Corina 02 - Dämonisch Ergeben
Verwirrung zu teilen. Schließlich fand Narbengesicht einen Kugelschreiber und riss nach kurzem Zögern ein Stück Tapete ab. Er reichte beides Louis-Cesare, sein Gesicht eine seltsame Mischung aus Hoffnung und Verlegenheit. » Fall s wir uns bei den Wettkämpfen nicht begegnen soll ten.«
Lieber Himmel, dachte ich verblüfft.
Louis-Cesare warf mir einen strengen Blick zu, und ich biss mir auf die Lippe, während er seinen Namen schrieb. Auf ein Tapetenstück gekritzelt war er bestimmt nicht sehr leserlich, aber Narbengesicht schien zufrieden zu sein. Er faltete das Stück Papier vorsichtig zusammen und steckte es ein. »Du willst an den Kämpfen teilnehmen?«, fragte ich, als Narbengesicht seine Trophäe vom Treppengeländer löste.
»Und ob ich das will . Du siehst einen zukünftigen Senator vor dir.« Und das Beängstigende war: Er wäre nicht einmal der seltsamste Senator gewesen, den ich kannte. Er betrachtete den Elfenkopf. »Du kennst nicht zufällig jemanden, der ihn bis morgen Abend schrumpfen könnte, oder?«
»Ich glaube, so etwas dauert eine Weile. Man muss den Kopf kochen und .... « Ich unterbrach mich, als Louis-Cesare einen sonderbaren Blick auf mich richtete.
»Mist«, sagte Narbengesicht enttäuscht. »Andererseits .... ich könnte ihn mir so an den Gürtel binden. Glaubst du, er würde einen Gegner beeindrucken?«
»Mir würde er einen gehörigen Schrecken einjagen«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. Das schien die richtige Antwort zu sein. Narbengesicht lachte, klopfte Louis-Cesare auf die Schulter und sprang von seinem hohen Aussichtspunkt herunter, wobei die grausige Trophäe an seinem Oberschenkel baumelte. Ich wartete, bis er durch die Vordertür war, und ging dann los, um meinen eigenen Kopf zu holen.
Ray lag eingeklemmt bei der Hintertür, mit einem schlammigen Stiefel abdruck im Gesicht und einem gebrochenen Eck-zahn. Abgesehen davon schien er in Ordnung zu sein. »Sind wir jetzt Freunde?«, fragte er.
»Fast.«
Ich klemmte mir den Kopf unter den Arm und machte mich auf die Suche nach dem Rest von Ray. Als ich damit beschäftigt war, seinen Körper aus einem Haufen zertrümmerter Möbel zu ziehen, kehrte Louis-Cesare zurück. »Sie sind nicht da«, sagte er. »Die Zimmer sind in Unordnung, als seien sie in aller Eile aufgebrochen, aber über uns befindet sich niemand.«
Ich seufzte erleichtert. Wo die Speisekammer gewesen war, gab es jetzt ein großes Loch im Boden und ein weiteres in der Wand, und außerdem hatte es den größten Teil der Treppe erwischt. So etwas konnte nicht geschehen, ohne dass alle aus dem Schlaf gerissen wurden. Wenn Louis-Cesare oben jemanden gefunden hätte, wären es bestimmt keine guten Nachrichten für uns gewesen.
»Außerdem höre ich nichts«, sagte er.
Ich konzentrierte mich und musste feststellen: Auch für mich blieb alles still oder fast alles . Keine leisen Schritte, keine verräterischen Herzschläge, kein ängstliches Atmen. Ich hörte nur das Röcheln des altersschwachen Kühlschranks, die leisen Geräusche von Tee, der gekocht wurde, und das Prasseln des Regens. » Vielleicht sind sie ins Feenland zurückgekehrt«, sagte Louis-Cesare.
»Ja.« Aber es klang nicht richtig. Claire schien ziemlich entschlossen gewesen zu sein, nicht ohne den verdammten Stein zurückzukehren, und außerdem erwartete sie im Feenland der ganze Mist, vor dem sie geflohen war. Andererseits, wenn sie die Wahl zwischen AEsubrand und einem Haus voller Mörder hatte, war ihr die Entscheidung vielleicht nicht besonders schwergefallen.
Vermutlich gab es noch eine andere Erklärung, aber sie fiel mir nicht ein. Nach a l l dem Adrenalin fühlte ich mich benommen, und dass ich in den letzten vierzehn Stunden oder so nichts gegessen hatte, bescherte mir einen ordentlichen Tatterich . Und Ray hing an etwas fest, und mit nur einer Hand konnte ich ihn nicht befreien .... Louis-Cesare zog ihn aus dem Haufen, stellte ihn auf die Beine und stieß dabei gegen mein gebrochenes Handgelenk.
Ich schnappte zischend nach Luft. »Was ist?«, fragte er.
»Meine Hand.«
»Du hättest mich sofort darauf hinweisen soll en«, sagte er und nahm meine kleine Hand in seine große.
»AEsubrand«, sagte ich schlicht. »Gestern Abend hat er das Gelenk schon einmal gebrochen.«
Louis-Cesare zögerte, sagte aber nichts. Nach einem Moment spürte ich, wie Wärme die gesplitterten Knochen des Handgelenks umhüllte . Ob sie dem Heilungsprozess half oder nicht, sie fühlte sich verdammt gut an. Noch
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