Corina 01 - Dämonisch verführt
Schutzzaubern?«
»Sie fielen eben aus und…« Radu unterbrach sich, als die Fenster plötzlich dunkel wurden, als hätte sich die Nacht zu einer Zugabe entschlossen. »Da stimmt was nicht«, sagte er klugerweise.
Ich erreichte die Fenster eine halbe Sekunde vor Louis-Cesare. Der Anblick, der sich mir dort bot, war nicht sonderlich ermutigend. Grün-schwarze Wolken brodelten am Himmel, durchsetzt von silbernen Streifen. Der Luftdruck nahm in deutlich spürbaren Wellen zu, und ich dachte an eine Schlange, die ihren Leib immer enger um ihr Opfer zusammenzog. Ein Blitz traf drei dekorative Palmen bei der Zufahrt und spaltete eine von ihnen. Das Donnern ließ den Boden erzittern, und ich fühlte die Vibration durch die Füße bis in den Kopf.
»Um diese Zeit des Jahres gibt es normalerweise keine Gewitter«, sagte Radu hinter mir. Ich antwortete nicht und war zu sehr damit beschäftigt, Schemen zu beobachten, die sich im Weingarten hinter dem Haus bewegten. Dunkle Gestalten entfalteten ledrige Schwingen wie fransige Tücher im Wind. Mir lief es plötzlich kalt über den Rücken.
»Radu, als du eben gesagt hast, die Schutzzauber hätten versagt .... Welche hast du damit gemeint?« Die Schemen näherten sich dem Haus und glitten mit den langsamen Flügelschlägen großer schwarzer Vögel dem Fenster entgegen. Weiter unten sah ich, wie etwas mit schwertartigen Krallen am Stuck nach Halt suchte. Die Kreaturen aus Radus Menagerie waren ausgebüchst.
»Alle«, antwortete Radu. Er trat näher, um zu sehen, wohin mein Blick ging. »Sie haben eine gemeinsame Energiequelle und…«
Ein vogelartiger Kopf auf einem gewundenen Hals knallte ans Fenster, und die Scheibe machte das Gesicht zu einer Fratze. Radu gab einen halblauten Schrei von sich und wankte einen Schritt zurück. Der Kopf verschwand, und eine Klaue schmetterte durchs Fenster, streckte sich an mir vorbei und packte ihn. Ich schlug mit einer Nachttischlampe nach dem Biest, aber sie prallte am ledrigen Fuß des Wesens ab, ohne mehr auszurichten als mir einen stechenden Schmerz durch den Arm zu schicken.
Louis-Cesare ergriff das Bein der Kreatur und zog. Die Flügel steckten in der kleinen Lücke zwischen Fenster und Balkon fest, und dadurch konnte das Geschöpf nicht zu uns herein. Außerdem blockierte es den Zugang für seine Artgenossen, zumindest im Moment. Ich sah ihm in die gelbgrünen Augen, doch nur animalische Intelligenz erwiderte meinen Blick. Ich fragte mich, wo sich die steuernde Kraft befand.
Louis-Cesare hatte Radu nach hinten gestoßen, aus der Reichweite des Wesens. »Reaktiviere die Schutzzauber, schnell!«
»Dann sitzen wir hier mit den Biestern fest!« Das Ding im Fenster begann zu kreischen und zu vibrieren. Mit einem Blick aus dem kleineren Seitenfenster erkannte ich das Problem: Seine Kumpel machten sich mit der gemeinen Rücksichtslosigkeit wilder Hunde über es her und zerfetzten die Flügel so mühelos, als hätten sie nicht mehr Substanz als schwarze Spinnweben.
»Das ist immer noch besser, als ihnen die Möglichkeit zu geben, das Anwesen zu verlassen und über die Bevölkerung herzufallen! Es sind nur dumme Tiere - wir können sie irgendwie einfangen oder erledigen.«
Radu schüttelte den Kopf, und die Furcht in seinem Gesicht wies mich darauf hin, dass nicht nur mir etwas Seltsames bei einigen der Experimente aufgefallen war. Ich entdeckte den Bauernkasack unterm Bett und streifte ihn schnell über. »Gibt es etwas, das du uns sagen möchtest, ‘Du?«
Er schluckte. »Ich kann nicht. Der Senat…« Das Ding fiel kreischend aus dem Fenster, als ihm seine Artgenossen einen Flügel abrissen. Sofort nahmen einige andere seinen Platz ein. Ihre Krallen kratzen übers Geländer des Balkons, und sie knurrten und fauchten, schlugen dabei mit den großen Schwingen.
»Der Senat ist nicht hier!«, erinnerte ich Radu. »Und es geht hier um unsere Arsche! Komm schon, ‘Du - heraus damit!«
Louis-Cesare schlug das Biest mit einem Sessel zurück, den er dann ins zerbrochene Fenster stopfte. Ich warf einen skeptischen Blick auf die Barriere und befürchtete, dass sich die Wesen nicht lange von Holz und Leder aufhalten lassen würden. Der Gedanke war mir kaum durch den Kopf gegangen, als der improvisierte Stöpsel ins Zimmer flog, sich in der offenen Tür zum Flur verkeilte und uns den Rückweg abschnitt. Einem der kleineren Wesen gelang es, ins Zimmer zu kriechen. Louis-Cesare packte es und schloss eine Hand so fest um den Hals, dass die Augen
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