Corina 02 - Dämonisch Ergeben
brauche.«
» .... und diesem Wunsch habe ich entsprochen. Außerdem bin ich neugierig. Ich habe dich noch nie in einem Kleid gesehen.«
Ich verschränkte die Arme und durchbohrte ihn mit einem Blick. »Woher kennst du meine Größe?«
Louis-Cesare sah mich nur an. Und ja, okay, ich hätte seine Größe ebenfalls gut schätzen können, wenn es darauf angekommen wäre. Und wenn schon.
»Das ziehe ich nicht an.«
Er musterte mich noch etwas länger und schwieg zunächst. Nach einer Weile fragte er: » Willst du mit mir streiten, Dorina?«
»Ja!« Genau das wollte ich in diesem Augenblick.
»Wenn es dir hilft .... «
Ich blinzelte. Er hatte mit der tonlosen Stimme gesprochen, wie man sie bei neuen Vampiren hörte, die noch nicht gelernt hatten, wie man tote Stimmbänder benutzte. Doch solch e Fehler unterliefen Louis-Cesare einfach nicht.
Das Scheinwerferlicht eines vorbeikommenden Wagens erhellte sein Gesicht für einen Moment, und die bemühte, maskenartige Ausdruckslosigkeit darin verblüffte mich. Zum ersten Mal sah er wie ein Vampir aus: das Gesicht sehr attraktiv, aber blass und kalt, wie aus Marmor gehauen, die Brust unbewegt, die Augen starr blickend. Ich fühlte, wie es mir kalt über den Rücken lief. Der mir vertraute Mann war hochmütig, ungeduldig, anspruchsvoll und leidenschaftlich. Nicht leer und fern. Nicht dieses Ding.
»Was zum Teufel ist mit dir los?«, fragte ich.
»Nichts.« Tonlos und tot. O ja, das überzeugte mich.
16
Ich trat zu ihm, und das Kleid strich hinter mir über den Boden.
Da ich noch immer nass war, nahm ich auf der Kante des Couchtischs Platz, Louis-Cesare gegenüber. »Was ist mit dir? Heraus damit!« Er schwieg. »Ich hätte gedacht, dass du dich freust«, sagte ich. »Immerhin kriegst du Christine zurück.«
»Ich bin erleichtert«, erwiderte Louis-Cesare nach einem Moment. »Elyas ist ein Sadist, der den Schmerz anderer genießt. Ich denke nicht gern daran, dass Christine bei ihm weilt.«
»Du glaubst, er quält sie?«
»Nein. Er hat mir versichert, dass sie nicht zu Schaden gekommen ist.«
»Und du glaubst ihm?«
»Ja. Die Furcht seiner Opfer gefällt ihm noch mehr als ihr Schmerz, und Christine .... Wie sie mir einmal sagte: Was hat man noch zu befürchten, wenn man die Seele verloren hat?«
»Sie hat ihre Seele nicht verloren«, sagte ich ungeduldig.
»Himmel, Mircea ist frommer als ich.« Der Besuch des Gottesdienstes an sich machte mir nichts aus, aber die Beichte war ein echter Nerver. Selbst die übernatürlichen Beichtväter in Diensten des Vatikans wurden ein wenig .... unruhig, wenn ich aufkreuzte. Und ganz im Ernst, es gab nicht genug Ave-Marias auf der Welt.
»Aber Christine glaubt das«, sagte Louis-Cesare schlicht. »Ihre Familie war sehr gottesfürchtig. Eine Zeit lang glaubte man gar, dass Christine zur Nonne werden könnte.«
Ich hob die Braue. »Von einer Fast-Nonne bis zur Geliebten eines Vampirs ist es ein weiter Schritt.«
»Christine gehört zu den seltenen Menschen, die mit magischen Fähigkeiten geboren wurden, ohne dass sie aus einer magischen Familie stammen. Sie bekam nie eine Ausbildung und erfuhr von ihrer Gabe erst, als sie erwachsen wurde.«
»Muss ein ziemlicher Schock gewesen sein.«
»Sie sah darin ein Wunder. Damals war sie Novizin, und viele Gläubige kamen zur Abtei, um zu sehen, wie sie Hostien schweben ließ oder Kerzen nur mit einer Berührung entzündete. Sie war davon überzeugt, Gottes Gnade empfangen zu haben - eine andere Erklärung hatte sie für ihre Fähigkeiten nicht. Doch magische Kraft muss geformt und ausgebildet werden, wenn man sie sicher einsetzen will , und daran fehlte es ihr.«
»Ich habe den Eindruck, dass das kein gutes Ende nimmt.«
»Nein. Eines Abends erschrak sie beim Anzünden der Kerzen vor dem Altar, und der Zauber ging schief. In kurzer Zeit stand die ganze Abtei in Flammen. Die Dachbalken stürzten herab, und viele Nonnen starben. Die Äbtissin überlebte mit schlimmen Verbrennungen und der Überzeugung, dass Christine nicht von Gott berührt worden war, sondern vom Teufel . Christine wurde ausgepeitscht und musste um ihr Leben laufen, nur mit der Kleidung, die sie am Leib trug. Einige meiner Vampire fanden sie einige Tage später. Halb verdurstet und mit ungeheilten Brandwunden wankte sie unweit meines Anwesens über die Straße.«
»Und deine Vampire erkannten sofort, was sie war.« Was ihnen nicht weiter schwergefallen sein konnte. Ein Vampir gleich welchen Alters hätte den
Weitere Kostenlose Bücher