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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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ihn.
    Bedauernd klopfte Maas anderthalb Zoll Asche von seiner Zigarre in den dreieckigen weiß-schwarz-roten Aschenbecher mit der Aufschrift Martini & Rossi Vermouth. »Wie ich Ihnen schon sagte, als Sie so ungestüm daran dachten, die Bonner Polizei über meinen Aufenthaltsort zu unterrichten, kannte ich Herrn Padillos Auftrag und wußte, wohin er gehen sollte. Anscheinend hatten unsere russischen Freunde eingewilligt, die beiden ungezogenen Knaben heimzuschicken – für einen Preis. Padillo sollte die Übernahme arrangieren, hier in Berlin – oder genauer, in Ost-Berlin. Er sollte sie in einer Maschine der amerikanischen Luftwaffe nach Bonn eskortieren.«
    »Ich bin kein Fachmann, aber das scheint doch eine verhältnismäßig leichte Aufgabe zu sein.«
    »Vielleicht. Aber wie ich schon sagte, Herr Padillo hat sich im Lauf der Jahre bei seinen Operationen in verschiedenen Ländern, die dem Kommunismus anhängen, als tüchtig erwiesen. Zu tüchtig, möchte ich sagen. Der Preis, den die Russen für die beiden Abtrünnigen forderten, war ein vertrauenswürdiger, lebender US-Agent. Ihre Regierung war einverstanden. Sie hat Michael Padillo angeboten.«

9
    Nachdem Maas seine Bombe abgeworfen hatte, musterte er aufmerksam mein Gesicht. Dann winkte er dem Besitzer des Cafés, der mir einen weiteren Kognak und Maas eine weitere Tasse Kaffee brachte. Er goß einen kräftigen Schuß Sahne hinein und schlürfte geräuschvoll, während er weiter mein Gesicht betrachtete.
    »Sie scheinen sprachlos zu sein, mein Freund.«
    »Ich suche gerade nach einer empörten Antwort«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Mein kleiner Vortrag über die insulare Mentalität der Amerikaner sollte Sie vorbereiten. Sie brauchen mir keine Rede zu halten. Ich habe das alles schon einmal gehört, von der einen wie von der anderen Seite. Herr Padillo betätigt sich auf einem Gebiet, in dem es keine festen Regeln oder Gesetze gibt. Es ist ein hartes, schmutziges Geschäft, das auf eine eigenartige, geheimnisvolle Weise abgewickelt wird, sich von maßlosem Ehrgeiz, von Geldgier und Intrigen nährt, bei dem oft gepfuscht wird und dann weiter gepfuscht, um den ursprünglichen Fehler zu verdecken. Betrachten Sie es einmal objektiv, wenn Sie können, und vergessen Sie Ihre Verbindung zu Herrn Padillo. Da sind zwei Männer, deren Abfall die Vereinigten Staaten in die peinlichste Verlegenheit bringen würde, wenn er bekannt wird. Außerdem könnte Ihre Regierung erfahren, was die beiden den Sowjets gesagt haben, wenn sie zurückgegeben werden. Mißstände könnten behoben werden. Wieviel geben Sie für Ihre National Security Agency aus? Ich habe Schätzungen gesehen, die sich auf eine halbe Milliarde Dollar im Jahr belaufen. Diese Organisation ist Ihr Apparat zur Entschlüsselung von Geheimcodes. Sie entwickelt auch die amerikanischen Codes und strahlt eine phantastische Zahl von Rundfunksendungen und Übertragungen aus. Sie haben in Fort Meade mit seinen zehntausend Mitarbeitern eine beachtliche Anlage, die der Größe nach nur vom Pentagon übertroffen wird.«
    »Sie scheinen gut informiert zu sein.«
    Maas schnaubte. »Das ist alles allgemein bekannt. Was ich sagen will, ist, daß die beiden Abtrünnigen diesen riesigen Mechanismus aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Vielleicht wurden dadurch absichtlich entstellte Nachrichten entschlüsselt. Nachrichten dieser Art gehören zur höchsten Geheimhaltungsstufe. Sie tragen dazu bei, die wirtschaftlichen und militärischen Aktionen Ihres Landes in Dutzenden anderer Länder festzulegen. Was ist nun ein Agent in Dollar und Cents wert? Man hat von Herrn Padillo vollen Gebrauch gemacht. Als Agent hat er sich amortisiert. Das in ihn investierte Geld hat sich vielfach bezahlt gemacht. Also wird er geopfert, wie man beim Schach einen Springer opfert, um die Königin zu gewinnen.«
    »Harte Geschäftsleute«, murmelte ich. »Das hat Amerika groß gemacht.«
    »Aber sie machen sogar ein noch besseres Geschäft, als unsere Freunde im Osten vermuten«, fuhr Maas fort. »Indem sie Herrn Padillo anbieten, opfern sie nur einen Agenten, der lediglich an der Peripherie ihrer Aktivitäten gestanden hat. Er hat Spezialaufträge übertragen bekommen, und er mußte zwar die Details für diese Aufträge und die Namen jener Männer, mit denen er in den verschiedenen Ländern zusammenarbeitete, kennen, aber in Wirklichkeit sind seine Kenntnisse von Ihrem Nachrichtensystem außerordentlich begrenzt. Vom eigenen Standpunkt

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