Corkle 1
etwas ist.«
»Alles unangetastet lassen, Konrad. Nichts daran machen. Ruf mich an, wenn du fertig bist, und setz mich ins Bild. Also, wieviel?« Er hörte zu und fragte mich dann: »Bist du mit tausend Mark einverstanden?« Ich nickte. »Okay, tausend. Kannst du bei mir abholen. Und den Wohnungsschlüssel auch. In Ordnung. Bis morgen.«
Er legte den Hörer zurück und griff nach einer erreichbaren Flasche.
»Er kommt jede Woche zu mir«, sagte er. »Ich bin einmal wegen Geräuschen im Telefon mißtrauisch geworden, als eins meiner Täubchen angerufen hat.«
»Hat er was gefunden?« fragte ich.
Er nickte. »Das Täubchen hat ihren Job verloren. Ich mußte ihr einen neuen beschaffen.«
Er trank einen Schluck Scotch und spülte mit Milch nach. »Steckt Mike in der Klemme?«
»Weiß nicht.«
Cooky blickte zur Decke hinauf. »Erinnerst du dich an ein kleines Mädchen namens Mary Lee Harper? Sie hat hier in der Stadt gearbeitet. Sie war aus Nashville.«
»Dunkel.«
»Sie hat für einen Mann namens Burmser gearbeitet.«
»Und?«
»Na ja, Mary Lee und ich haben uns angefreundet. Sehr gründlich. Und einmal, nachts, nach dem xten Martini, genau hier in diesem Zimmer, fängt Mary Lee an zu plaudern. Redet von diesem netten Mr. Padillo. Ich hab ihr noch ein paar Martinis gegeben. Am nächsten Morgen wußte sie nicht mehr, was sie alles gesagt hatte. Ich hab ihr versichert, sie hätte nichts gesagt. Aber Mary Lee ist jetzt wieder in Nashville. Sie ist ziemlich plötzlich verschwunden.«
»Dann weißt du ja Bescheid.«
»So genau, wie ich will. Ich hab es Mike gesagt. Ich hab ihm auch gesagt, falls er irgendwas braucht …« Cooky ließ den Satz unbeendet. »Wahrscheinlich hat er beschlossen, es wäre soweit.«
»Was ist Burmser, abgesehen von dem, was in seinem kleinen schwarzen Ausweis steht?«
Cooky blickte nachdenklich in sein Glas. »Ein harter Knochen. Er würde seine eigenen Kinder verhökern, wenn der Preis stimmt. Ehrgeizig, könnte man sagen. Und Ehrgeiz kann in seinem Gewerbe riskant sein.«
Cooky seufzte und stand auf. »Seit ich hier bin, Mac, haben mir die Täubchen eine ganze Menge verraten. Du kannst alles addieren, und dabei kommt Scheiße heraus. Da war dieses Täubchen von Gehlens Truppe. Eines Abends hat sie geredet und geredet und geredet. Sie – na, lassen wir das.« Er ging in die Küche hinaus und kam mit einem frischen Glas Milch und dem Wasserglas halb voll Whisky zurück. »Wenn du Mike siehst – du wirst ihn doch sehen, oder?« Ich nickte. »Wenn du ihn siehst, dann sag ihm, er soll aufpassen. Ich hab in den letzten Tagen so einiges gehört. Es ergibt keinen Sinn, und ich mag nicht in Rätseln reden. Sag Mike nur, daß alles schmierig klingt.«
»Mach ich«, sagte ich.
»Noch Kaffee?«
»Nein. Danke für die Hilfe. Hier ist mein Wohnungsschlüssel. Ich sage Horst, er soll dir die tausend schicken.«
Cooky lächelte. »Keine Eile. Kannst du mir geben, wenn du wieder da bist.«
»Danke.«
»Mach’s gut«, sagte Cooky an der Tür, und das verstohlene Lächeln drohte in ein Grinsen auszuarten.
Ich fuhr nach Hause. Niemand mit einer Luger war in meiner Wohnung. Kein fetter kleiner Mann mit abgewetzter Aktentasche und braunen, vertrauensvollen Augen, auch keine Polizisten mit kalten Gesichtern, gestärkten Hemden und übermäßig sauberen Fingernägeln. Nur ich. Ich legte meinen Koffer offen auf das Bett und packte, ließ genug Platz für zwei Flaschen Scotch. Ich wollte den Koffer schon schließen, ging dann aber zur Kommode zurück und nahm den Colt-Revolver Kaliber.38 aus seinem raffinierten Versteck unter den Hemden heraus. Er hatte einen kurzen Lauf. Ich legte ihn in den Koffer, ließ die Schlösser einschnappen, ging hinaus zu meinem Wagen und fuhr nach Düsseldorf, wobei ich mir wie ein Vollidiot vorkam.
Um neun Uhr an diesem Abend saß ich in meinem Zimmer im Berliner Hilton, wartete darauf, daß das Telefon klingelte oder jemand an die Tür klopfte oder durch das Oberlicht einstieg, wenn eins dagewesen wäre. Ich stellte das Radio ein und hörte zu, wie RIAS die Russen in der Luft zerfetzte. Nachdem ich das fünfzehn Minuten lang ertragen und einen weiteren Whisky getrunken hatte, kam ich zu der Überzeugung, es sei höchste Zeit, das Zimmer zu verlassen, ehe ich anfing, in der Gideon-Bibel mit ihrem praktischen Wegweiser zu Kapiteln und Versen für Zeiten der Bedrängnis zu blättern. Ich fragte mich, ob auch ein Kapitel für Trottel darin zu finden war.
Mit einem
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