Corina 02 - Dämonisch Ergeben
dass mir das Wasser im Mund zusammenlief wie ein Karamellbonbon , kurz bevor es auf der Zunge zerging.
Louis-Cesare erbebte so heftig, als hätte ihm jemand einen Stoß gegeben, fasste mich am Hinterkopf und erwiderte den Kuss voller hungriger Leidenschaft. Seine Haut war warm, der Mund fast heiß, und der süße Geschmack wich dem eisenartigen von Blut. Die Zärtlichkeit verschwand, doch ich vermisste sie nicht. Das war besser. Das war perfekt: Gefühle, brodelnde Gefühle, die außer Kontrolle gerieten und sich zu gierigem Verlangen vereinten.
Meine Hände strichen ihm durchs Haar, und ich schlang ein Bein um ihn. Er griff nach meinem Hintern und zog mich an sich, und ich spürte, dass er hinter dem dünnen Stoff seiner Hose bereits halb hart geworden war. Einer von uns stöhnte - ich wusste nicht genau, wer -, und Louis-Cesares Lippen bewegten sich an meinem Ohr. »Bitte zieh dich an«, sagte er heiser.
Ich brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, wandte mich dann mit einem Ruck ab und griff nach meinem T-Shirt.
»Entscheide dich endlich!«, erwiderte ich scharf und streifte das T-Shirt über. »Im einen Moment reißt du mir die Sachen vom Leib, und im nächsten sagst du mir, dass ich mich anziehen soll . In der einen Sekunde habe ich deine Zunge im Mund, und in der nächsten siehst du mich finster an. Weißt du überhaupt, was du willst ?«
»Es gibt Dinge, die wir wolle n, und andere, die wir haben«, sagte er gepresst. »Vernunft bedeutet, den Unterschied zu kennen.«
»Könntest du das für mich übersetzen?« Ich wartete, aber er fügte seinen rätselhaften Worten nichts hinzu, und seine Haltung war so einladend wie die einer Statue. Oder wie die eines Mannes, dem gerade eingefallen war, dass zwei Stockwerke weiter oben seine Geliebte auf ihn wartete.
Zum Teufel damit, dachte ich bitter. Es war genau wie beim letzten Mal, mit dem Unterschied, dass ich dabei nicht zurückgewichen war. Ich hatte zugelassen, dass er mein Gesicht in die Hände nahm. Ich hatte mich seinen Berührungen hingegeben, so sehr, dass ich gefallen war, immer tiefer. Und dann hatte er sich einfach so aus dem Staub gemacht, ohne ein Wort, um seine Geliebte zu suchen. Jene Frau, die er an diesem Abend befreien wollte. Anschließend war alles vorbei, und dann würde er fort sein, und ich konnte nicht warten. Ich griff nach der Flasche, die ich zuvor abge stellt hatte, nahm die Reisetasche und ging wortlos zum Bad, hatte dabei Frust und Ärger wie einen schlechten Geschmack im Mund.
Es ist das Bier, sagte ich mir.
Mirceas Schlafzimmer war so groß, grau und langweilig, wie ich es in Erinnerung hatte. Wie der Rest des Apartments war es ultramodern und minimalistisch, wie etwas, das man aus einem der Glas-und-Stahl-Hochhäuser hierhergebracht hatte. Zum Flair des französischen Charmeurs passte es ebenso wenig wie das Badezimmer ganz in Weiß.
Manche Dinge waren einfach nicht füreinander bestimmt, dachte ich gehässig und trat unter die Dusche. Ich drehte das Wasser ganz auf und versuchte, an nichts zu denken, einfach nur das warme Wasser auf mich herabströmen und mich von Dampf umhüllen zu lassen. Es klappte nicht. Was mich nicht hätte überraschen soll en. Schon seit einem Monat ging es mir so.
Louis-Cesare war ein Vampir. Ich hingegen war ein Dhampir, dazu geboren, das Ungeheuer in der hübschen Sch al e zu entdecken. Und bisher war mir das immer gelungen. Doch in diesem besonderen Fall versagten Gene und Erfahrung. Wenn ich den Blick auf Louis-Cesare richtete, sah ich kein Ungeheuer.
Ein Teil des Problems bestand aus seinem ungewöhnlichen Geschick, sich menschlich zu geben. Ich kannte keinen anderen Vampir, der a l l die kleinen Details so mühelos richtig hinbekam, der atmete, als brauchte er wirklich Sauerstoff, dessen Herz schneller schlug, wenn ich den Raum betrat, und dessen Haut zu glühen begann, wenn er erregt war. Wenn ich nicht jedes Mal erschauert wäre, wenn wir uns begegneten, hätte ich ihn vielleicht tatsächlich für einen Menschen gehalten.
Aber es war nicht allein das Erscheinungsbild, das mich so verwirrte. Viele Vampire wirkten sehr menschlich, verhielten sich aber nicht so. Von den gerade Verwandelten bis hin zu den jahrhundertealten Konsuln: Jeder einzelne von ihnen den jahrhundertealten Konsuln: Jeder einzelne von ihnen strahlte Egoismus, kaltblütige Sachlichkeit und absolut e Unbarmherzigkeit aus.
Abgesehen von Louis-Cesare.
Er hielt sich nicht an den Kodex der Vampire - er hatte seinen eigenen. Es
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