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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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deiner Wohnung und in der Bar angezapft.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Wir sehen uns heute abend. Mit dem Geld.«
    »Ich weiß das zu schätzen, Cooky.«
    »Nicht der Rede wert.«
    Auf meiner Uhr war es vier. Ich hatte noch fünf Stunden, bis Weatherby mich abholen kam. Ich sah die Flasche Scotch an, entschied mich aber gegen sie. Statt dessen fuhr ich zur Lobby hinunter, reservierte eine Suite für Cooky und löste einen Scheck über zweitausend Mark ein. Ich ging in mein Zimmer zurück, stellte einen Scheck über fünftausend Dollar für Mr. Cook Baker aus, steckte ihn in einen Umschlag und klebte ihn zu. Ich nahm den 38er aus dem Koffer und steckte ihn in meine Jackentasche. Dann mixte ich mir doch einen Drink und schob einen Sessel so zurecht, daß ich über die Stadt blicken konnte. Dort saß ich lange, beobachtete, wie sich die Schatten von Grau zu Schwarz vertieften. Das Grau und Schwarz entsprach meiner Stimmung. Es war ein langer, einsamer Nachmittag.
    Um viertel vor neun rief Cooky von der Lobby aus an. Ich sagte, er solle heraufkommen, und er sagte, das würde er tun, sobald er sich eingetragen und den Koffer in seinem Zimmer abgestellt hätte. Keine zehn Minuten später klopfte er an meine Tür. Ich ließ ihn ein, und er reichte mir ein fest eingehülltes, wenig über ein Zoll dickes Päckchen.
    »Ich mußte auch Hunderter nehmen – zehn im ganzen«, sagte er. »Zehn Hunderter, fünfzig Fünfziger und fünfundsiebzig Zwanziger. Das sind fünftausend Dollar.«
    Ich reichte ihm den Umschlag mit dem Scheck. »Hier ist mein Scheck.« Er sah ihn nicht an, und ich zählte das Geld nicht nach.
    »War es sehr schwierig?«
    »Ich mußte nur damit drohen, mein Konto zu kündigen. Wo ist der Schnaps?«
    »Im Wandschrank.«
    Er holte die Flasche und schenkte sich ein, das übliche halbe Wasserglas voll.
    »Willst du Eis?«
    »Das dauert zu lange. Ich hatte einen sehr trockenen Flug. Saß neben einem dieser Täubchen, die sich vor dem Landen fürchten. Sie wollte mein Händchen halten. Zwischen ihren Beinen. Sie ist die Sekretärin einer türkischen Handelskommission. Was gibt’s Neues bei dir, und was soll die verdächtige Beule in der Jacke? Versaut den Stoff.«
    »Ich trage viel Geld mit mir herum.«
    »Steckt Mike in einer fünftausend-Dollar-Klemme? Das wäre anständiger Ärger.«
    Ich drehte den Sessel vor dem Fenster wieder zum Zimmer und setzte mich. Cooky hatte es sich mit zwei Kissen auf dem Bett bequem gemacht und hielt das Glas vor der Brust.
    »Mr. Burmser hat mich besucht«, sagte ich. »Er hält mich für einen dummen Bastard. Ich stimme ihm beinahe zu.«
    »Hatte er seinen Boy bei sich – die Zahnpastareklame?«
    »Kennst du ihn?«
    »Wir sind uns begegnet. Er ist sehr geschickt mit dem Messer, habe ich gehört.«
    »Das gehört wohl zu seinem image.«
    Cookys geheimer Witz spielte um seine Lippen. »Du hast offenbar Anschluß an die besseren Kreise gefunden.«
    An der Tür wurde leise geklopft. Ich stand auf und öffnete. Weatherby stand draußen; sein Gesicht hatte die Farbe von nassem Zeitungspapier. »Etwas zu früh, fürchte ich«, murmelte er, dann stolperte er ins Zimmer und stürzte der Länge nach hin. Er versuchte, sich zu erheben, zitterte einmal heftig und lag dann still. Im Rücken seines Regenmantels war ein kleines Loch. Ich kniete schnell nieder und drehte ihn um. Seine Hände waren voll Blut, und als sein Mantel und seine Jacke aufklafften, sah ich, daß sein Hemd rotgetränkt war. Augen und Mund standen offen, die Zähne waren in einem Lächeln oder in einer Grimasse entblößt. Es war schwer zu entscheiden, welches von beiden.
    Cooky sagte: »Er ist tot, wie?«
    »Er muß das Blut mit den Händen zurückgehalten haben.«
    Ich tastete seinen Hals nach dem Puls ab. Es schien mir das zu sein, was man in solchen Situationen tut. Es war nicht nötig. Er war so tot, wie er aussah und wie er nur sein konnte.

10
    Ich trat zurück und stieß gegen das Bett. Ich hatte das Gefühl, ich sollte etwas tun, darum setzte ich mich und starrte auf den ausgestreckten Körper von Weatherby. Ich überlegte, was ich außerdem noch tun könnte, aber mir fiel nichts ein.
    »Wer ist das?« fragte Cooky.
    »Er sagte, er heißt John Weatherby und ist Engländer und arbeitet für seine Regierung hier in Berlin. Er sagte, er würde mich heute abend zum Café Budapest bringen, um Padillo zu treffen. Er arbeitet für ihn. Hat er gesagt.«
    »Und was jetzt?«
    Ich starrte Weatherby eine Weile an.

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