Corina 02 - Dämonisch Ergeben
befreit hätte, und Betäubungsgas kam ebenfalls nicht infrage - wahrscheinlich hätte er es nicht einmal bemerkt. Verwirrungskugeln hatten sich bereits als eine Verschwendung von Ressourcen erwiesen. Schließlich musste ich mich der Erkenntnis stellen, dass mein Arsenal nichts enthielt, womit ich Louis-Cesare lange genug aufhalten konnte.
»Dorina?«
»Ich bin gleich so weit!«
Ich begann damit, das Kleid anzuziehen, oder versuchte es wenigstens. Doch das Oberteil hätte selbst einem Puzzle-Weltmeister widerstanden. »Wo bist du?«, hauchte ich Ray zu, der mich besorgt beobachtete.
»Meinst du meinen Körper?«, erwiderte er ebenso leise.
»Natürlich. Wo steckt er?«
»In der Badewanne.«
»Was?«
»Der alte Knabe ließ mich dort und kehrte nicht zurück.« Typisch. Horatiu hatte ihn vermutlich vergessen.
»Verschwinde durch die Eingangstür, schnell.«
Rays Augen wurden etwas größer. »Ganz alle in?«
»Ja! Lauf zum Wagen.«
»Was?«
»Lauf. Zum. Wagen. Ich halte ihn auf.«
Ich kämmte mir das immer noch feuchte Haar und formte eine glatte Kappe daraus. Erneut versuchte ich, a l l die Streifen und Bänder des Kleids zu sortieren, aber es war hoffnungslos. Sie bildeten eine verhedderte Masse, die überhaupt keinen Sinn ergab.
»Dorina? Gibt es ein Problem?«
Ich riss die Tür auf. »Ich krieg die Bänder nicht hin«, sagte ich.
Louis-Cesare stand da, die Hand zu einem weiteren Anklopfen erhoben. Er hatte den Gesichtsausdruck, den Männer bekamen, wenn eine Frau dreimal so lange wie erwartet brauchte, um sich fertig zu machen. Der Ärger verschwand sofort. Okay, dachte ich, als die blauen Pupille n größer und dunkler wurden. Vielleicht sah das Kleid doch nicht so schlecht aus.
»Könnte ich ein wenig Hilfe bekommen?«
Louis-Cesare zögerte für einen Moment und trat dann hinter mich. Er rückte hier und dort etwas zurecht, wobei die Schwielen an seinen Fingerkuppen über den weichen Stoff schabten. Wie durch ein Wunder saß das Kleid plötzlich schabten. Wie durch ein Wunder saß das Kleid plötzlich genau richtig - alle Bänder lagen flach auf der Haut.
Ich drehte mich vor dem Spiegel und gelangte zu dem Schluss, dass das Kleid wirklich einen guten Eindruck machte. Es war glatt und schlicht und überließ dem Schnitt die Arbeit, anstatt Verschönerungen zu erfordern. Und es saß perfekt, anstatt Verschönerungen zu erfordern. Und es saß perfekt, wenn man davon absah, dass es einige Zentimeter zu lang war.
Doch das ließ sich mit den Satin-Stöcklern korrigieren.
In einer völlig unnötigen Bewegung strich mir eine Hand über die Seite. Sie verharrte dort, wo die Taille in die Hüfte überging, schien sich durch die dünne Seide zu brennen und schickte mir ein Prickeln in die Magengrube. »Elyas wartet.«
Louis-Cesares Stimme war rau.
»Lass ihn warten.« Ich setzte mich auf die Bank am Fußende des Bettes und zog die Thigh-Highs an. Sie waren hauchdünn, fühlten sich in meinen Händen wie Spinnweben an. Völlig unpraktisch - vermutlich dauerte es nur Minuten, bis ich mir die erste Laufmasche holte. Aber sie waren ein Traum.
Ich streifte mir den ersten Strumpf über den Fuß und dann übers Bein. Es fühlte sich durch und durch dekadent an, ein seidenes, sinnliches Gleiten bis hin zum breiten Spitzenband ganz oben. Ich nahm mir den anderen vor, zog dann den Rock hoch und bewunderte die beiden Strümpfe.
Heutzutage fand man kaum mehr reine Seidenstrümpfe, doch genau so fühlten sie sich an: leicht wie eine Feder und ausgestattet mit einem Perlmutteffekt, der das Licht einfing und reflektierte. Auf subtile Weise lenkte er die Aufmerksamkeit genau zu den richtigen Stelle n und sorgte dafür, dass meine Beine länger und besser geformt wirkten, als sie es in Wirklichkeit waren. Ich beugte ein Bein und genoss das Gefühl der feinen Seide auf der Haut.
Als ich aufsah, stellte ich fest, dass Louis-Cesare mich beobachtete. Über einen Mangel an Mimik konnte ich jetzt nicht klagen. Er sah wie ein Verhungernder aus, der sich einem Bankett gegenübersah, das ihm verwehrt blieb. Es machte mich sofort wieder wütend.
Er wandte den Blick ab. »Das Kleid steht dir.«
»Du hast guten Geschmack«, erwiderte ich scharf. In gewissen Dingen.
Ich nahm die zarten Riemchendinger, die vorgaben, Schuhe zu sein. Natürlich von einem Mann ausgewählt, dachte ich. Die Absätze mussten etwa fünfzehn Zentimeter hoch sein und waren so dünn, dass sie den Eindruck erweckten, bei der geringsten Belastung
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