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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Miami, um in einem guten Hotel zu wohnen und anständig zu essen, genug, um es für die richtige Garderobe auszugeben und zuviel zu trinken. Aber es war nicht genug für irgend etwas anderes, das zählte. Ich drückte meine Zigarette aus und ging in die Bar zurück, ehe ich damit anfing, meine Sammlung gepreßter Blumen zu befummeln.

7
    Die Mittagsgäste hatten sich eingefunden. Die Presse hatte die Bar mit Beschlag belegt, bekämpfte ihren Morgenkater mit Bier, Whisky und Pink Gin. Die meisten waren Engländer, aber dazwischen auch ein paar Amerikaner, Deutsche und Franzosen. Zum Essen trafen sie sich gewöhnlich im American Embassy Club, wo die Preise niedrig waren, aber gelegentlich fielen sie auch bei uns ein. Es gab keine festen Tage, an denen sie zu uns kamen, aber durch irgendeine Art Radar fanden sie sich mittags zusammen, und wenn einer mal fehlte, wurde er als schmutziges Schwein bezeichnet, das auf eigene Faust hinter einer Story herjagte.
    Keiner von ihnen überarbeitete sich je. Erstens hatten sie die Rückendeckung der Presseagenturen. Zweitens konnte in ihrem Blatt ein halbwegs interessanter Mord in Chicago – oder Manchester, je nachdem – eine sorgfältig angelegte Analyse der Chancen der SPD bei den bevorstehenden Wahlen auf drei bescheidene Absätze reduzieren. Sie waren aber gutunterrichtete Leute, die im allgemeinen ein bißchen mehr schrieben, als sie wußten, und über eine Story erst redeten, wenn sie sicher bei ihrer Redaktion eingegangen war.
    Ich bedeutete Karl, auf Kosten des Hauses eine Runde einzuschenken, begrüßte ein paar von ihnen, beantwortete einige Fragen nach der gestrigen Schießerei und sagte, ich wüßte nicht, ob der Mord politische Motive gehabt habe oder nicht. Sie fragten nach Padillo, und ich erzählte ihnen, er sei geschäft- – lieh unterwegs. Ich schlenderte weiter und überprüfte die Reservierungen mit Horst, der praktisch Geschäftsführer war und über Kellner und Küche mit rigider teutonischer Disziplin wachte. Die Presseleute würden sich noch gut eine Stunde an der Bar aufhalten, ehe sie aßen. Einige würden zu essen vergessen. Ich setzte meinen Rundgang fort, schüttelte einige Hände, zählte die Gäste und kehrte zurück an die Bar.
    Ich entdeckte Fredl, als sie durch die Tür trat, und ging ihr entgegen.
    »Hallo, Mac. Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.«
    »Willst du zu deinen Freunden an der Bar?«
    Sie blickte hinüber und schüttelte den Kopf. »Nein, danke, heute nicht.«
    »Ich habe für uns einen Tisch in der Ecke reserviert.«
    Als wir uns gesetzt und Getränke und Speisen bestellt hatten, musterte Fredl mich mit kaltem Blick.
    »Was hast du wieder angestellt?« fragte sie schroff.
    »Warum?«
    »Mike hat mich heute morgen anrufen lassen. Aus Berlin. Von einem Mann namens Weatherby.«
    Ich trank ein Schlückchen und betrachtete die Glut meiner Zigarette. »Und?«
    »Ich soll dir sagen, daß die Sache geplatzt ist. Das war das eine. Zweitens sagt er, daß Mike Weihnachtshilfe braucht, und zwar schnell. Drittens soll ich dir sagen, daß du im Hilton Berlin absteigen sollst. Dort setzt er sich mit dir in Verbindung. Dann hat er noch gesagt, du müßtest nicht in deinem Zimmer warten. Er würde es in der Bar versuchen.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles. Es klang, als ob er es eilig hätte. Doch, noch was. Er sagt, du solltest besser das Lokal hier auskehren lassen. Deine Wohnung auch. Cook Baker wüßte schon, an wen du dich wenden sollst.«
    Ich nickte. »Ich kümmere mich nach dem Essen darum. Möchtest du einen Kognak?« Ich winkte Horst, zwei zu bringen. Einen Vorteil hat es, wenn man ein eigenes Lokal besitzt: Die Bedienung ist hervorragend.
    »Was hat das alles zu bedeuten, verdammt noch mal?« sagte sie.
    Ich hob die Schultern. »Es ist wohl kein Geheimnis. Padillo und ich haben daran gedacht, noch ein Lokal zu eröffnen, in Berlin. Guter Ort für Touristen. Viel Militär. Als ich da war, habe ich einen vorläufigen Abschluß gemacht. Sieht aber so aus, als ob nichts daraus würde. Deshalb will Mike, daß ich komme.«
    »Und die Weihnachtshilfe? Wir haben April.«
    »Padillo macht sich Sorgen.«
    »Du lügst.«
    Ich lächelte. »Ich erzähl’s dir später mal.«
    »Natürlich fährst du hin.«
    »Wieso »natürlich«? Vielleicht rufe ich Mike an oder schreibe ihm. Ich hatte alles so gut wie fertig, und wenn er es an einem Tag versaut, soll er es doch selbst wieder hinbiegen.«
    »Du lügst immer noch.«
    »Hör mal, einer

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