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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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links in die Friedrichstraße ein.
    »Was sind die Formalitäten?« fragte ich Cooky.
    »Halt deinen Paß bereit; ein Gl wird ihn sehen wollen.«
    Ich fuhr weiter und hielt, als ein gelangweilter Soldat vor einer weißen Hütte das Zeichen dazu gab. Er warf einen Blick in unsere Pässe und reichte uns ein vervielfältigtes Blatt, das uns davor warnte, Nichtamerikaner mitzunehmen, mich dazu anhielt, alle Verkehrsregeln zu befolgen, »weil Ostberliner Beamte eifersüchtig über die Wahrung ihrer Rechte wachen«, und uns empfahl, uns nicht auf unnötige Unterhaltungen mit Ostberlinern einzulassen.
    »Und wenn ich mal fragen muß, wo das Klo ist?« sagteCooky.
    »Von mir aus können Sie sich in die Hose machen, Mister. Aber füllen Sie erst das hier aus.«
    Es war ein Formular, auf dem die Zeit anzugeben war, zu der wir wieder am Checkpoint sein wollten. Ich setzte Mitternacht ein.
    »Sonst noch was?«
    »Das ist alles, Kumpel. Seien Sie bloß nett zu den Krauts.«
    Ein Westberliner Polizist stand ein Stück näher am Übergang, gähnte und winkte uns weiter, und ich lenkte den Wagen im Zickzack zwischen Reihen weißer Betonklötze hindurch und parkte. Was danach kam, war kaum viel schlimmer, als sich einen Zahn ziehen zu lassen. Man mußte seinen Bestand an ausländischen Währungen angeben. Darüber logen wir. Dann kam die Paßkontrolle. Es wartete sonst niemand am Übergang, und der Volkspolizist hatte offenbar nichts besseres zu tun.
    »Sie sind Geschäftsmann?« sagte er und blätterte in meinem Paß.
    »Ja.«
    »Was für ein Geschäft?«
    »Ein Restaurant.«
    »Ah, ein Restaurant.«
    Er las noch einiges über mich und schob den Paß dann durch einen Schlitz hinter sich, wo jemand anderes die Möglichkeit bekam herauszufinden, wie groß ich war und wie schwer, welche Haar- und Augenfarbe ich hatte und welche Länder ich in den vergangenen Jahren besucht hatte.
    Cooky kam als nächster. »Herr Cook Baker?« fragte der Vopo.
    »Ja.«
    »Ist das nicht ein merkwürdiger Name?«
    »Gelegentlich wurde das schon mal bemerkt.«
    »Sie sind in Public Relations tätig?«
    »Ja.«
    Der Vopo nickte nachdenklich. »Und was genau ist Public Relations, Herr Baker?«
    »Wir handeln mit kontrollierten Enthüllungen«, sagte Cooky.
    Der Vopo runzelte die Stirn. Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit einem Fuchsgesicht und Augenbrauen, die er hätte kämmen sollen. »Sind Sie Propagandist?«
    »Nur für leblose Gegenstände wie Seife, Deodorant, Rasierwasser. Nur wirklich wichtige Dinge, keine Arbeit für die Regierung.«
    Der fuchsgesichtige Deutsche las noch einiges über Cooky und beschloß, daß er dessen Paß nicht durch den Schlitz schieben mußte. Er kriegte meinen wieder, zupfte seine Ärmel zurecht und machte sich bereit für die Amtshandlung. Zuerst wurde ein Stempel zweimal auf das Stempelkissen gedrückt, dann wurde er geprüft und dann fest, aber elegant in die Pässe gerammt. Der Vopo bewunderte kurz seine Arbeit und gab uns die Pässe nach einem flüchtigen Blick auf die Wagenpapiere zurück. Wir stiegen ein und fuhren weiter die Friedrichstraße hinauf bis Unter den Linden.
    Ich fuhr langsam. Ostberlin war sogar noch trübseliger, als ich es in Erinnerung hatte. Der Verkehr war dünn, die Fußgänger gingen so, als wäre es ihre Pflicht, kein Abendspaziergang. Ihre Gesichter waren teilnahmslos, und sie schienen selten zu lächeln, selbst wenn sie sich miteinander unterhielten. Andererseits konnte ich mich nicht an viele Großstadtboulevards erinnern, auf denen die Fußgänger für fröhliche Mienen berühmt sind.
    »Was passiert, wenn wir um Mitternacht nicht zurückkommen?« fragte ich Cooky.
    »Nichts. Wahrscheinlich haben sie unsere Pässe irgendwie markiert, so daß sie es merken, wenn wir nicht auftauchen und ein anderer sie benutzen will. Aber das Formular, in dem wir angeben, wann wir zurückkommen, ist reine Routine. Keiner kümmert sich darum, wie lange wir drüben bleiben.«
    Wir bogen rechts auf Unter den Linden ein. »Fahr durch bis zum Marx-Engels-Platz und dann geradeaus weiter, bis du auf die Stalinallee oder wie auch immer sie jetzt genannt wird – Karl-Marx-Allee – kommst, dann zeig ich dir, wo wir meiner Meinung nach links abbiegen müssen.«
    »Klingt so, als ob du schon einmal hiergewesen wärst.«
    »Nein. Ich habe den Pagen im Hotel gefragt. Pagen wissen alles. Er sagt, es ist ein mieses Lokal.«
    »Das würde zum bisherigen Abend passen.«
    »Wieviel weißt du eigentlich von der ganzen

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