Corina 01 - Dämonisch verführt
den zornigen silbernen Zackenmustern am Himmel. Es malte weiche helle Muster in die Dunkelheit und erlaubte mir, weitere grässliche Geschöpfe zu sehen -
sie machten einen weiten Bogen um uns und näherten sich dem Haus. Louis-Cesares Gesicht starrte auf mich herab, ein bleiches Oval vor dem Schwarz der Nacht, und rief etwas. Doch seine Stimme verlor sich im Prasseln des Regens, und ich konnte mich nicht auf ihn konzentrieren, weil das Wesen angriff.
Es war so, als hätte ich es mit drei Gegnern zu tun und nicht nur mit einem. Ledrige Flügel schlugen mir mit der Wucht von Fausthieben ins Gesicht, Krallen kratzten mir über die Haut, und ein sehr gefährlich aussehender Schnabel bohrte sich dort in den Boden, wo ich eben noch gestanden hatte. Ich schlug mit dem Messer zu, aber das Wesen bewegte sich ungeheuer schnell, mit der Geschwindigkeit eines Vampirs, und die Klinge schnitt nur ein kleines Stück aus einem Flügel. Das Geschöpf hob seine Klauen und den langen, peitschenden Schwanz und warf mir ein herausforderndes Kreischen entgegen.
Mir wurde klar, dass es schneller war als ich. Es schien unmöglich zu sein - normalerweise konnten nur Meistervampire so etwas von sich behaupten -, aber es bestand kein Zweifel daran. Einmal bekam ich es zu fassen, doch der Regen auf der glatten Haut machte es so schlüpfrig wie geöltes Glas, und ich konnte es nicht festhalten.
Einen Moment später spielte es keine Rolle mehr, denn ich musste alle Gedanken an Angriff aufgeben - ich brauchte meine ganze Aufmerksamkeit, um zu vermeiden, von den grässlichen Krallen zerfleischt oder vom rasiermesserscharfen Schnabel aufgespießt zu werden.
Der Umstand, dass die Füße des Wesens den Boden des mit so großer Sorgfalt gepflegten Gartens aufrissen, half mir nicht sonderlich, denn zusammen mit dem Regen entstand dadurch ein glatter, sehr trügerischer Untergrund.
Mit seinem größeren Gewicht war das Wesen im Vorteil, denn dadurch konnte es sich besser ausbalancieren. Ich war nicht so gut dran, zumal ich keine Schuhe trug. Ich wich einer nach mir schlagenden Klaue aus, rutschte durch den Schlamm und fand mich unter dem Bauch des Geschöpfs wieder. Von einem Augenblick zum anderen war der Schwanz da und wickelte sich mir hart wie Granit um den Hals.
Ich nutzte die einzige Möglichkeit, die sich mir bot, und bohrte das Messer in etwas, das sich wie ein dicker Weinschlauch anfühlte, außen ledrig, innen weich. Blut spritzte, und seilartige Eingeweide fielen mir entgegen, eine klebrige, eklige Masse. Ich versuchte, mich daraus zu befreien, aber das Wesen war noch nicht tot; sein Schwanz schloss sich noch fester um meinen Hals und schnürte mir die Luft ab.
Immer wieder stieß ich mit dem Messer zu, und schließlich gelang es mir, den Schwanz durchzuschneiden.
Erleichtert schnappte ich nach Luft. Aber obwohl ich jetzt frei war, wohin sollte ich mich wenden? Ich durfte nicht in Reichweite des verdammten Schnabels kommen, und das grenzte meinen Bewegungsspielraum ein.
Der große Körper war über mir zusammengesackt. Ich schnitt die lederne Haut noch weiter auf, kroch hinein und bahnte mir einen Weg nach oben. Ich konnte nichts sehen, und das Atmen wurde wieder unmöglich. Blind kämpfte ich mich durch die Innereien des Wesens, mit dem Messer vor mir - ich zerschnitt alles, was sich mir in den Weg stellte. Ich fühlte es in den Armen, als ich auf Knochen traf, und zog mich hoch. Rippen gaben nach, Fleisch teilte sich, und das Wesen fiel. Seine Zuckungen warfen mich hin und her, und ich hörte sein Kreischen, gedämpft vom sterbenden Körper um mich herum.
Die Bewegungen ließen schließlich nach, aber ich hatte in all dem Durcheinander das Messer verloren. Mit bloßen Händen riss ich an dem Gewebe in meiner Nähe. Die Zeit wurde knapp - ich würde ersticken, wenn ich nicht bald Luft bekam -, aber ich wusste auch, dass ich von all dem Blut für einen Moment blind sein würde, wenn ich den Körper verließ. Ich musste sicher sein, dass das Biest zu keinem weiteren Angriff in der Lage war, denn sonst erwischte es mich vielleicht doch noch.
Ich griff nach etwas, riss und zog, aber meine Kräfte ließen rasch nach, und ohne das Messer konnte ich keinen großen Schaden anrichten. Der Körper des Wesens war inzwischen zur Ruhe gekommen, und meine Lunge brannte.
Sie forderte mich auf, das Risiko einzugehen und hinauszukriechen, solange ich noch konnte. Ich machte kehrt und stellte schnell fest, dass ich ein neues Problem hatte. Das
Weitere Kostenlose Bücher