Corina 02 - Dämonisch Ergeben
fragen, was er sich davon versprach, als er mir noch einen Stoß gab und ich fiel. Auf dem Rücken und mit dem Kopf voran rutschte ich durch eine Art Wäscheschacht und landete auf sehr hartem Beton. Eine Sekunde später traf Ray ein, und sein Knie presste mir die Luft aus der Lunge. Ich wäre gern einen Moment in aller Ruhe liegen geblieben, um nach Luft zu schnappen, aber Louis-Cesare landete - auf den Beinen, der Mistkerl -, half mir hoch und nahm mir dabei den Schlüssel ab.
Wir befanden uns in einer Tiefgarage mit reichlich tollen Autos, aber da Radu nicht nur Sportlichkeit liebte, sondern auch Klasse und Eleganz, bestand für mich kein Zweifel , welcher der Wagen seiner war. Die Zeit drängte, aber ich nahm mir trotzdem zwei Sekunden, das heiße Teil zu bewundern: ein Ferrari 612 Scaglietti mit über fünfhundert Pferdchen unter der Haube. Lieber Himmel, dachte ich, und ein Grinsen breitete Haube. Lieber Himmel, dachte ich, und ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Und dann lief ich los und freute mich bereits auf die Straße.
15
Wir waren bereits spät dran, aber zum Glück mussten wir nicht weit fahren. Ich sah an dem vertrauten Kalksteingebäude hoch, dessen Architektur an die Jahrhundertwende erinnerte und das einen prächtigen Blick auf den Central Park bot. »Sol das ein Witz sein?«
»Elyas hat das Penthouse vor kurzer Zeit gekauft«, teilte mir Louis-Cesare mit, und in seinen Mundwinkeln zuckte es kurz.
»Ist er verrückt? Ihr hättet euch überall treffen können, aber er schlug ausgerechnet diesen Ort vor?«
»Er mag es, ein Risiko einzugehen.«
Offenbar mochte er es auch, ein Blödmann zu sein. Das Penthouse befand sich zwei Etagen über dem kürzlich von Mircea erstandenen Apartment. Vermutlich hatte Elyas es nur deshalb gekauft, um Mircea zu ärgern und ihm gewissermaßen eine Nasenlänge voraus zu sein. Es geschah nicht selten, dass die mächtigsten Geschöpfe der Welt ihre Aufmerksamkeit so kleinlichen Dingen widmeten, anstatt sich nützlich zu machen.
Ein Bediensteter lief auf uns zu, und Louis-Cesare stieg aus dem Wagen. Er war gefahren, weil mir nicht genug Zeit geblieben war, ihm den Schlüssel wieder abzunehmen. Ich wollte ebenfalls aussteigen, hielt dann inne und beobachtete erstaunt, wie er um den Wagen kam und die Tür für mich öffnete.
Ich sah ihn groß an, als er mir die Hand reichte. Das war mehr als nur bizarr, doch nach einem Moment nahm ich die dargebotene Hand. Louis-Cesare half mir aus dem Ferrari und dargebotene Hand. Louis-Cesare half mir aus dem Ferrari und wandte sich an den Bediensteten, der erschrocken zurück-gewichen war, als er Ray bemerkt hatte. Er warf ihm den Schlüssel zu. »Lassen Sie ihn nicht fahren.«
»Sehr komisch.« Ich zog die Tür noch etwas weiter auf und zerrte Ray nach draußen. »Wir können ihn nicht hierlassen.«
»Du willst einen kopflosen Vampir zu einem gesellschaftlichen Ereignis mitnehmen?«
»Nein, aber es besteht die Möglichkeit, dass Cheungs Jungs uns gefolgt sind, und ich möchte nicht, dass sie ihm einen Pflock verpassen, während wir drinnen sind.«
Louis-Cesare verzog wie voller Schmerz das Gesicht. Ray war noch schmutziger als ich, und seine hellrote Unterhose wies hinten inzwischen einen Riss auf, wodurch eine haarige Hinterbacke sichtbar wurde, wenn er sich bewegte. Eine besonders beeindruckende Trophäe war er nicht.
Wir führten Ray unter den Portikus, am entsetzten Pförtner vorbei und zu einem kirschholzvertäfelten Lift. Ich lehnte Ray an die Wand, fischte mein Handy aus der Reisetasche und wählte die Nummer von Mirceas Apartment. Mirceas alter Lehrer und langjähriger Butler meldete sich. »Ja?«, fragte er gereizt.
So oft man es ihm auch erklärte, Horatiu schien nicht begreifen zu wolle n, wie man sich am Telefon meldete. Mircea scherte sich nicht darum, weil die meisten Leute, die seine Apartmentnummer wählten, sich nur bei ihm einschmeicheln wollten. Nur er kontrolliert e den alten Vampir - wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von Kontrolle sprechen konnte.
»Ich bin’s, Dorina!«, rief ich, da Horatiu schwerhörig war.
»Wer?«
»DORINA!«
»Keine Grund zu schreien.«
»Ist Mircea da?«
»Nein, nein. A l le sind weg«, erwiderte Horatiu ungeduldig. »Ist mitten in der Nacht, oder?«
»Erwartest du ihn bald zurück?«
»Nicht in den nächsten Stunden. Warum?«
»Darum. Ich komme nach oben.«
Louis-Cesare hob eine Braue, als ich die Verbindung unterbrach. »Ich brauche ein Bad«,
Weitere Kostenlose Bücher