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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Einfachheit Ihrer Methoden ergeben haben. Wären Sie aber interessiert, gelegentlich einen Auftrag zu übernehmen? Gut bezahlt, selbstverständlich.«
    Padillo trank einen Schluck Wein und genoß den Geschmack. Seine frischvergilbten Zähne blinkten wie ein Warnsignal. »Nein, danke. Zwanzig, einundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht hätte ich vor Jahren auf eine Universität gehen und Politische Wissenschaften und Sprachen studieren und, nachdem ich meine Prüfung bestanden hätte, einen Antrag an die CIA oder das Außenministerium stellen sollen, und dann könnte ich heute ein FO 2 oder 3 mit einem Haus in Fairfax County sein oder Journalisten in Ghana die amerikanische Vietnampolitik erklären. Aber vergessen Sie nicht, Kurt, das einzige, was ich wirklich verstehe, ist, wie man eine Kneipe führt. Meine Sprachkenntnisse sind gut, aber nur weil ich sie frühzeitig und richtig erworben habe. Ich beherrsche nicht einmal die primitivsten Grundregeln der Grammatik. Ich weiß nur, wann es richtig klingt. Ich bin schwach in Geschichte, schlecht in Politischen Wissenschaften, und meine Ansichten über den Machtkampf in der Welt sind zweideutig. Ich respektiere und bewundere ja all die klugen Leute, die darüber Bescheid wissen oder es wenigstens glauben. Aber seit zwanzig Jahren träume ich schlecht, habe kalte Schweißausbrüche und mußte mich darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben.« Er streckte die Hand aus und spreizte die Finger. Sie zitterten leicht. »Meine Nerven sind zerrüttet. Ich trinke zuviel, ich rauche zuviel. Ich bin verbraucht und erschöpft, und diesmal höre ich endgültig auf, und es gibt nichts auf Gottes weiter Welt, was mich davon abhalten kann.«
    Wohlgemuth hatte Padillos Rede aufmerksam zugehört. »Selbstverständlich unterschätzen Sie sich, Mike. Sie besitzen seltene Eigenschaften, die Ihre Auftraggeber veranlaßt haben, immer wieder, Jahr für Jahr, auf Sie zurückzugreifen, damit Sie gerade nur noch diese eine Aufgabe übernehmen. Sie besitzen die Fähigkeit des Schauspielers, eine andere Identität anzunehmen, eine neue Persönlichkeit, mit all ihren Verschrobenheiten und Eigenarten. Wenn Sie Deutscher sind, dann gehen Sie wie ein Deutscher, essen wie einer und rauchen wie einer. Das sind Kleinigkeiten, aber nach zwanzig Jahren Besatzungszeit erkennt ein Europäer jeden Amerikaner an seinem fetten Hintern und an der Art, wie er sich beim Gehen bewegt. Sie sind der geborene Schauspieler, ein bis zum Äußersten verwegener und rücksichtsloser Schurke mit der Raffinesse und der Skepsis eines erfolgreichen Strafverteidigers – und ich bin bereit, für diese Kombination einen wirklich sehr hohen Preis zu bezahlen.«
    Padillo hob ironisch sein Glas. »Das Kompliment nehme ich an, aber das Angebot lehne ich ab. Sie sollten sich nach jüngeren Kräften umsehen, Kurt.«
    »Könnte ich Sie nicht einmal mit der Aussicht auf eine kleine Rache an Ihren gegenwärtigen Arbeitgebern verlocken?«
    »Nichts zu machen. Die dachten, sie hätten ein gutes Geschäft angeboten. Die Russen brauchten einen Superagenten, um eine große Schau abziehen zu können. Meine Arbeitgeber, Gott segne sie, wollten Symmes und Burchwood still und ohne Aufsehen zurückbekommen. Folglich handelt man A gegen B und C ein, besonders, da A etwas abgenutzt zu sein scheint. Wer hat eigentlich das Geschäft im Osten ausgehandelt? Der gute Colonel?«
    »Soweit ich weiß«, sagte Wohlgemuth. »Er ist seit ein paar Monaten wieder zurück, angeblich als Leiter der Propaganda-Abteilung.«
    »In der Kunst des Tauschens hat er einige Erfahrung«, sagte Padillo, »aber unsere Seite ist mit Jungs besetzt, die in Prozenten rechnen, und wie unser Freund Maas zu McCorkle sagte, fuhren sie mich als einen Agenten, der sich amortisiert hat.«
    Es klopfte. Wohlgemuth rief: »Herein«, und einer seiner hünenhaften Helfer trat mit einem großen braunen Briefumschlag aus festem Papier ein. Er überreichte ihn Wohlgemuth und ging wieder. Der Deutsche riß ihn auf und nahm zwei abgegriffene Brieftaschen heraus. »Noch so ein paar dieser überflüssigen Kleinigkeiten, gegen die Sie etwas haben, Mike, aber sie könnten sich als ganz nützlich erweisen.«
    Ich öffnete die Brieftasche, die er mir gereicht hatte. Sie enthielt 92 US-Dollar, 250 DM-West, einen Ausweis der Army, der besagte, daß ich T/Sgt. Frank J. Bailey sei, sorgfältig gefaltete Marschbefehle, ein paar schweinische Fotos, einen Führerschein der amerikanischen Streitkräfte,

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