Corkle 1
folgte dem Blick des Mannes am Steuer. Ein Licht auf der anderen Seite des Rheins blinkte dreimal auf. Er griff nach einer Handlampe am Armaturenbrett des Bootes, richtete sie über den Fluß und schaltete sie dreimal an und aus. Das war das Signal, beschloß der gerissene McCorkle. Die Innenbeleuchtung des grünen Cadillac ging an, als die hintere Tür geöffnet wurde. Ein Mann stieg aus und kam auf die Stufen zur Anlegestelle zu. Er war klein und dick und watschelte ein bißchen, als er über die Anlegestelle zum Boot lief. Es war zu dunkel geworden, um sein Gesicht deutlich sehen zu können, aber das brauchte ich nicht. Es war eindeutig Maas.
20
Maas winkte mir vom Anleger herunter fröhlich zu und kam ins Boot geklettert. Einer der Fahrer löste die Leine am Heck, und das Boot glitt auf den Rhein hinaus. Es schlug einen Kurs ein, der schräg stromaufwärts führte.
Ich stieß Padillo mit dem Ellbogen gegen die Rippen. »Wir haben Gesellschaft«, sagte ich.
Er hob den Kopf und betrachtete Maas, der uns von seinem Platz im Heck vergnügt zulächelte.
»Jesus«, sagte Padillo und ließ den Kopf wieder auf die Arme sinken.
Maas sprach leise mit einem der Fahrer. Die beiden anderen Männer saßen uns gegenüber im Boot und rauchten Zigaretten. Jeder hielt beiläufig eine Waffe auf den Knien, ohne damit in eine bestimmte Richtung zu zielen. Ich beschloß, daß sie ihre Waffen behalten durften. Burchwood und Symmes saßen neben mir und sahen gerade vor sich hin. Es war jetzt dunkel.
Der Mann am Steuer verringerte die Geschwindigkeit und lenkte das Boot scharf nach links. Flußabwärts, einen dreiviertel Kilometer entfernt, erkannte ich die Lichter der amerikanischen Botschaft. Sie sahen warm und einladend aus und versprachen Sicherheit, aber sie kamen nicht näher. Das hatte ich eigentlich auch nicht erwartet. Der dunkle Umriß eines Lastkahns ragte über uns auf. Er war etwa fünfzehn Meter vom Ufer verankert und lag so tief im Wasser, als ob er schwer beladen wäre. Es war einer der Kähne, die man zwischen Amsterdam und Basel mit fröhlich flatternder Familienwäsche den Rhein auf und ab tuckern sieht. Sie sind fast ausschließlich in Familienbesitz. Kinder werden auf ihnen geboren, und alte Menschen sterben auf ihnen. Die Besatzung schläft und ißt und liebt unter Deck in den engen Kajüten nahe dem Heck, die etwa die Größe eines kleineren amerikanischen Wohnwagens haben. Der Kahn, dem wir uns näherten, war etwa fünfzig Meter lang. Der Mann am Steuer stellte den Motor ab und ließ das Boot, Heck voraus, dem Bug des Kahns entgegentreiben.
Jemand richtete einen Lichtstrahl auf uns und warf uns ein Tau zu; der Mann im Heck neben Maas fing es auf und zog uns zu einer Strickleiter mit hölzernen Sprossen. Maas kletterte als erster hinauf und hatte Schwierigkeiten mit einer der Sprossen. Ich hoffte, daß er fallen würde, aber jemand auf dem Kahn packte ihn und zog ihn hinauf. Die beiden Männer mit den Waffen waren aufgestanden, und einer von ihnen winkte Symmes und Burchwood nachlässig zu. Sie begriffen, was gemeint war, und kletterten hinter Maas die Leiter hinauf. Padillo hatte den Kopf von den Armen gehoben und beobachtete Symmes und Burchwood, als sie nach oben stiegen.
»Glaubst du, daß du es schaffst?« fragte ich.
»Nein«, sagte er. »Aber es wird trotzdem gehen.«
Wir standen auf, und ich ließ Padillo vor mir an die Leiter treten. Er packte eine Sprosse und begann sich hinaufzuhieven. Ich stützte ihn von hinten, und Hände streckten sich nach unten, faßten ihn unter den Armen und zogen. Ich kletterte hinauf, und der Druck in meinem Leib wurde zum Krampf und zerrte an der Stelle, wo der Sicherheitsgurt des Chevrolet eingeschnitten hatte. Wieder kamen ein paar Hände, packten nicht gerade besonders sanft zu und halfen mir. Der Lastkahn hatte seine vorgeschriebenen Positionslichter gesetzt, und das einzige andere Licht kam von der Taschenlampe, mit der jemand umherleuchtete.
»Geradeaus«, murmelte eine Stimme an meinem Ohr, und ich streckte die Hände aus und begann mich vorsichtig in dieser allgemeinen Richtung vorzutasten. Plötzlich fiel Licht aus einer geöffneten Tür, die in das Wohnquartier hinunterführte.
Ich konnte Maas sich rückwärts den Weg über die Stufen suchen sehen, wobei er sich am Geländer festhielt. Burchwood und Symmes folgten ihm, dann Padillo und ich. Ich hörte, wie das Motorboot ablegte. Nur die beiden Männer mit den Waffen blieben zurück und winkten mir,
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