Corkle 1
blickte in den Rückspiegel und sah, daß der Cadillac den Abstand beibehielt. Symmes und Burchwood saßen steif aufgerichtet auf den Rücksitzen, die Augen zusammengekniffen, den Mund zu einer geraden Linie der Furcht und Mißbilligung zusammengepreßt. Ich vermutete, daß sie sich an den Händen hielten, aber das ging mich nichts an.
Wir brauchten nicht ganz fünfzig Minuten für die fünfundneunzig Kilometer von dem Rasthaus, wo wir den Weinbrand gekauft hatten, bis zur Ausfahrt nach Bonn. Ich kuppelte aus und schaltete den Chevrolet auf den dritten Gang zurück, ohne die Bremse zu benutzen. Ich schaltete wieder und ging in den zweiten. Der Motor bremste den Wagen ab, und da der Fahrer des Cadillac durch kein Bremslicht gewarnt wurde, saß er mir fast schon auf der Stoßstange, ehe er durchschaute, was ich tat.
Ich ging zu schnell in die Kurve, aber der Motor bremste weiter, und der Cadillac hatte keine Chance. Er raste an uns vorbei. Ich hielt den Chevrolet im zweiten Gang, kam gut durch die Kurve und schaltete wieder in den dritten Gang.
»Sie setzen zurück«, sagte Padillo.
»Das ist auf der Autobahn höllisch riskant.«
Wir nahmen schnell die Brücke über die Autobahn und erreichten die Straße, die zum Siebengebirge führt und weiter zur Fähre, die den Rhein nach Bonn überquert. Ich hielt den Wagen im dritten Gang, schaltete in den zweiten hinunter, als wir in einem Dorf ein paar kleine Kinder und eine Schar Enten von der Straße scheuchten. Dann begann der Aufstieg über die gewundene Straße.
»Ich kann sie nicht sehen«, sagte Padillo.
»Wir haben vielleicht schon ein paar Minuten Vorsprung. In diesen Kurven sollten wir noch ein paar gewinnen.«
Der Chevrolet nahm sie mühelos, und seine harte Federung erinnerte mich an einen alten MG-TC i, den ich einmal besessen hatte. Ich schaltete in den zweiten Gang zurück, um die erste Biegung einer scharfen S-Kurve zu nehmen. Der Motor reagierte in der kurzen folgenden Geraden sauber, und ich schätzte gerade die Tourenzahl, die wir für die nächste Kurve brauchten, als ich in sie hineinging, durch sie hindurchkam und in die Straßensperre fuhr.
Sie hatten zwei schrottreife Wagen quer über die Fahrbahn gestellt: ein Paar zerbeulter und zerschrammter, aber unverändert solider Mercedes. Ich befand mich noch im zweiten Gang, darum stieg ich mit dem linken Fuß auf die Bremse und trat mit dem rechten das Gaspedal durch, um dadurch den Wagen in einer engen Kehrtwendung herumzureißen, aber es war zu spät. Der Chevrolet krachte gegen den einen Mercedes, und ich wurde vorwärts gegen das Lenkrad geschleudert.
Es schienen Dutzende zu sein. Sie rissen die Türen des Chevrolet auf und zerrten uns heraus. Ich war stark benommen, und der Leib schmerzte mir an der Stelle, wo der Sicherheitsgurt beim Aufprall eingeschnitten hatte. Ich spürte, wie sie mir den Revolver aus der Tasche zogen. Ich glitt zu Boden und übergab mich. Es war hauptsächlich Wein. Ich lag, wie mir schien, lange so da, und als ich dann aufblickte, stand Padillo noch auf den Beinen, gestützt von zwei Männern mit grauen Filzhüten und in gegürteten Mänteln, deren Farben mit dem Licht, das durch das Laub der Bäume fiel, wechselte. Einer von ihnen griff in Padillos Tasche und nahm ihm den Revolver ab. Sie klopften seine weiteren Taschen ab, fanden das Messer und nahmen auch das an sich. Mir wurde noch einmal schlecht.
Zwei der Männer faßten mich unter den Armen und halfen mir, zu einem Wagen hinüberzutaumeln, und stießen mich dann hinten auf den Wagenboden. Dort blieb ich keuchend liegen und unterdrückte mühsam den Drang, mich noch einmal zu übergeben. Es gelang mir, an der Rücklehne der Vordersitze Halt zu finden und mich auf die Knie aufzurichten. Ich brauchte einen ganzen Tag dazu. Padillo lag auf dem Rücksitz ausgestreckt, den Mund leicht geöffnet. Seine Augen gingen langsam auf und blinzelten mir ein paarmal zu, dann schlössen sie sich wieder. Ich kniete hinten im Wagen auf dem Boden und blickte durch das Rückfenster hinaus. Sie hatten die beiden Mercedes und den Chevrolet an den Straßenrand geschoben und zerrten jetzt den einen Mercedes in ein Gebüsch. Er wurde von einem Ford Taunus geschleppt, wenigstens schien es mir ein Ford Taunus zu sein, aber das Licht war inzwischen schlecht geworden. Ein Mann setzte sich auf den Vordersitz und richtete eine Waffe auf mich. Er hatte ein teigiges, häßliches Gesicht, und seine lange Nase war voll reifer Mitesser.
»Stützen
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