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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Max blieb eine Weile vor der Tür stehen, dann glitt sie auf, genau wie die unten. Auch über ihr war die runde, von Maschendraht bedeckte Öffnung, die, wie ich vermutete, eine Fernsehkamera verdeckte. Wir traten hindurch, folgten einem Gang und bogen nach links in einen schmalen, länglichen Raum, an dessen hinterem Ende ein Kamin brannte. Vor dem Kamin stand ein Mann und wärmte sich den Rücken. Er hielt eine Tasse mit Untertasse in der Hand. Ich konnte Kaffee riechen und entdeckte auf der linken Seite ein Sideboard mit einer Kaffeemaschine, die aussah, als ob sie achtzehn oder noch mehr Tassen fassen könnte. Auf dem Sideboard standen auch einige Schüsseln auf einer dicken weißen Unterlage, die ich für eine Warmhalteplatte hielt. Der Raum war mit dunklem Holz getäfelt, enthielt einen Bibliothekstisch mit einer Lampe, beige Vorhänge, zwei Ledercouchen, einige Ledersessel, zwei davon mit hohen Rückenlehnen, einen dunkelgrünen Teppich und einen vollen Bücherschrank. Ich glaubte, außer dem Kaffee auch Toast und gebratenen Speck zu riechen.
    Der Mann lächelte, als er Padillo sah, stellte die Tasse auf einen Tisch und kam auf uns zu. Er schüttelte Padillo die Hand. »Hallo, Mike«, begrüßte er ihn auf Englisch. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    »Hallo, Kurt.« Padillo stellte mich Kurt Wohlgemuth vor, der mir die Hand schüttelte, als ob ihm das wirklich eine solche Freude wäre, wie er behauptete. Er war Anfang Fünfzig und trug seine Jahre mit Würde. Sein langes Haar war nur stellenweise grau durchzogen und lag gebürstet und glänzend gepflegt um seinen wohlgeformten Kopf. Er hatte dunkelbraune Augen, eine schöne gerade Nase und ein kleines festes Kinn unter einem Mund, der noch alle Zähne zu besitzen schien und nicht zuviel Zahnfleisch zeigte, wenn er lächelte. Er trug einen weinroten Morgenmantel mit einem weißen Seidenschal über einer dunkelgrauen oder schwarzen Hose. Er hielt sich aufrecht und zog die meiste Zeit über den Bauch ein.
    »Für diese beiden brauche ich Essen, eine Dusche und ein Bett«, sagte Padillo und deutete auf Symmes und Burchwood. Wohlgemuths dunkle Augen streifte die beiden kurz. Er lächelte wieder, trat an den Kamin zurück und drückte auf einen eingelassenen elfenbeinfarbenen Knopf.
    Einen Augenblick später öffnete sich die Tür, und zwei Männer kamen herein. Sie strahlten jene stille Selbstsicherheit aus, die große Männer oft haben.
    »Diese beiden Herren«, sagte Wohlgemuth, »müssen sich frisch machen, brauchen zu essen und anschließend Ruhe. Sorgen Sie dafür, bitte.«
    Die beiden Männer musterten Symmes und Burchwood genau. Einer von ihnen machte eine Kopfbewegung zur Tür. Symmes und Burchwood gingen hinaus. Die beiden großen Männer folgten ihnen.
    »Ihre Geschäfte scheinen gut zu gehen, Kurt«, sagte Padillo und sah sich nach allen Seiten um.
    Der Mann hob die Schultern und ging zu dem Sideboard. »Erst mal eine Tasse Kaffee – und erlauben Sie, daß ich mich für das, was gestern abend an der Mauer passierte, entschuldige. Wir haben einen Fehler gemacht.«
    »Ihr oder sonst jemand«, sagte Padillo.
    Wohlgemuth blieb vor dem Sideboard stehen, Tasse und Untertasse in der einen, die Kaffeekanne in der anderen Hand. »Ich habe einen vollständigen Bericht für Sie, Mike. Vielleicht wollen Sie ihn nach dem Frühstück lesen.«
    Max erklärte, daß er völlig erschöpft sei und schlafen wolle. »In etwa vier Stunden bin ich wieder auf dem Damm«, sagte er und ging.
    Padillo und ich beluden uns Teller mit Rührei, Speck, Käse und Würstchen. Wir aßen an kleinen Tischen, die Wohlgemuth vor die beiden hochrückigen Ledersessel zu beiden Seiten des Kamins geschoben hatte. Wir schlangen das Essen schweigend hinunter, und als ich bei meiner dritten Tasse Kaffee war, nahm ich dankbar eine amerikanische Zigarette von Wohlgemuth an.
    »Haben Sie alles beschaffen können, was wir brauchen?« fragte Padillo und nahm sich auch eine Zigarette.
    Wohlgemuth nickte und wedelte mit einer gepflegten Hand den Rauch weg. »Uniformen wie von Ihnen angefordert, die notwendigen Marschbefehle, die Flugscheine, und ich habe ein Fahrzeug für heute nachmittag nach Tempelhof organisiert. Ferner wird Sie in Frankfurt ein Wagen erwarten – ein schneller.« Er machte eine Pause, lächelte liebenswürdig und sagte dann: »Da mein Bericht andeutet, daß sie jetzt wohl Freiberufler sind, Mike, darf ich fragen, an wen ich die Rechnung schicken soll.«
    »An mich«, sagte Padillo.

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