Corkle 1
euch vorbereiten lassen. Hinter der Tür da.« Er stand auf und ging zu einer Tür neben dem Aufgang. Er öffnete sie mit einem Schlüssel und hielt sie auf. »Er ist nicht groß, aber ruhig. Ihr könnt euch da ausruhen.« Einer der Männer mit den Waffen war die Treppe halb heruntergekommen. Er hockte auf einer Stufe, die Waffe in keine bestimmte Richtung, aber überallhin gleichzeitig gerichtet. Er winkte damit zu der Tür, die Ku offenhielt. Ich ging voran, die anderen folgten mir.
Ku griff in einen Schrank und nahm eine Flasche heraus. Er reichte sie Padillo. »Genever«, sagte er. »Trink einen Schluck auf mein Wohl.«
Wir gingen durch die Tür in einen Raum mit zwei Kojen an der Wand und hörten das Schloß hinter uns einschnappen. Eine von einem Gitter geschützte rote Birne brannte an der Decke. Ihr Licht war nicht sehr aufmunternd.
»Dieser gräßlich fette kleine Mann ist wieder da«, sagte Symmes zu niemandem im besonderen. Vielleicht sprachen wir jetzt wieder alle miteinander.
»Sie sind jetzt auf etwas, das durchaus ein langsamer Kahn nach China werden könnte«, sagte Padillo. »Tut mir leid«, fügte er hinzu, »das konnte ich mir nicht verkneifen.«
»Ich vermute, daß der Knabe mit den Mandelaugen nicht zu Tschiang Kai-Scheks Leuten gehört«, sagte ich.
Padillo und ich hatten uns auf den Boden gekauert, und Burchwood und Symmes hockten auf der unteren Koje. Wir hatten es automatisch getan, so als ob wir ihnen eine Vergünstigung schuldeten. Padillo hielt die Flasche vor das rote Licht und prüfte sie kritisch. »Nein, er gehört zu den Typen vom Festland und hat diesen Genever wahrscheinlich mit einer fremden, neuen Wahrheitsdroge versetzt. Für diesen Fall übernehme ich freiwillig die Rolle des Versuchskaninchens.« Er öffnete den Schraubverschluß der Flasche, nahm einen tiefen Zug und reichte die Flasche mir. »Keine üble Nebenwirkung«, sagte er.
Ich trank und hielt Burchwood und Symmes die Flasche hin. Sie sahen einander an, und schließlich griff Burchwood danach.
Er wischte den Hals mit seinem Ärmel ab und nippte vorsichtig. Symmes machte es ihm nach und reichte die Flasche Padillo zurück.
»Der tückische Orientale da vorn ist ein ehemaliger Klassenkamerad von mir aus dem Zweiten Weltkrieg. Wir haben am gleichen Kurs bei so einer merkwürdigen Sondertruppe in Maryland teilgenommen. Später habe ich irgendwo gehört, daß er mit einem Auftrag zu Maos Verein geschickt worden war und nie wieder nach Hause gekommen ist. Wahrscheinlich ist er so etwas wie ein General bei Maos Abwehr.«
»Man hat oft gehört, daß fleißige Arbeit und eiserne Pflichterfüllung sich bezahlt machen«, sagte ich.
»Und er ist ein helles Kerlchen. Mit neunzehn hat er sein Examen in Stanford gemacht. Und Sie beide«, fuhr Padillo fort, wobei er Symmes und Burchwood ansah, »werden wahrscheinlich gern wissen wollen, was er auf diesem holländischen Frachtkahn zu suchen hat.«
»Nämlich?« fragte Symmes.
Padillo trank wieder einen Schluck Genever und steckte sich eine neue Zigarette an. »Mr. Ku ist das Schlüsselstück im Puzzlespiel dieser Woche. Alles, was geschehen ist, fügt sich durch ihn zu einem Bild. Es war eine sehr raffiniert angelegte Operation, für die jemand eine Menge Geld bezahlen muß.«
»Wir zum Beispiel«, warf ich ein.
»Darüber brauchen wir uns vielleicht keine Sorgen mehr zu machen. Aber fangen wir ganz von vorn an, als du Maas in dem Flugzeug von Berlin kennengelernt hast. Er hat sich an dich gehängt und versucht, an mich heranzukommen, unter dem Vorwand, mir die Information über den Tausch zu verkaufen: ich gegen die beiden hier, Symmes und Burchwood. Eigentlich sollte er mir die Information nicht verkaufen; Ku wollte nur, daß er mir einen Tip gab. Aber Maas war geldgierig und wollte dabei verdienen, und vorher hat er noch versucht, ein anderes kleines Geschäft abzuschließen, nämlich mit dem dunklen kleinen Cola-Trinker, der in unserem Lokal erschossen wurde.«
Padillo machte eine Pause und zog an seiner Zigarette. »Ku wollte Burchwood und Symmes. Irgendwie hatte er von dem geplanten Tausch zwischen den Russen und unserer Seite erfahren. Wahrscheinlich hat er die Information durch seine Moskauer Quellen gekriegt, aber das ist nicht wichtig. Als er herausbekam, daß ich ein Teil des Tauschgeschäfts sein sollte, kam ihm der großartige Einfall: Warum mir nicht einen Tip geben und mir die Sorge überlassen, Burchwood und Symmes aus Ostberlin heraus und zurück nach
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