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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Gesicht spähte zu mir heraus.
    »Komm rein und trink was.« Die Stimme war tief und sanft.
    Die Tür wurde weit geöffnet, und ich betrat das Apartment von Cook G. Baker, Bonner Korrespondent einer internationalen Rundfunknachrichtenagentur namens Global Reports, Inc. Baker war in Bonn das einzige bekennende Mitglied der Anonymen Alkoholiker und Rückfallsäufer.
    »Hallo, Cooky. Was macht die Schnapsbarriere?«
    »Ich bin gerade erst aufgestanden. Willst du mir bei einem Augenöffner Gesellschaft leisten?«
    »Ich passe lieber.«
    Die Einrichtung des Apartments war wild zusammengewürfelt: auf der Schlafcouch zerknülltes Bettzeug, ein oder zwei Tische, ein riesiger Ohrensessel, in dessen einer Armlehne das Telefon eingebaut war, und eine Reiseschreibmaschine auf einem Gestell mit schwenkbarem Arm. Das war Cookys Büro.
    Ringsum im Raum standen sorgfältig verteilt Ballantine-Flaschen. Manche waren halb voll, andere nur noch annähernd. Cooky vertrat den Standpunkt, wenn er einen Drink wolle, solle der überall bereitstehen, damit er nur die Hand auszustrecken brauche.
    »Wenn ich auf dem Boden liege, ist es manchmal verdammt weit, bis in die Küche zu kriechen«, hatte er mir einmal erklärt.
    Cooky war in diesem Jahr dreiunddreißig geworden, und nach Fredls Meinung war er der hübscheste Mann, den sie je gesehen hatte. Er war über einsachtzig, schlank wie eine Gerte, mit hoher Stirn, perfekter Nase und einem breiten Mund, der ständig ein verstohlenes Lächeln zu unterdrücken schien. Und er war makellos gekleidet: dunkelblaues Flanellhemd mit einer blau-gelb gestreiften Paisley-Krawatte, graue Flanellhosen, die sechzig Dollar gekostet haben mußten, und schwarze Halbschuhe.
    »Setz dich, Mac. Kaffee?«
    »Gern.«
    »Mit Zucker?«
    »Wenn du welchen hast.«
    Er griff nach einer der Scotchflaschen und verschwand damit in der Küche. Zwei Minuten später brachte er mir den Kaffee und ging dann zurück, um sich seinen Drink zu holen: ein Wasserglas halb voll Whisky und ein Glas Milch zum Nachspülen.
    »Frühstück. Cheers.«
    »Cheers.«
    Er nahm einen großen Schluck Whisky und spülte ihn mit der Milch schnell hinunter.
    »Vor einer Woche hatte ich den Rückfall«, sagte er.
    »Du wirst es schon schaffen.«
    Er schüttelte bekümmert den Kopf und lächelte. »Vielleicht.«
    »Was hörst du aus New York?«
    »Sie setzen jetzt über siebenunddreißig Millionen im Jahr um, und das Geld fließt weiter auf mein Bankkonto.«
    Mit sechsundzwanzig war Cooky der Wunderknabe in den Public-Relations-Kreisen der Madison Avenue gewesen, ein Mitbegründer von Baker, Brickhill and Hillsman.
    »Dann hab ich mit dem Schlucken angefangen und bin nie wieder davon losgekommen«, hatte er mir an einem düsteren Abend erklärt. »Sie wollten mir meinen Anteil abkaufen, aber in einer nüchternen Stunde habe ich auf meine Anwälte gehört und den Verkauf abgelehnt. Ich hatte ein Drittel der Anteile. Und je besoffener ich war, desto eigensinniger wurde ich. Schließlich hab ich einen Deal mit ihnen gemacht. Ich steige aus, und sie überweisen mir meinen Anteil am Gewinn auf die Bank. Die ganze Angelegenheit wurde von meinen Anwälten ausgehandelt. Ich bin sehr reich und sehr betrunken, und ich weiß, daß ich nie aufhören werde zu trinken, und ich weiß, daß ich nie ein Buch schreiben werde.«
    Cooky war seit drei Jahren in Bonn. Trotz Berlitz-Schule und einer Reihe Privatlehrer konnte er kein Deutsch lernen. »Geistige Blockade«, hatte er gesagt. »Ich mag die verdammte Sprache nicht, und ich will sie nicht lernen.«
    Sein Job war es, täglich einen Nachrichtenbeitrag von zwei Minuten Länge und gelegentlich eine Live-Sendung zu machen. Seine Quellen waren die Privatsekretärinnen von jedem in der Stadt, der eine Nachricht bieten mochte. Methodisch hatte er jene verführt, die noch jung genug dafür waren, und die jenseits dieser Grenze vollständig bezaubert. Ich verbrachte einmal einen Nachmittag bei ihm, während er seine Nachrichten sammelte. Er hatte in seinem großen Sessel gesessen, und das verstohlene Lächeln hatte ständig darum gekämpft, offen auszubrechen. »Warte«, hatte er gesagt. »In drei Minuten klingelt das Telefon.«
    Es klingelte. Zuerst war es ein Mädchen vom Pressedienst gewesen. Dann war es eine, die als feste Freie für den London Daily Express arbeitete. Wenn ihr Chef eine Nachricht hatte, sorgte sie dafür, daß Cooky sie auch bekam. Das Telefon hatte ständig weitergeklingelt. Zu allen war Cooky

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