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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Wesen war auf seinen Bauch gesunken, und dadurch hatte sich die Wunde geschlossen, die den einzigen Ausgang für mich darstellte. Ich drückte von innen, doch die ledrige Haut trotzte allen meinen Versuchen, sie von innen zu durchdringen. Sie dehnte sich, hielt aber stand, und ich spürte, wie meine Kräfte erlahmten, als sich von Sauerstoffmangel bewirkte Schwäche in mir ausbreitete.
    Eine meiner suchenden Hände fand etwas Weiches mit vertrauter Elastizität. Ich biss es auf, steckte den Kopf durch die Öffnung und atmete ein. Ich hatte mich nicht getäuscht: Die Lunge des Wesens enthielt genug Luft für einen Atemzug. Die Luft war feucht und stank, aber für meine eigene Lunge fühlte sie sich herrlich an.
    Dadurch gewann ich etwas Zeit, wenn auch nicht viel. Ich hatte noch immer das Gefühl, mich durch zähe Melasse zu bewegen. Schließlich berührte meine Hand einen langen, scharfen und harten Gegenstand, und ich schloss sie darum wie um eine Rettungsleine, obgleich mir die Klinge in die Haut schnitt. Ich trachtete danach, sie zu drehen und die Schneide an die zähe Haut zu drücken, als plötzlich ein Loch in die Dunkelheit geschnitten wurde. Eine Kaskade aus Wassertropfen spritzte mir entgegen, und dankbar atmete ich kalte, nach Regen riechende Luft.
    »Dorina!« Ich wurde nach draußen gezogen, und mein Körper löste sich mit einem schmatzenden Geräusch aus dem des Wesens. »Dorina!« Ich hatte Blut in den Ohren und konnte kaum etwas hören, aber irgendwie gelang es mir, Louis-Cesares Stimme zu identifizieren. Mühsam zwang ich die Lider nach oben und blinzelte der Himmel weiß was zur Seite, und er schlang die Arme um mich. Sein rechter Arm war bis zur Schulter rot, die Hand des anderen Arms voller Schleim. Nie zuvor hatte ich mich so sehr darüber gefreut, jemanden zu sehen.
    »Ich bin in Ordnung«, krächzte ich und fragte mich, ob das stimmte, als sich die Welt um mich drehte. Ich fühlte, wie ich angehoben wurde. In einer Sekunde waren wir neben dem Kadaver des Wesens, in der nächsten beim Haus. Louis-Cesare drückte mich an den Stuck, ergriff mein Gesicht mit einer großen, schmutzigen Hand und küsste mich. Nach einem Moment befreite ich mich, schnappte nach Luft und versuchte, nicht im dichten Geflecht seines nassen Haars zu ersticken. »Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt!«, brachte ich hervor.
    »Est-ce que vous etes folle ?« Es klang schroff.
    »Nicht mehr als du«, keuchte ich und spuckte etwas Weiches aus, das ich mir nicht zu genau ansah. »Und außerdem waren wir schon beim Du.«
    »Ich habe gesagt, dass ich dir helfen würde…« Aus irgendeinem Grund zitterte er.
    Ich hatte einen schlechten Geschmack im Mund und spuckte erneut. Die Spucke war rot, aber ich vermutete, dass es sich nicht um mein Blut handelte. »Was? Dachtest du vielleicht, ein kleiner Vogel könnte mich erledigen?« Ich war so erschöpft, dass ich mich an eine Hauswand lehnte, um nicht zu fallen. »Meine Güte, das war nur eine kleine Aufwärmübung«, sagte ich nach einem weiteren tiefen Atemzug.
    Louis-Cesare brummte etwas, das ich nicht verstand, was vielleicht auch besser war. Ich betastete mich mit zitternden Händen, um sicher zu sein, dass noch alle wichtigen Teile vorhanden waren. Ich schien so weit in Ordnung zu sein, sah man von zahlreichen Kratzspuren ab. Am schlimmsten waren die in meinen lädierten Schultern, denn sie nahmen mir viel Bewegungsfreiheit.
    Ich versuchte, aus dem Kreis von Louis-Cesares Armen zu treten - wir befanden uns unter einem Dachvorsprung, und da ich noch immer von Vogelschleim bedeckt war, stand ich lieber im Regen. Aber er hielt mich fest und richtete einen finsteren Blick auf mich. »Du gehst nirgends hin!«
    »Ach? Willst du ganz allein Radus kleine Schreckensbande einfangen und ihn vor dem schützen, was bereits ins Haus geschlichen ist, und außerdem die Schutzzauber reaktivieren?« Ich deutete über die schattige Landschaft hinweg; hier und da raschelte es bedrohlich im exotischen Gebüsch. Ein Teil davon ließ sich auf den Regen zurückfuhren, aber nicht alles.
    »Ich werde tun, was getan werden muss.« Er war voller Schlamm, und das nasse Handtuch erweckte den Eindruck, gleich von den Hüften zu rutschen, aber trotzdem gelang es ihm, würdevoll zu wirken.
    Ich unterdrückte ein Lächeln und einen sehr unpassenden Kommentar. »Ich kann gut auf mich aufpassen.«
    Er presste kurz die Lippen aufeinander. »Hast du das eben?«
    Ich öffnete die Hand und zeigte ihm das Messer.

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