Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Kinder der Kings bekamen sehr viel von dem mit, was um sie herum vorging. Während der Kubakrise sagte Yoki: „Wenn sie weiter über Kuba reden, werde ich keine 17 Jahre alt. Ich will nicht in die Luft gejagt werden.“
Coretta versuchte schnell, ihre Tochter zu beruhigen. Sie erinnerte Yoki daran, dass sie selbst erst im vorigen Jahr als eine von 50 Mitgliedern der Frauenorganisation Women’s Strike for Peace 8 ( WSP ) nach Genf gereist war, um mit den führenden Köpfen der Nationen zu sprechen. Die Frauen wollten diese dazu bewegen, ihre Meinungsverschiedenheiten ohne militärische Mittel zu lösen.
„Du wirst bestimmt 17, Yoki, und sogar noch älter“, versicherte Coretta ihrer Tochter.
Yoki dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. „Weißt du was, Mami, eins kann ich dir sagen, du solltest froh sein, dass du lang genug gelebt hast, um erwachsen zu werden.“
Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Coretta Yoki eine Antwort schuldig blieb.
Coretta wurde oft gefragt, was sie sich für ihre Kinder wünschte. Sie antwortete stets: „Ich möchte, dass meine Kinder keine Vorurteile gegen andere Menschen haben und dass sie sich mit ihrer Rasse identifizieren und stolz auf sie sein können. Ich möchte, dass sie nie unterdrückt werden, dass sie sich nie von anderen das Gefühl geben lassen, sie seien weniger wert oder nicht gleichwertig. Ich möchte, dass sie einen eigenen Charakter besitzen, dass sie das Bewusstsein haben, ,jemand zu sein‘, wie Martin es genannt hat. Ich träume davon, dass meine Kinder erwachsen werden und ihre Kinder aufziehen in einer Welt, die von schöpferischem Mitgefühl und einer allumfassenden Fürsorge geprägt ist.“
6 Beständiger Glaube
Die große Kraft, die Coretta Scott King in ihrem Leben antrieb, war ihr tiefer Glaube an Gott. Dieser Glaube fand ständig Nahrung in den unvorstellbaren Dingen, die sich ereigneten. Coretta war davon überzeugt, dass Gott durch Menschen wirkt. Zum Beispiel sagte sie über John F. Kennedys Eingreifen, als Martin in Ketten ins Staatsgefängnis Reidsville gebracht worden war: „Das ist wieder ein Zeichen von Gottes Handeln – eins von etlichen Zeichen, die ich in meinem Leben erfahren habe. Es gab Momente, in denen mein Glaube sehr angefochten war und in denen ich fast verzweifelte. Aber irgendwie ist in diesen schwarzen Momenten immer wieder eine Hoffnung aufgetaucht, ein Lichtstrahl, der meinen Weg erhellte. Ich kann weitergehen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass es eine gerechte Sache ist, der ich mein Leben geweiht habe, und weil ich fest daran glaube, dass die Gerechtigkeit siegen wird. Wahrheit und Tugend werden den Triumph davontragen.“
„Wenn ich auf meine Lebensumstände und Erfahrungen zurückschaue, bin ich mir sicher, dass alles so kommen musste“, so Coretta. Sie sah ihren Dienst und die Bedeutung, die ihr Leben erhalten hatte, nicht als etwas an, das sie selbst angestrebt hatte, sondern als etwas, das „über sie gekommen war“.
Corettas Überzeugung war typisch für die gewaltfreie Bürgerrechtsbewegung der Südstaaten. Sie war nicht die Einzige von den frühen Mitgliedern der Bewegung, die spürte, dass ihr Leben ohne ihr Zutun in diese Richtung gelenkt worden war. Viele Bürgerrechtler haben den Eindruck, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und dass dies die Antwort auf die verzweifelten Gebete der Sklaven und Afroamerikaner in den Jahren ihrer Unterdrückung in Amerika war.
Natürlich spielten Pastoren als Führer in den Kämpfen der Südstaaten eine entscheidende Rolle, und deshalb war es kein Wunder, dass die ganze Bewegung religiös gefärbt war. Die afroamerikanischen Geistlichen waren oft die Einzigen, die die nötige Freiheit besaßen, um den Kampf der Bürgerrechtsbewegung anzuführen. Sie bezogen ihr Gehalt von der afroamerikanischen Gemeinde. Ein Lehrer, ein Hausmädchen oder jeder andere Arbeiter hätte einfach entlassen werden können.
Die Pastoren der Südstaaten waren, unabhängig von Martin Luther King jr., die führenden Köpfe der Bewegung, und das wäre auch ohne ihn so geblieben. Aber Martin besaß eine außergewöhnliche Begabung. Er konnte die Anführer leiten, und er war ein weiser Mann. Er konnte einen Menschen mit seinen Eigenschaften und Schwächen einschätzen und das vorhandene Potenzial bestmöglich einsetzen. Er war der Mittelpunkt einer Gruppe von Aktivisten, die ohne ihn wahrscheinlich nicht zusammengehalten hätten.
Mit der falschen Person
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