Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
an der Spitze der Afroamerikaner in den Südstaaten hätte es zu einem Massenmord an den Afroamerikanern kommen können, so wie es in Vicksburg/Mississippi am 7. Dezember 1874 geschehen war. Dort waren 35 Afroamerikaner von Weißen getötet worden. Es gab genügend Weiße, die keine Skrupel hatten, Gewalt und Waffen einzusetzen, um Afroamerikanern zu zeigen, an welchen Platz sie gehörten.
Martin nutzte seinen weisen Blick und seine gute Einschätzung der Mitstreiter, um einen Mann zu seiner Unterstützung auszuwählen, der die religiöse Stimmung der Bewegung zum Ausdruck bringen konnte und der ganz gut mit der Persönlichkeit der anderen Männer harmonierte: Ralph David Abernathy. Abernathy drängte sich nie in den Vordergrund, sondern war immer darauf bedacht, dass Martin als Leiter zum Zug kam. Er legte keinen Wert auf öffentliche Anerkennung, war sehr loyal und besaß viel Humor. Wenn es Ärger gab, reiste Abernathy voraus und glättete die Wogen, sodass Martin sich nicht mit zweitrangigen Problemen herumschlagen musste, wenn er dann eintraf.
In den Jahren der Kämpfe geschahen Dinge, die den Großteil der Amerikaner entsetzten und zum Nachdenken veranlassten, während sie bei den Gläubigen nur bewirkten, dass ihre Überzeugung und Entschlossenheit wuchsen. Sie gingen auf die Straße, um gegen die Diskriminierung zu protestieren und den Mythos zu zerstören, die Afroamerikaner wären mit ihrer gegenwärtigen Lage zufrieden.
1961 organisierte die Bürgerrechtsbewegung CORE ( Congress of Racial Equality ) 9 einen so genannten Freedom Ride , eine Tour mit Bussen und Zügen in den Südstaaten. Als die ersten Busse des Freedom Ride in Jackson/Mississippi einrollten, war jeder an Bord bereit zu sterben, damit für andere die Freiheit möglich würde. „Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für die Freunde hingibt“, heißt es im Johannesevangelium, und dieser Vers beschreibt die Hingabe, mit der die Teilnehmer des Freedom Ride erfüllt waren.
In Anniston/Alabama hatten die Weißen einen Bus zerstört und die Insassen zusammengeschlagen. Ein weißer Professor aus Detroit trug durch die Misshandlung eine lebenslange Lähmung davon. Die Weißen in den Südstaaten reagierten wesentlich aggressiver auf weiße Teilnehmer der Proteste als auf afroamerikanische. Es schien ihre Wut noch zu steigern, wenn ein Weißer sich für einen Afroamerikaner einsetzte. Wenn so ein Weißer nicht schon vorher verprügelt wurde, drohte ihm das spätestens im Gefängnis durch die anderen weißen Inhaftierten in den nach Rassen getrennten Zellen. Ein afroamerikanischer Demonstrant wurde dagegen zu den anderen Afroamerikanern gesperrt, und diese wussten, dass sie unabhängig von den näheren Umständen alle im selben Boot saßen.
Mississippi galt als der Staat, in dem Afroamerikaner am schlechtesten behandelt wurden. Die Bereitschaft, einen Afroamerikaner umzubringen, weil er sich angeblich zu dreist verhalten hatte, war wesentlich größer als in jedem anderen Bundesstaat. Als man die Flüsse in Mississippi auf der Suche nach drei ermordeten Bürgerrechtlern durchsuchte, wurden die Leichen etlicher anderer Afroamerikaner gefunden, die Mordopfer geworden waren.
Nachdem die Teilnehmer des Freedom Ride bereits mit so viel Aggression konfrontiert worden waren und der Staat Mississippi in dieser Hinsicht einen sehr schlechten Ruf hatte, zweifelte kaum jemand daran, dass die Leute in den Bussen alle umkommen würden. Zu Hause bereiteten die Ehefrauen sich und ihre Kinder schon darauf vor.
Als schließlich die Nachricht die Runde machte, die Demonstranten seien festgenommen worden, aber sie seien alle unverletzt, wurde allein die Tatsache, dass sie überlebt hatten, als Wunder gefeiert. Wieder war der Glaube gestärkt worden.
Die Freedom Rides bauten die Diskriminierung im zwischenstaatlichen Verkehr ab, obwohl einige Bürgerrechtler sehr schnell betonten, dass die erkämpften Rechte – das Recht, frei zu reisen, zu essen und Toiletten und Motels zu benutzen – nur deshalb gewährt wurden, weil Busse am interstaatlichen Verkehr beteiligt waren, und nicht etwa, weil Afroamerikaner plötzlich als menschliche Wesen angesehen wurden.
Zu Beginn des Jahres 1961, als dort gerade Streikaktionen im Gange waren, wurde ein Bombenanschlag auf das Haus des Anwalts Alexander Z. Looby in Nashville verübt. Die Explosion verwüstete das Haus und zerstörte die Fensterscheiben der Fisk University und der Meharry Medical School. Eine lokale
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