Corkle 1
Padillo zu folgen.
In der Türöffnung drehte ich mich um und tastete rückwärts nach den Stufen unter mir. Ich bewegte mich langsam die schmale Treppe hinab, bis keine Stufen mehr da waren. Unten wandte ich mich um. Wir standen in einem ungefähr zwei mal drei Meter großen Raum. Die Decke war kaum hoch genug, daß ich mich aufrichten konnte. Auf einer Seite befanden sich zwei Schlafkojen mit bunten Steppdecken. Padillo stand gebeugt und kraftlos daneben. Ich sah, daß er den größten Teil seiner Maskierung und auch die Perücke beseitigt hatte. Von der bleichen Hautfarbe abgesehen, war sein Gesicht wieder das alte. Neben ihm standen Burchwood und Symmes.
Maas saß an einem Tisch, der gegen die Wand geklappt werden konnte. Er lächelte und nickte mir zu, und seine Knie schlugen nervös gegeneinander wie die eines fetten kleinen Jungen auf einer Party, der zur Toilette müßte, aber fürchtet, daß er dann Eis und Kuchen verpaßt. Am anderen Ende des Tischs stand ein weiterer Stuhl, und dahinter befand sich eine Tür.
»Hallo, Maas«, sagte ich.
»Meine Herren«, sagte er, kicherte und nickte noch ein paarmal, »wir begegnen uns schon wieder, wie es scheint.«
»Nur eine Frage«, sagte ich.
»Selbstverständlich, mein lieber McCorkle. So viele Sie wollen.«
»Sie hatten vom Cadillac aus mit dem Humber Funkverbindung, oder?«
»Ganz richtig. Wir haben Sie nur über die Autobahn in unsere kleine Falle gejagt. Einfach, aber wirkungsvoll, das werden Sie doch zugeben?«
Ich nickte. »Haben Sie was dagegen, wenn wir rauchen?«
Maas hob mit großer Geste die Schultern. Ich zog ein Päckchen heraus, gab Padillo eine Zigarette, nahm mir selbst eine und entzündete sie beide mit einem Streichholz. Die schmale Tür ging auf, und ein Mann in einem grauschwarzgemusterten Jackett und einer grauen Hose kam rückwärts hindurch. Er sprach auf Holländisch mit jemandem im Nebenraum. Sein Hinterkopf war von langem, schwarzem, glänzendem Haar bedeckt, das in einer stumpfen Spitze auslief. Er schloß die Tür, drehte sich um, und seine Hornbrille blitzte im Licht. Er mochte fünfzig oder vierzig oder noch jünger sein, aber eines war sicher: Er war Chinese.
Er blieb vor der geschlossenen Tür einige lange Momente stehen und starrte Padillo an. Schließlich sagte er: »Hallo, Mike.«
»Hallo, Jimmy«, sagte Padillo.
Maas sprang von seinem Stuhl auf und scharwenzelte um den Chinesen herum. »Es ging alles ganz glatt, Mr. Ku«, sagte er auf Englisch. »Es gab keine unerwarteten Schwierigkeiten. Der da ist Symmes und der Burchwood. Der andere ist McCorkle, Geschäftspartner von Padillo.«
»Setzen Sie sich und halten Sie den Mund, Maas«, sagte der Chinese, ohne ihn anzusehen. Maas zog sich auf seinen Stuhl zurück und fing wieder damit an, seine Knie gegeneinanderzuschlagen. Der Chinese setzte sich ans andere Ende des Tisches, nahm eine Packung Kent aus der Tasche und zündete sich eine mit einem goldenen Feuerzeug an.
»Es ist lange her, Mike«, sagte er.
»Dreiundzwanzig Jahre«, sagte Padillo. »Und du nennst dich jetzt Ku.«
»Es war in Washington, im alten Willard, nicht wahr – das letzte Mal?« sagte Ku.
»Du hast damals Jimmy Lee geheißen und Gibson geraucht.«
Der Chinese nickte zerstreut. »Wir müssen uns über die alten Tage im Oh, So Secret 1 noch mal ausführlich unterhalten. Ich hab den Kontakt verloren. Wie ich höre, bist du aber immer noch aktiv.«
»Eigentlich nicht«, sagte Padillo. »Nur hin und wieder einen Gelegenheitsjob.«
»Wie in Bukarest – damals im März 1959.«
»Daran erinnere ich mich nicht«, sagte Padillo höflich.
Ku lächelte. »Es heißt, das wärst du gewesen.«
»Du mußt in den letzten Tagen eine spannende Wartezeit verbracht haben«, sagte Padillo. »Aber um diese Jahreszeit ist es am Rhein sehr hübsch.«
»Es gab ein paar kritische Augenblicke«, sagte Ku. »Und es war etwas kostspielig. Mit meiner Spesenabrechnung werde ich teuflischen Ärger kriegen.«
»Aber du hast erreicht, was du wolltest«, sagte Padillo.
»Du meinst diese beiden«, sagte Ku und deutete mit dem Daumen auf Symmes und Burchwood.
Padillo nickte.
»Es passiert nicht jeden Tag, daß wir einem abtrünnigen Paar von der NSA auf die Spur kommen.«
»Vielleicht liegt das an eurem Klima in Peking.«
»Man gewöhnt sich daran«, sagte Ku. »Nach einer kleinen Weile.«
»Darf ich mich setzen?« fragte Padillo. »Ich bin etwas angeschlagen.«
»Mach dir nicht die Mühe. Ich hab einen Raum für
Weitere Kostenlose Bücher