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Corina 01 - Dämonisch verführt

Corina 01 - Dämonisch verführt

Titel: Corina 01 - Dämonisch verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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frischer Bluterguss, der schmerzte, wenn man ihn berührte. Aber vielleicht war es ein Fehler gewesen, alles zu verdrängen. Wenn ich die Mörderin war, wie ich immer angenommen hatte .... Warum war ich dann nicht voller Blut gewesen? Bei allen anderen hatte ich Blut gesehen, jede Menge. Aber als ich an jenem Morgen meine Schürze glatt gestrichen hatte, war nichts Klebriges an meinen Händen gewesen, und keine Blutflecken an meiner Kleidung. Selbst ich konnte ein derartiges Gemetzel nicht anrichten, ohne Spuren zu hinterlassen, erst recht nicht in einer meiner Berserkerphasen.
    Aber wenn mich keine Schuld traf, hätte ich aufwachen müssen, als es geschehen war. Auch ohne eine besonders scharfe Wahrnehmung wäre es schwer gewesen, bei so etwas zu schlafen. Doch wenn es kein Blut an mir gegeben hatte…
    »Du alles überstanden?«, fragte Olga geduldig. »Lars gleich kommt, wenn wir nicht zurückkehren, und dann er machen wird viel Lärm.«
    Mir fiel plötzlich auf, dass Olga im Gegensatz zu mir nicht zu einem Häufchen - oder einem großen Haufen -
    Elend geworden war. »Warum hat der Zauber keine Wirkung auf dich?«, fragte ich.
    Sie sah mich ruhig an. »Mein Mann heute gestorben und mein Geschäft ruiniert. Was könnte schlimmer sein?«
    Ich wandte verlegen den Blick ab. Dass Benny verheiratet gewesen war, hatte ich gar nicht gewusst. Kein Wunder, dass der Zauber bei Olga nicht wirkte - sie erlebte bereits den schlimmsten Tag ihres Lebens. Welche Erinnerungen auch immer der Zauber weckte, im Vergleich mit der Gegenwart wären sie vermutlich eine Erleichterung gewesen.
    Bei mir hingegen konnte er aus fünfhundert Jahren Albträume frei wählen. Ich spürte noch immer kleine Tentakel des Zaubers, die versuchten, sich in meinen Geist zu bohren, doch die verblüffende, schockierende Erkenntnis, dass die größte Angst meines Lebens vielleicht eine Lüge war, wehrte sie ab. Irgendwann in naher Zukunft wollte ich mich hinsetzen und mir einige schwierige Fragen stellen, aber nicht jetzt.
    Ich sah mich um und stellte fest, dass noch jemand anders in dem Zauber gefangen war. Louis-Cesare kauerte in einer Ecke, mit dem Rücken zu mir. Er musste dicht hinter mir gewesen sein, wenn er es durch den Eingang geschafft hatte, bevor der Zauber den Weg blockierte. Vielleicht wünschte er sich jetzt, langsamer gewesen zu sein.
    Ich beobachtete, wie er schauderte: eine langsame Vibration, die im Kreuz begann und sich den Rücken hinauf ausbreitete. Die zuvor so makellose Lederjacke und die perfekt gebügelte Hose sahen aus, als hätten sich Krallen hineingebohrt, und ein Blick auf die gebrochenen, blutigen Fingernägel beantwortete meine unausgesprochene Frage nach dem Wer. Diese besondere Show schien ihm ebenso wenig gefallen zu haben wie mir.
    Er neigte den Oberkörper vor und zurück und spannte dabei die Rückenmuskeln. Der Vorhang des langen Haars verwehrte mir den Blick in sein Gesicht; ich sah nur die elegante Wölbung des Nackens. Louis-Cesare stöhnte leise und murmelte Worte, die vermutlich jemandem aus seiner Vergangenheit galten. Mein Französisch war einigermaßen, aber er sprach die Worte so undeutlich aus, dass ich sie nicht verstand. Dann lachte er, ein abgehackt klingendes, bitteres Geräusch, wie Glas unter Stiefeln. Es traf meine blank liegenden Nerven wie Fingernägel, die über eine Schiefertafel kratzten. Ich trat zu ihm - in diesem Moment dachte ich nicht und wollte nur dafür sorgen, dass das schreckliche Geräusch aufhörte. Als meine Hand Louis-Cesares Haut berührte, zog es mich in seinen kleinen Winkel der Hölle.
    Eine dunkle Zelle, in der er hilflos und gefesselt lag. Die Kerkermeister rissen ihm die Kleidung vom Leib, und das Messer an seinem Hals war eine stumme Drohung. Es hinderte ihn nicht an dem Versuch, sich zur Wehr zu setzen, aber sie schlugen ihn gnadenlos zusammen — Fäuste und Fingernägel hinterließen unübersehbare Spuren.
    Schließlich gehorchten ihm seine Gliedmaßen nicht mehr, und der Geschmack von Staub, Stroh und Blut füllte seinen Mund. Das Zischen seines Atems kam wie aus weiter Ferne; er konnte sich fast vorstellen, dass es von jemand anders stammte. Bis ein neuer
    Schmerz, begann, etwas, das sie bisher nicht gewagt hatten, und voller Entsetzen kam er wieder zu sich.
    Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, atmete durch einen roten Schleier aus Pein und Zorn, als sein Körper zurückzuckte und die Verzweiflungfast außer Kontrolle geriet. Das Zittern seiner Glieder

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