinte Leia, »aber es sind nur Symptome, nicht die Ursache.«
    »Sehr richtig, sehr richtig. Ja, der wirtschaftliche Niedergang infolge des letzten Krieges ist der unmittelbare Grund für die Unruhen, aber die Wurzeln reichen tiefer, tiefer. Da es keine starke, von außen eingesetzte Regierung gibt, die den Frieden aufrechterhalten könnte, kriechen die Unzufriedenen und die Unruhestifter aus allen Löchern. Und damit meine ich nicht nur unsere Freunde dort draußen. Bei den anderen Völkern sieht es genauso aus. Die Drall, die Selonianer und die Menschen haben alle ihre eigenen Demagogen hervorgebracht. Und sie versuchen alles, um sich gegenseitig zu dämonisieren. Aber all diese Antworten sagen uns nichts. Ihre Fragen beziehen sich nur auf die Symptome, nicht auf die Krankheit. Ich glaube, Ihre Frage müßte lauten: Warum ist es nicht schon früher, viel früher geschehen?«
    Han runzelte die Stirn und ließ sich in einen Sessel vor Micamberlectos Schreibtisch fallen. »Fahren Sie fort«, bat er.
    »Es ist eine einfache Frage«, sagte Micamberlecto. »Ich frage: Was hat sich verändert und dieses Chaos erst möglich gemacht? Und die Antwort ist einfach: der Zusammenbruch des Imperiums. Es gibt keine überlegene Macht mehr, die alle zwingt, sich anständig zu benehmen. Für lange Zeit hielt sie eine Waffe an Corellias Kopf. ›Gebt vor, daß ihr euren Nächsten liebt, oder wir töten euch‹, sagte das Imperium. Keine andere Meinung, keine andere Meinung war erlaubt. Wer oben war, wurde unterstützt, wer unten war, wurde unterdrückt. Keine Veränderung war möglich. Nur die Wirtschaft brach zusammen, aufgrund der unterbrochenen Handelsbeziehungen, und alle wurden ärmer. Das verschlimmerte die Krise, löste sie aber nicht aus.«
    Leia sah aus dem Fenster, hinunter in die Nacht und zu den Lichtern des fernen Fackelzugs. Sie drehte dem Fenster den Rücken zu, durchmaß das Zimmer und nahm neben Han Platz. »Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt, worauf Sie hinauswollen, aber machen Sie weiter«, sagte sie.
    »Jahrtausendelang haben alle Völker des corellianischen Sektors unter der monolithischen Regierung der Alten Republik und anschließend unter dem Imperium gelebt. Aber dann begann der Krieg, und das Imperium zerfiel. Es gab hier einige Kämpfe, aber nicht sehr heftige. Hier brach das imperiale System von selbst zusammen. Es erschlaffte wie ein Ballon, der langsam die Luft verliert. Nach dem Untergang des Imperiums wurde der Sektor weitestgehend sich selbst überlassen. Unsere wundervolle Neue Republik ernannte mich zwar zum Generalgouverneur, aber wen oder was soll ich regieren? Wo sind meine Machtmittel? In den letzten Jahren haben die Corellianer mich zunehmend ignoriert. Ich habe einen gewaltigen, gewaltigen Mangel an ausgebildeten, politisch zuverlässigen Leuten. Es gibt nicht genug aktive, prorepublikanisch eingestellte Leute, um alle Regierungsämter zu besetzen oder die internen Sicherheitskräfte mit Personal zu versorgen. Ich mußte ehemalige imperiale Bürokraten und Soldaten einstellen. Schlimmer noch, fast alle dieser abtrünnigen Gruppen haben

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