Corkle 1
war. Grobe, braungebeizte Bretter rahmten den Eingang. Der Hagere griff in den Tunnel und schaltete Licht an. Padillo und ich knieten nieder, um hineinzusehen. Als wir uns wieder erhoben, hielt Maas eine Luger in der rechten Hand. Ich griff nach meiner rechten Tasche, aber Padillo hielt mir den Arm fest. »Das ist seine Sache.«
»Bitte, Hauptmann, würden Sie mir das Geld zurückgeben?«
»Betrüger!« schrie der Hagere gellend.
»Das Geld, bitte.«
Der magere Mann zog den Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Maas. Der Dicke stopfte ihn in die Manteltasche. »Und jetzt, Hauptmann Boehmler, wollen Sie bitte die Hände auf den Kopf legen und sich vor die Wand stellen? Nein, drehen Sie sich um, und kehren Sie mir den Rücken zu.« Der Mann gehorchte. Maas nickte befriedigt.
»Sie, Herr Padillo, und Sie, Herr McCorkle«, fuhr Maas fort, »werden sich sicher an Franz Schmidt erinnern, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er hieß allerdings so wenig Schmidt, wie ich Maas heiße. Aber er war mein Bruder, und ich habe das Gefühl, daß ich ihm etwas schuldig bin. Ich denke, Sie werden verstehen, Hauptmann Boehmler …«
Er schoß den Hageren zweimal in den Rücken. Symmes schrie auf. Der Hagere wurde gegen die Wand geschleudert und sackte zusammen. Maas schob die Luger in die Manteltasche zurück und wandte sich uns zu. »Das war eine Frage der Ehre«, sagte er.
»Sind Sie fertig?« fragte Padillo.
»Ja.«
»Dann los. Sie zuerst, Maas.«
Der fette Mann ließ sich auf Hände und Knie nieder und verschwand im Tunnel.
»Jetzt du, Mac.«
Ich folgte Maas. Symmes und Burchwood krochen hinter mir her. Der Tunnel war mit rohen Holzplanken verkleidet. An einigen Stellen war lose Erde durch die Ritzen auf das Linoleum gebröckelt. Die Vierzig-Watt-Birnen waren alle sechs bis sieben Meter angebracht. Wir krochen auf Händen und Knien. Gelegentlich stieß ich mit dem Kopf gegen die Holzverkleidung. Erde rieselte mir in den Kragen.
»Mein Bruder hat gut gebaut«, rief Maas zu mir nach hinten.
»Hoffentlich hat er den Ausgang nicht vergessen«, murmelte ich. Ich schätzte die Länge des Tunnels auf sechzig Meter. Während ich hindurchkroch, versuchte ich zu berechnen, wie viele Kubikmeter Erde die Familie Schmidt-Maas in Säcke gefüllt und mit dem Familiengefährt fortgeschafft hatte. Aber die Brüche brachten mich aus dem Konzept und deshalb gab ich auf.
Maas kroch nicht weiter. »Wir sind am Ende.«
Ich gab die Nachricht an Symmes weiter.
»Gibt es eine Öffnung?« rief Padillo.
»Ich versuche den Deckel zu heben«, knurrte Maas. Er stand jetzt aufrecht, ich konnte seine Beine unter dem Regenmantel herausragen sehen. Ich kroch weiter, drängte den Kopf in die Öffnung neben Maas’ Beinen, und blickte nach oben. Maas stand gebückt. Kopf, Nacken und Schultern drückten gegen ein rundes Stück verrosteten Metalls, das wie der Deckel eines Abfallkübels aussah. Seine Hände, Flächen nach oben, waren gleichfalls gegen das Metall gepreßt. Nichts geschah. Er hielt inne. »Er bewegt sich nicht.«
»Lassen Sie uns die Plätze tauschen«, sagte ich. »Ich bin größer als Sie und kann mehr aus den Beinen herausholen.«
Wir quetschten uns aneinander vorbei. Jemand hätte Maas längst etwas über seinen Atem sagen sollen. Ich blickte nach oben. Die Metallplatte befand sich etwa anderthalb Meter über der Sohle des Tunnels. Ich spreizte die Beine so weit, wie ich konnte, die Knie halb gebeugt. Ich setzte Kopf, Nacken und Schultern gegen die Platte und legte die Handflächen flach gegen sie. Dann richtete ich mich langsam auf, spannte die Muskeln. Sie waren schon lange nicht mehr so strapaziert worden. Ich hoffte, sie würden sich daran erinnern, wozu ich sie hatte.
Nichts geschah. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Schweiß trat mir auf die Stirn und tropfte herunter. Ich hielt inne und ruhte mich aus. Dann nahm ich die Stellung von neuem ein und fing an, von den Beinen aus nach oben zu drücken. Ich spürte, wie etwas nachgab, und hoffte, daß es nicht mein Genick war. Noch eine letzte mühevolle Anstrengung, und die Metallplatte bewegte sich. Ich steigerte den Druck, richtete mich langsam aus den Knien heraus auf. Es folgte ein leises »Plopp«, und ich spürte kalte Luft. Ich drückte noch einmal, diesmal nur mit den Armen, und die Metallplatte hob sich und fiel zur Seite. Ich blickte nach oben. Es waren keine Sterne zu sehen.
17
Ich zog mich aus dem Tunnel und taumelte durch ein Gewirr von Asten und
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