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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Zweigen, die mir das Gesicht zerkratzten und die Hände zerschrammten. Dann kamen Blätter, die sich weich und schuppig anfühlten. Ich konnte Maas hinter mir herausklettern hören. Als ich aus dem Gebüsch kam, konnte ich die Mauer sehen, etwa dreißig Meter entfernt, wo sie an der Spitze des dreieckigen Parks vorbeiführte. Vor der anbrechenden Dämmerung am östlichen Himmel ragte sie plump und düster und häßlich auf.
    Eine Hand berührte meinen Arm, und ich zuckte zurück. Es war Max Voss.
    »Wo sind die anderen?« fragte er.
    »Sie kommen.«
    »Den Tunnel gibt’s also wirklich.«
    »Ja.«
    Maas brach durch die Äste der Lebensbäume, wischte sich Gesicht und Hände und klopfte seinen Regenmantel ab. Hinter ihm folgten Symmes, Burchwood und Padillo.
    »Der Wagen steht da drüben«, sagte Max und deutete nach rechts.
    Maas wandte sich an Padillo. »Ich verlasse Sie jetzt, Herr Padillo«, sagte er. »Ich bin sicher, daß Ihre Freunde in der Lage sein werden, Sie und Ihre Begleitung nach Bonn zu bringen. Aber falls Sie auf Schwierigkeiten stoßen sollten … Unter dieser Nummer können Sie mich erreichen.« Er gab Padillo ein Stück Papier. »Ich werde nur einen Teil des heutigen Tages dort sein. Morgen komme ich in Ihrem Restaurant vorbei, dann können wir abrechnen.«
    »In bar«, antwortete Padillo.
    »Zehntausend.«
    »Ich werde sie bereithalten.«
    Maas nickte. »Ja«, sagte er, »davon bin ich überzeugt. Auf Wiedersehen.« Er ging davon, und seine Gestalt verlor sich in Dunkelheit und Morgendunst.
    Der Laster war ein VW-Bus. Wir folgten Max zu dem Fahrzeug und stiegen durch die Seitentür ein. Ehe Max sie schloß, sagte er: »Sie können zwar nicht raussehen, aber es kann auch keiner reinschauen.«
    »Wie weit?« fragte Padillo.
    »Fünfzehn Minuten.«
    Tatsächlich dauerte es siebzehn Minuten. Symmes und Burchwood saßen auf der einen Seite in dem geschlossenen Transporter, den Kopf auf den Armen. Padillo und ich hockten auf der anderen Seite und rauchten unsere letzten ostdeutschen Zigaretten.
    Der Wagen hielt, und wir konnten Max aussteigen hören. Er öffnete die Tür, und Padillo und ich sprangen hinaus. Symmes und Burchwood folgten. Sie sprachen weder mit uns noch miteinander. In dem Dämmerlicht sahen sie blaß aus, und Burchwood war extrem unrasiert.
    Ich blickte mich um. Wir waren in einer Art Hof. Hohe, von staubigem Efeu bedeckte Ziegelmauern bildeten seine drei Seiten. Auf der einen befand sich eine von einem Tor aus grobem grauen Holz verschlossene Einfahrt. Der Boden war mit unregelmäßigen Schieferplatten gepflastert. Die Mauer stieß an ein grauverputztes, vier Etagen hohes Haus mit eingelassenen Fenstern. Die im Erdgeschoß waren durch Eisengitter gesichert.
    Max führte uns durch einen Gang ohne Türen, der vor einer Stahlplatte ohne Scharniere und Griff endete. Darüber befand sich eine mit feinem Drahtgeflecht bedeckte runde Öffnung. Max blieb vor der Platte stehen, und wir reihten uns hinter ihm auf. Wir mußten fünfzehn Sekunden warten, ehe die Platte lautlos aufglitt. Ich konnte sehen, daß sie zwei Zoll stark war und aus massivem Stahl zu sein schien.
    Max führte uns durch einen weiteren Korridor, an dessen Ende sich ein kleiner Aufzug befand. Die Tür stand offen, und er war für fünf Personen gerade groß genug. Wir traten ein, die Tür schloß sich, aber Knöpfe für den Fall, daß man in einem Zwischengeschoss aussteigen wollte, gab es nicht. Er stieg schnell, und ich schätzte, daß er uns in die oberste Etage des Hauses brachte.
    Als er hielt, öffnete sich die Tür automatisch und geräuschlos, und wir traten in einen Raum, den ich für eine Empfangshalle hielt. Die verputzten Wände waren pastellgrün gestrichen, und der Putz sah aus, als hätte man einen Kamm darüber gezogen, als er noch naß war. Bilder, Ölgemälde und Federzeichnungen von Berlin bedeckten die Wände über den Möbeln. Es gab ein paar zusammenpassende orangerote Sofas, zwei oder drei bequeme Sessel im skandinavischen Stil und einen kantigen Kaffee- oder Cocktailtisch mit einem dicken, grünmarmorierten, nierenförmigen Aschenbecher aus Glas. Der Teppich war dick und bestand aus braunen, schwarzen und grünen Karos. Es war kein behaglicher Raum, und er verriet Geld. Seine Atmosphäre war weder zurückhaltend noch kultiviert.
    Unmittelbar gegenüber dem Fahrstuhl befand sich eine weitere Tür. Sie war mit der Sorte Tapete beklebt, die Holzmaserung vortäuschen will, was ihr aber nie wirklich gelingt.

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