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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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draußen auf der Straße. Maas schaltete die Scheinwerfer an.
    »Wo haben Sie den Wagen her?« fragte Padillo.
    »Von einem Freund«, sagte Maas.
    »Ihr Freund hat vergessen, Ihnen den Zündschlüssel zu geben.«
    Maas gluckste. »Sie beobachten gut, Herr Padillo.«
    »Für fünfhundert Mark hätten wir auf einen heißen Wagen verzichten können«, sagte er.
    »Er wird erst morgen spät am Tag vermißt werden. Ich habe ihn sorgfältig ausgesucht, und bei diesem Modell läßt sich die Zündung mühelos kurzschließen.«
    Die Fahrt dauerte einundzwanzig Minuten. Auf einem Boulevard überholten wir ein paar Lastwagen, und dann wich Maas auf Nebenstraßen aus. Ostberlin schlief. Um neun nach fünf hielt er vor einem Haus an.
    »Ist es hier?« fragte Padillo.
    »Nein, um die nächste Ecke. Aber ich lasse den Wagen hier stehen. Das letzte Stück gehen wir.«
    »Nimm du Symmes«, sagte Padillo zu mir. »Burchwood kommt mit mir. Und wir wollen wie eine Gruppe gehen, nicht wie eine Prozession.«
    Wir blieben dicht beieinander. Hinter der Ecke blieb Maas vor einem zweistöckigen Haus stehen. Er stieg die drei weißen Marmorstufen hinauf und klopfte leise an die Tür. Sie wurde geöffnet, und Maas flüsterte: »Schnell rein!«
    Wir traten ein. Eine große, undeutlich erkennbare Gestalt stand vor uns, anscheinend in einem Gang. Es brannte kein Licht. »Hier«, sagte die Stimme eines Mannes. »Gehen Sie geradeaus. Wenn Sie an eine Tür kommen, müssen Sie an mir vorbei ein paar Stufen runtergehen. Wenn Sie alle auf der Treppe sind, bleiben Sie stehen, dann mache ich Licht.«
    Wir bewegten uns langsam in der Dunkelheit. Ich ging als erster, ertastete mir mit ausgestreckten Händen den Weg.
    »Sie sind an der Treppe«, sagte die Stimme unmittelbar neben mir. »Folgen Sie dem Geländer. Es ist rechts.«
    Ich fand das Geländer mit der rechten Hand, stieg sechs Stufen hinab und blieb stehen. Ich hörte, wie die anderen mir folgten. Ich hörte, wie die Tür geschlossen wurde, und dann ging das Licht an. Wir standen auf einer Treppe, die zu einem Absatz führte und nach rechts abbog. Ich blickte zurück. Auf der obersten Stufe stand ein großer magerer Mann mit Hakennase und borstigen graugesprenkelten Augenbrauen, die Hand an einem Lichtschalter. Er trug ein weißes Hemd, der Kragen stand offen. Er mochte fünfzig oder fünfundfünfzig sein. Maas stand auf der nächsten Stufe unter ihm, und unter Maas standen Padillo, Burchwood und Symmes.
    »Weiter«, sagte der magere Mann.
    Ich stieg die zwei Stufen zu dem Treppenabsatz und dann fünf weitere abwärts. Die Kellerwände waren weiß und blau gestrichen, und blaugemustertes Linoleum bedeckte den Boden. Eine Werkbank mit einem Schraubstock nahm auf einer Seite die ganze Wand ein. Darüber hing eine Reihe braungebeizter Wandschränke. An der einen Schmalseite des Kellers – wie ich meinte, auf der Straßenseite – befand sich ein anderthalb Meter hoher Schrank aus gutem Nußbaum. Oben hatte er vier schmale Fächer und darunter eine Reihe flacher Schubladen. Ich hatte die Hand an der Waffe in meiner Manteltasche. Padillo winkte Burchwood und Symmes auf eine Seite des Raums. Er stand neben ihnen.
    Der große Mann kam die Treppe herunter und sah uns an. »Das sind ja Amerikaner«, sagte er verärgert.
    Maas zog die Hände aus den Taschen eines hellbraunen Regenmantels, den ich bisher noch nicht an ihm gesehen hatte, und breitete sie besänftigend aus. »Ihr Geld ist gut. Es wäre aber nicht gut, wenn Sie gerade in diesem Augenblick Ihre Absichten änderten. Bitte, öffnen Sie den Gang.«
    »Sie haben gesagt, es sind Deutsche«, murrte der Mann.
    »Den Gang«, sagte Maas.
    »Das Geld«, forderte der Hagere.
    Maas zog die linke Hand wieder aus der Manteltasche und händigte dem Mann einen Umschlag aus.
    Der magere Mann ging zu der Werkbank, riß den Umschlag auf und zählte das Geld. Zweimal. Er stopfte Umschlag und Geld in die Hosentasche und trat zum Schrank. Er zog die erste Schublade auf und schloß sie, er zog die dritte auf und schloß sie, er zog die unterste auf und ließ sie offenstehen. In keiner befand sich etwas, aber das Öffnen und Schließen betätigte eine Art Kombinationsschloß.
    Er zog an dem Schrank, der sich mühelos aufschwingen ließ. Er schien weniger als ein Viertelzoll Bodenfreiheit zu haben. Hinter dem Schrank lag der Tunnel, seine Öffnung war etwa einen Meter hoch und nicht ganz einen Meter breit. Ich konnte sehen, daß der Boden mit rötlichem Linoleum bedeckt

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