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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas
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Sie Ihren Freund so, daß er sitzt«, befahl er. Er sprach Deutsch, aber mit einem starken Akzent, den ich nicht identifizieren konnte. Ich drehte mich um, faßte Padillos Füße und schwang sie von der Sitzbank herunter. Dann drückte und schob ich ihn in eine sitzende Haltung, aber er sackte vornüber, und ich mußte ihn zurückstoßen. Er hatte sich über seine Uniform erbrochen, und unter seinem rechten Ohr war eine häßliche dunkle Stelle, aus der Blut sickerte. Ich drängte mich neben ihn auf den Rücksitz und sah den Mann mit der Waffe und den Mitessern auf der Nase an.
    »Keine Dummheiten, bitte. Keine Heldentaten«, sagte er.
    »Keine Dummheiten«, stimmte ich zu und spie einen der Schwammgummis aus, der sich in meinem Mund gelockert hatte. Da ich schon dabei war, pulte ich mir auch etwas Wachs aus der Nase. Ich hatte keine Manieren und brauchte keine. Ich fing an, den anderen Schwammgummi mit der Zunge zu bearbeiten. Er lockerte sich, und ich spuckte auch ihn aus. Außerdem zog ich mir den Schnurrbart ab.
    Der Mann mit der Waffe sah mir neugierig zu, sagte aber nichts. Der Wagen, in dem wir saßen, war englischer Herkunft, bemerkte ich; ein Humber mit eingebauten Klappbrettern aus Nußbaum, die man als Teetablett herunterlassen konnte. Oder als Cocktailtablett, falls einem das mehr lag. Es war ein Exportmodell mit Linkssteuerung. Neben dem Lenkrad befand sich ein Funksprechgerät aus grauem Metall. Ich wettete mit mir neun zu zwei, daß in dem grünen Cadillac genau so ein Gerät war. Ich blickte aus dem Rückfenster. Sie schleppten den Chevrolet in das Gebüsch. Jemand mochte ihn dort finden – morgen oder in der nächsten Woche. Der große Neger unten in Frankfurt hatte kein großes Vertrauen gehabt, und ich wünschte, ich hätte auf ihn gehört. Wir hätten in eine Kneipe gehen und uns über Autos unterhalten und Bier trinken können.
    Ein anderer Mann setzte sich ans Steuer. Er wandte zu uns um, musterte uns ohne besonderes Interesse, grunzte, drehte sich wieder nach vorn und ließ den Motor an. Wir folgten einem anderen Humber über die gewundene, schmale Straße. In dem Wagen vor uns saßen vier Leute. Die beiden auf den Rücksitzen waren Symmes und Burchwood. Ich konnte nicht erkennen, ob sie wieder mit anderen Menschen sprachen.
    Am Rhein bogen wir nach links und fuhren etwa einen Kilometer weit, bis wir eine Stelle erreichten, an der sich die Straße mit einer leichten Kurve dem Ufer näherte. Dort befand sich ein Rastplatz mit Picknicktischen, Abfallkübeln und Parkplätzen. Eine niedrige Steinmauer bildete eine Ausbuchtung zum Rhein hin, und dort waren auch Stufen, die zu einem schmalen Anleger führten, an dem ein sechs Meter langes Motorboot festgemacht war. Der grüne Cadillac stand auf einem der Parkplätze, und ich kam zu dem Schluß, daß er an uns vorbeigefahren sein mußte, als ich auf dem Boden lag. Ich sah, daß es ein Fleetwood war.
    Unser Wagen hielt an, der Fahrer stieg aus und sprach mit dem Fahrer des anderen Humber, in dem Symmes und Burchwood saßen. Dann stieg dieser Fahrer aus, ging zu dem grünen Cadillac und sprach mit jemandem auf dem Rücksitz. Der Mann mit der Waffe blieb bei uns. Auf dem Vordersitz des anderen Humber saß auch ein Mann. Wahrscheinlich hatte er zwei Waffen.
    Unser Fahrer kam zurück und sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht einmal erkannte und schon gar nicht verstand. Aber der Mann mit der Waffe verstand sie und befahl mir, auszusteigen und Padillo aus dem Wagen zu helfen. Padillo öffnete die Augen und sagte: »Ich kann gehen«, aber es klang nicht sehr überzeugend. Ich ging um den Wagen und half ihm heraus.
    Der Mann mit der Waffe hielt sich dicht neben mir. »Die Stufen hinunter. Schaffen Sie ihn ins Boot«, sagte er. Ich legte mir Padillos Arm um den Nacken und schleppte ihn die Stufen hinab.
    »Du hast ein paar Pfund zugelegt«, sagte ich.
    Ich half ihm ins Boot, und er sank auf die gepolsterte Bank an der Reling. Symmes und Burchwood kamen die Stufen herunter und gleichfalls an Bord. Sie sahen Padillo an, der vornübergesunken dahockte.
    »Ist er verletzt?« fragte Symmes.
    »Weiß nicht«, antwortete ich. »Er redet nicht viel. Sind Sie verletzt?«
    »Nein, wir sind nicht verletzt«, sagte er und setzte sich neben Burchwood.
    Der Mann, der unseren Humber gelenkt hatte, ging zum Steuerrad am Bug. Er drückte auf den Anlasser. Der Motor sprang an und gurgelte im Leerlauf. Fünf Minuten lang saßen wir so da, schienen auf etwas zu warten. Ich

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