Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
Vom Netzwerk:
Taxi fuhr ich zum Kurfürstendamm, setzte mich in eins der Cafés und sah zu, wie die Berliner vorbeiflanierten. Es war eine interessante Parade. Als er sich zu mir an den Tisch setzte, sagte ich nur höflich: »Guten Abend.« Er war irgendwie ein Stutzer, falls das Wort mich nicht zu alt wirken läßt: mittelgroß, mit langem schwarzen Haar, das er glatt zurückgekämmt trug. Er hatte einen blauen Anzug mit Nadelstreifen an, der um die Taille ein bißchen knapp saß. Seine kleingetupfte Fliege war maschinell geknüpft. Die Kellnerin kam, und er bestellte eine Flasche Pils. Als er sein Bier hatte, trank er es langsam, wobei die schwarzen Augen rastlos die Schlendernden musterten.
    »Sie haben Bonn sehr eilig verlassen, Mr. McCorkle.« Der Tonfall war reines Wisconsin. Madison, dachte ich.
    »Hab ich vergessen, die Milch abzubestellen?«
    Er grinste, ein leuchtend weißes Flackern.
    »Wir könnten uns hier unterhalten, aber die Anweisungen besagen, wir sollten es nicht. Wir richten uns besser nach den Anweisungen.«
    »Ich hab mein Bier noch nicht ausgetrunken. Steht darüber auch etwas in den Anweisungen?«
    Wieder das weiße Grinsen. Er hatte das prächtigste Gebiß, das ich je gesehen hatte. Ich nahm an, daß er verdammtes Glück bei den Mädchen hatte.
    »Sie sollten es nicht an mir auslassen, Mr. McCorkle. Ich habe meine Instruktionen aus Bonn. Dort hält man es für wichtig. Vielleicht tun Sie das auch, wenn Sie hören, was ich zu sagen habe.«
    »Haben Sie einen Namen?«
    »Sie können mich Bill nennen. Meistens nennt man mich Wilhelm.«
    »Worüber wollen Sie denn reden, Bill? Darüber, wie die Dinge im Osten stehen und daß vielleicht alles viel besser wäre, wenn die Weizenernte gehalten hätte, was sie zunächst versprach?«
    Wieder diese weißen Zähne. »Über Mr. Padillo, Mr. McCorkle.« Er schob mir einen Bierdeckel hin. Darauf stand etwas, und es war keine gute Adresse.
    »Prima Kneipe«, sagte ich.
    »Man ist da sicher. Wir treffen uns da in einer halben Stunde. Das gibt Ihnen Zeit, Ihr Bier auszutrinken.« Er stand auf und verlor sich im Gewühl auf dem Bürgersteig.
    Die Adresse auf dem Bierdeckel betraf ein Café namens Purzelbaum. Prostituierte und Homosexuelle beider Geschlechter hingen dort herum. Ich war einmal mit einer Gruppe dagewesen, die das Lokal lustig fand.
    Ich wartete fünfzehn Minuten und nahm dann ein Taxi. Der Fahrer zuckte vielsagend mit den Schultern, als ich ihm die Adresse nannte. Das Purzelbaum war jedoch weder besser noch schlechter als irgendein ähnliches Etablissement in Hamburg oder Paris oder London oder New York. Es war ein Kellerlokal, und ich mußte acht Stufen hinuntersteigen, durch eine gelbe Tür gehen, um einen langen, niedrigen Raum mit gedämpfter rosa Beleuchtung und lauschigen kleinen Nischen zu erreichen. Hier und da hingen Fischernetze in den verschiedensten Farben von der Decke. Bill mit den glänzenden Zähnen saß an der langen Bar, die sich auf der linken Seite durch drei Viertel des Raums erstreckte. Er unterhielt sich mit dem Barmann, der langes, blondes, welliges Haar und traurige veilchenblaue Augen hatte. An der Bar waren noch zwei oder drei Mädchen, deren abschätzende Blicke das Wechselgeld in meinen Taschen zählten. Aus den Nischen drang gedämpfte Unterhaltung und gelegentlich ein Kichern. Eine Musikbox im Hintergrund spielte leise.
    Ich trat an die Bar. Der junge Mann, der gesagt hatte, er hieße Bill, fragte mich auf Deutsch, ob ich etwas trinken wollte. Ich sagte, ein Bier, und der Barmann mit den traurigen Augen servierte es mir schweigend. Ich ließ meinen Gastgeber dafür bezahlen. Er nahm sein Glas und seine Flasche, deutete mit dem Kopf nach hinten in den Raum. Ich folgte ihm wie ein Schäfchen. Wir setzten uns an einen Tisch neben der Musikbox, die laut genug war, daß uns niemand belauschen konnte, aber nicht so laut, daß wir hätten schreien müssen.
    »Soviel ich weiß, steht in den Anweisungen, daß man in diese Dinger Mikrofone einbauen kann«, sagte ich und deutete auf die Musikbox.
    Nur eine Sekunde lang sah er mich überrascht an. Dann entspannte er sich und setzte sein wunderbares Lächeln auf. »Sie sind wirklich ein Spaßvogel, Mr. McCorkle.«
    »Und was haben Sie mir sonst noch zu sagen?«
    »Ich soll Sie im Auge behalten, während Sie in Berlin sind.«
    »Wer sagt das?«
    »Mr. Burmser.«
    »Wo haben Sie mich gefunden?«
    »Im Hilton. Sie haben nicht versucht, sich zu verstecken.«
    Ich malte mit dem nassen

Weitere Kostenlose Bücher