Corkle 1
einen Brief in schlechtem Englisch von einem Frankfurter Mädchen namens Billi, der mehr als eindeutig war, eine Karte, die besagte, daß ich Mitglied des Book-of-the-Month-Club sei, und eine Packung Pariser.
Wohlgemuth nahm zwei weitere Brieftaschen heraus und sagte: »Die sind für die beiden anderen.«
Padillo stopfte sie in seine Hosentasche. »Wie finden Sie unser Make-up, Kurt?«
»Es ist gut genug. Wie Frau Koepler ganz richtig sagte, das Ganze beruht auf der Theorie der Ablenkung. Die Hauptsache sind selbstverständlich die Uniformen. Dann die Gesichter. Wenn Sie sich in Tempelhof nicht zu lange aufhalten, sollten Sie glatt durchkommen. Und selbstverständlich wird notfalls ein Betrunkener eine Schlägerei anfangen, um die Aufmerksamkeit für ein paar Augenblicke von Ihnen abzulenken.«
Padillo schob seinen Stuhl zurück. »Und die Flugscheine?«
»Die hat der Fahrer«, antwortete Wohlgemuth.
Padillo streckte die Hand aus. »Vielen Dank für alles, Kurt.«
Wohlgemuth wischte den Dank mit einer Handbewegung beiseite. »Sie bekommen eine Rechnung.« Er schüttelte auch mir die Hand und versicherte mir, wie sehr er sich freue, mich kennengelernt zu haben, und es klang immer noch so, als ob er es ehrlich meinte.
»Sie finden Ihre beiden Schützlinge unten«, sagte er.
Padillo nickte, und wir gingen. Max stand in dem prächtigen Empfangsraum neben der stählernen Schiebetür zum Fahrstuhl. Er sah uns durch seine Brille kritisch an. Dann nickte er beifällig.
»Wir sehen uns bald mal in Bonn«, sagte er.
»Sagen Sie Marta …« Padillo fand keine Worte. »Sagen Sie ihr einfach, daß ich ihr herzlich danke.«
Wir schüttelten Max die Hand und traten in den Fahrstuhl. Er brachte uns zu dem Korridor im Erdgeschoß. Symmes und Burchwood warteten schon, rasiert und in Klasse-A-Uniformen gesteckt. Einer der Riesen lehnte neben ihnen an der Wand und schien die Decke zu bewundern. Padillo reichte Burchwood und Symmes die beiden Brieftaschen.
»Ihre neuen Namen können Sie auf der Fahrt nach Tempelhof auswendig lernen. Symmes hält sich an mich, Burchwood bleibt bei McCorkle. Wir melden uns ohne jedes Aufsehen bei der Pan American, wie Sie es früher oft genug gemacht haben. Ich glaube nicht, daß Sie weitere Belehrungen brauchen. Sie sehen beide nett aus. Ihre neue Frisur gefällt mir, Symmes.«
»Müssen wir mit Ihnen sprechen?« fragte Symmes. Sein Tonfall klang beleidigt.
»Nein.«
»Dann wollen wir darauf verzichten.«
»Ausgezeichnet. Gehen wir.«
Draußen stand eine 1963er Ford-Limousine. Ein großer Neger in amerikanischer Uniform mit dem einzelnen Winkel eines Gefreiten polierte die Scheinwerfer. Er sah uns kommen und lief um den Wagen, um uns die Tür zu öffnen. »Jawohl, Sir, hier, Sir. Steigen Sie ein, Sir, wir fahren sofort los, Sir«, sagte er dienstbeflissen.
Padillo musterte ihn kalt. »Sparen Sie sich die Onkel-Tom-Nummer, Sambo. Wohlgemuth hat gesagt, Sie hätten unsere Flugscheine. Her damit.«
Der Neger strahlte Padillo an. »Einen Texas-Akzent wie Ihren habe ich nicht mehr gehört, seit ich von Mineral Wells weg bin.«
Padillo grinste zurück. »Er hätte eigentlich aus der Gegend von Kilgore sein sollen«, sagte er in seinem normalen Ton. »Sind Sie soweit?«
»Ja, Sir«, antwortete der Neger, ging zum Fahrersitz und stieg ein. Ich setzte mich vorn zu ihm, Padillo stieg mit Symmes und Burchwood hinten ein. Der Neger öffnete das Handschuhfach und nahm vier Flugscheine der PanAm heraus, die er mir gab. Ich suchte mir den für Sergeant Bailey heraus und reichte die übrigen Padillo.
»Wie sieht der Plan für den Flughafen aus?« fragte Padillo.
»Ich lasse Sie aussteigen und parke schnell«, antwortete der Neger, »wo, spielt keine Rolle; entweder schnappt mich die deutsche Polizei oder die MPs. Während Sie sich anmelden, kommt es zu einem häßlichen Rassenzusammenstoß. Ein amerikanischer Tourist aus Georgia wird behaupten, ich hätte seine Frau beleidigt. Er wird mir eine schmieren, und dann gehe ich mit der meiner Rasse eigenen Waffe auf ihn los.« Er zog ein Rasiermesser aus der Tasche und klappte die Klinge heraus. »Wenn der Idiot zu grob wird, schneide ich ihn vielleicht ein bißchen.«
»Wer ist der Idiot?«
»Ein Bursche, den Wohlgemuth in Frankfurt angeheuert hat. Er ist ziemlich überzeugend. Nachdem die Polizei eingegriffen und mich weggeschafft hat, wird er sich nicht mehr melden, um Strafantrag zu stellen.«
»Was machen Sie sonst, als Tarnung?« fragte
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