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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Geschichte?«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. »Nichts direkt, alles nur vom Hörensagen. Ich hab heute mit Weatherby gesprochen, der mir gesagt hat, er würde mich zu Padillo bringen, denn Padillo säße irgendwie in der Klemme. Nach Weatherby bin ich Maas über den Weg gelaufen, dem geheimnisvollen Mann, der behauptet, Padillo soll eingeseift werden – als Tauschobjekt für zwei Abtrünnige der National Security Agency. Maas behauptet, für fünftausend Dollar kann er Padillo durch einen Tunnel aus Ostberlin herausschaffen. Er scheint zu glauben, daß Padillo auf dieses Angebot eingehen wird. Er wollte die Hälfte im voraus, aber ich habe abgelehnt und dich dann um das Bargeld gebeten. Das ist alles, abgesehen von Burmser und seinem Gehilfen mit dem breiten weißen Lächeln.«
    »Eine Anmerkung«, sagte Cooky.
    »Was?«
    »Maas bietet wirklich etwas, wenn er einen Tunnel hat.«
    »Wieso?«
    »Plätze, die auf dieser Seite nahe genug an der Mauer liegen, daß man von dort hinüberkommt, gibt es so gut wie nicht. Und die Westberliner auf der anderen Seite verlangen bis zu zweieinhalbtausend Dollar für einen Raum, in den man flüchten kann, damit man nicht erschossen wird, wenn man gesprungen ist.«
    »Manche Leute quetschen aus allem Geld heraus – Feuer, Pest, Hunger oder Krieg.«
    Die Wohnhäuser, an denen wir vorbeifuhren, waren 1948 in aller Eile errichtet worden. Der abblätternde Putz enthüllte die roten Ziegel darunter, die wie entzündete, rote Wunden aussahen. Die Balkone waren abgesunken und hingen nur halbherzig an den Gebäuden.
    »Du kannst noch umkehren«, sagte ich.
    »Geradeaus weiter«, dirigierte Cooky. »Weißt du, wie viele rübergegangen sind, ehe die Mauer hochging?«
    »Rund tausend am Tag.«
    »Das sind dreißigtausend im Monat. Arbeiter meistens, aber auch eine oder zwei Schiffsladungen Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler und Techniker aller Art. Für Bonn war es schlechte Publicity.«
    »Wieso?«
    »Sie haben sie zu sehr aufgeblasen. Sie haben es den Kommies unter die Nase gerieben, bis es weh tat. Ulbricht ist dann nach Moskau gegangen und hat Chruschtschow überzeugt, daß er dichtmachen muß, die DDR könnte die peinliche Situation nicht länger dulden. Der Westen verzeichnet weiter seine Gewinnpunkte, und jedesmal, wenn wieder tausend zusammengekommen sind, melden es die Zeitungen mit dicken Überschriften. Deshalb kommt an dem heißen Augusttag, als Ulbricht aus Moskau zurück ist, der Befehl. Zuerst ist es nur Stacheldraht. Dann fangen sie an, die Mauer zu bauen, meterlange Betonblocke. Und als sie feststellen, daß das nicht reicht, setzen sie noch einen Meter hoch Schwemmsteine drauf. Ein Mann von der Lone Star Cement, den ich kenne, hat sich die Sache mal angesehen und gesagt, es sei lausige Arbeit – vom fachlichen Standpunkt aus.«
    »Was hätten sie in Bonn denn tun sollen?«
    »Hier mußt du nach links. Sie hätten längst wissen müssen, was vorging. Ihr Nachrichtendienst ist miserabel, aber auch nicht schlechter als unserer oder der britische. Vielleicht ging es zu schnell, aber die Blöcke mußten doch gegossen und der Zement bestellt werden. Jemandem hätte etwas auffallen müssen. Man kann keine zweiundvierzig Kilometer lange Mauer mitten durch eine Stadt bauen, ohne daß irgendwann mal etwas durchsickert. Sobald sie es wußten, hätten sie mit ihrer Propaganda losschießen sollen. RIAS hätte wieder mal Stoff gehabt, den Roten die Hölle heiß zu machen. Die Briten und die Amerikaner und die Franzosen hätten wieder einmal ›scharf gehaltene Noten‹, wie sie es so gern nennen, abschicken können. Sechzigtausend Ostberliner haben in Westberlin gearbeitet. Ein Teil von ihnen hätte bleiben können. Verdammt, sie hätten eine Menge tun können.«
    »Alles, was sie brauchten, war eben ein guter Public-Relations-Mann.«
    Cooky grinste. »Mag sein. Jedenfalls war der Osten darauf gut vorbereitet, mit einer Truppe namens ›Liga für Völkerfreundschaft der Deutschen Demokratischen Republik‹. Deren Propagandisten haben auf drei Punkten herumgehämmert, die alle die Mauer rechtfertigen sollten. Erstens haben sie großes Geschrei gemacht, daß der Westen Ärzte, Ingenieure und andere zur Flucht anstiftet, und zwar mit Methoden, die sie ›tückisch und ehrlos‹ nennen. Übersetzt heißt das einfach Geld. Zweitens: Die in Ostberlin gewohnt und in Westberlin gearbeitet haben, kriegten vier Ostmark für jede West-DM. Das heißt, einer, der nach Westberlin geht und sich

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