Corina 01 - Dämonisch verführt
aus den Höhlen traten.
»La salle de bains, vite!« Er deutete zur Badezimmertür, und ich stieß Radu einfach hindurch. Im Bad gab es eine Verbindungstür zum nächsten Raum, der sich als Louis-Cesares Schlafzimmer erwies.
Unglücklicherweise fand am dortigen Fenster ein ähnlicher Angriff statt. Die Scheibe war zertrümmert, und Wind schleuderte mir Regen ins Gesicht, als ich Radu in Richtung Flur schob. Ich schaffte es nicht dorthin. Eine lange Greifklaue streckte sich mir entgegen und riss mich von den Beinen.
Ich erlebte einige sehr desorientierende Sekunden, als das Vogelwesen vom Balkon sprang. Einer meiner Füße geriet in Kontakt mit dem eisernen Geländer, und es gelang mir, ihn dahinterzuhaken. Mir wurde fast das Bein abgerissen, als das Geschöpf mit den großen Flügeln zog und versuchte, mich mit sich zu zerren. Es kreischte zornig, und seine Schwingen wehten mir Regen entgegen. Die andere Klaue traf mich an der Brust, so heftig, dass die Luft aus meiner Lunge entwich und sich meine Kehle und Nasennebenhöhlen mit Säure füllten. Blitze flackerten, der Himmel bebte, und ich konnte nicht atmen.
Ich ließ los, aber bevor das Geschöpf vorankommen konnte, rammte ihm jemand ein scharfkantiges Stück Glas in die dünne ledrige Haut, die sich über seinem Brustkasten spannte. Für einen Augenblick erschien ein langer roter Riss in der schwarzen Haut, und dann wusch der Regen ihn fort. Mir blieb ein Moment, in dem ich sah, wie Radu meine Hand ergreifen wollte. Dann wich die Klaue zurück, und ich fiel.
Auf halbem Weg zum Boden verharrte ich plötzlich. Jäher Schmerz von Krallen, die sich mir in die Wade bohrten, wies mich darauf hin, dass ich nicht auf wundersame Weise gerettet worden war. Eine knöcherne Klaue hielt mich drei oder vier Meter über dem Boden, und ich baumelte hilflos hin und her. Genau eine Sekunde hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, was ich ohne eine Waffe anstellen konnte, und dann brannte weißglühende Pein durch meinen Rücken. Eine zweite Klaue hatte mich an den Schultern gepackt, und ihre Krallen bohrten sich tief ins Fleisch. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, als die beiden Vogelwesen mich in unterschiedliche Richtungen zogen. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen: Wenn es so weiterging, würde der Streit damit enden, dass es mich entzwei riss.
Ein Messer mit langem Griff kam aus dem Nichts und schnitt durch die Kehle des Wesens, das mich an der Wade hielt. Leider zog es seine Klaue nicht zurück, bevor es zu Boden stürzte - es zog nicht nur mich mit sich, sondern auch das zweite, größere Geschöpf. Der Aufprall war so hart, dass mir die Zähne klapperten, obwohl ich noch eine einigermaßen weiche Unterlage hatte: die erste, sterbende Kreatur. Ich zog das Messer aus den Resten des Halses, aber obwohl ich jetzt eine Waffe hatte, war es schwer, etwas zu treffen, das man nicht sah. Die tief in meine Schultern gebohrten Krallen verhinderten, dass ich mich meinem zweiten Gegner zuwenden konnte.
Zum Glück hielt eins der anderen Wesen meinen Widersacher für abgelenkt und stürzte sich auf ihn. Die Krallen lösten sich aus meinen Schultern, und ich drehte mich um, stieß das Messer tief zwischen die Rippen und zielte nach oben. Ich fühlte einen kurzen Widerstand, als die Klinge durchs Herz schnitt. Der große Muskel schlug noch einmal, dann krampfte sich das Vogelwesen zusammen und fiel, wobei es mich fast unter sich zermalmte. Ich zog das Messer aus seinem Leib, sprang zurück und widmete meine Aufmerksamkeit dem neuen Angreifer. Lieber Himmel, wie viele von diesen Geschöpfen trieben sich hier herum?
Dieses Exemplar war größer als die anderen, so groß, dass es mit seinen langen Flügeln nichts anfangen konnte - es musste darauf warten, dass Opfer zu Boden fielen. Opfer wie ich. Langsam schlichen wir um das sterbende Wesen, das noch röchelnd atmete. Blut und strömender Regen machten das Messer so glitschig, dass es mir aus der Hand zu rutschen drohte. Zu allem Unglück schien mein jetziger Kontrahent intelligenter zu sein als die anderen. Er hatte nicht die menschlichen Augen, die beim Anführer so beunruhigend gewesen waren, aber er maß mich dennoch mit einem berechnenden Blick und schien zu hoffen, dass ich irgendeinen Fehler machte. Einer genügte, befürchtete ich.
Mit dem Ausfall der Schutzzauber war die Elektrizität zurückgekehrt, und alle Außenlampen brannten. Das behaglich wirkende goldene Licht bildete einen seltsamen Kontrast zu
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