Corkle 1

dessen Kragen lange, spitze Ecken hatte, darüber eine schwarze Kaschmirweste, von der nur die beiden untersten Knöpfe geschlossen waren, eine Hose ohne Aufschläge aus leichtem grauen Flanell, schwarze, gerippte Socken, die wie Seide aussahen, und schwarzpolierte flache Schuhe mit bunten Quasten. Seine Hände waren die gleichen wie die seines Bruders: groß genug, um mühelos einen Baseball umschließen zu können. In einer hielt er eine dünne, lange Zigarre mit Elfenbeinmundstück. Er zog nachdenklich daran und ließ den Rauch durch seine dünne, gerade Nase entweichen.
    »Ich habe gerade mit Wohlgemuth gesprochen«, sagte er. »Sie sollen meinen Wagen haben. Er ist der schnellste, den wir beschaffen konnten. Nur um eines möchte ich gebeten haben: Ich möchte ihn heil zurückbekommen.«
    »Ist er was Besonderes?« fragte ich.
    Er nickte und blies wieder Rauch aus der Nase. »Für mich schon. Ich habe ungefähr 122 Stunden meiner Freizeit hineingesteckt.«
    »Sie kriegen ihn zurück«, sagte Padillo. »Wenn nicht, kauft Wohlgemuth Ihnen einen neuen.«
    »OK, wie Sie meinen.« Er drehte sich um und ging uns voran. Vor dem Empfangsgebäude führte er uns zu einem neuen zweitürigen Chevrolet Impala Hardtop. Er war schwarz, und ich fand sein Heck zu gedrungen. Er hatte keine Radkappen. Eine hohe Antenne schmückte das Hinterteil wie eine Angelrute. Der Neger zog die Schlüssel aus der Tasche und reichte sie Padillo, der sie an mich weitergab.
    »Ihnen ist um den Flughafen herum nichts aufgefallen?« fragte Padillo.
    »Ein paar MPs mehr als gewöhnlich, aber um diese Zeit im Monat ist das normal, kurz nach dem Zahltag. Aber es war keiner dieser Missionsbrüder da, die ich vom Sehen her kenne. Und ich habe mich gründlich umgesehen.«
    Padillo runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Na schön. Los, Mac, du fährst. Sie beide setzen sich nach hinten.«
    Symmes und Burchwood stiegen ein. Padillo setzte sich vorn hin.
    »Was ist an dem Karren so besonders?« fragte ich den Neger.
    Er lächelte, fast so, als ob ich ihn gefragt hätte, wie man sich fühlt, wenn man im Lotto fünfhunderttausend Mark gewonnen hat. »Er hat die Viersiebenundzwanziger-Maschine unter der Haube und ein Hurst-Viergang-Getriebe. Dazu eine Schiefer-Kupplung, Jahn-Stoßdämpfer und einen Isky-Auspuff.«
    »Klingt ja bombig«, sagte ich und stieg ein.
    Er legte die großen Hände auf die Tür, beugte sich zu mir herab und sah mich an. »Was haben Sie für Fahrpraxis?«
    »Ein- oder zweimal um den Nürburgring. Vorwiegend mit Sportwagen.«
    Er nickte. »Also, ich hätte den Wagen gern heil zurück.«
    »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Er nickte wieder, diesmal etwas mürrisch. Er hatte kein großes Vertrauen. Zärtlich klopfte er auf die Tür. »Ja«, sagte er, »sehen Sie zu, was Sie tun können. Und passen Sie auf sich auf.« Mir schien, als hätte er die letzten Worte zu dem Wagen gesagt.
    »Sie auch auf sich«, sagte ich, schob den Zündschlüssel ins Schloß, trat auf die Kupplung und ließ den Motor an. Dann setzte ich den Wagen zurück und fuhr in Richtung Autobahn los.
    »Was haben wir hier?« fragte Padillo
    »Einen auffrisierten Chevy mit einem Polizeiradio. Der Wagen schafft wahrscheinlich zweihundert – bergab vielleicht zweihundertzehn. Wie schnell soll ich es mit ihm versuchen?«
    »Halte ihn auf hundertdreißig. Wenn wir jemanden treffen, der mit uns Fangen spielen will, dann tu das, was du für richtig hältst.«
    »Okay.«
    Ich konzentrierte mich aufs Fahren. Das mußte ich auch. Die Kupplung war sehr stramm, und die Spezialfederung verhinderte das luxuriöse amerikanische Schaukeln. Auch an der Steuerung war herumgedoktert worden. Sie fühlte sich nach Zahnstangenlenkung an – schwer und sehr direkt. Das Gaspedal war eine massive Angelegenheit aus Chrom und Gummi, und ich mußte fest drauftreten. Der Wagen war danach angelegt, schnell gefahren zu werden, und die in der V-8-Maschine eingeschlossenen Kräfte waren beachtlich. Ich beschleunigte auf hundertfünfunddreißig bis hundertvierzig, hielt dieses Tempo und zog an den Lastzügen vorbei, die nach Norden aus Frankfurt herausströmten.
    Etwa dreißig Kilometer von Frankfurt entfernt hielten wir an einem Rasthof und besorgten uns Zigaretten und eine Flasche Weinbrand. Wir ließen Symmes und Burchwood allein auf die Toilette gehen.
    Als wir wieder auf der Autobahn waren, sagte Padillo: »Irgend etwas stimmt nicht.«
    Ich verringerte das Tempo erst auf hundertzehn, dann