Corum 02 - Die Königin des Chaos
exquisiten Existenz beraubten, die sie nie zu würdigen vermöchten, deren Vernichtung ihnen nie bewußt würde.
»Wenn sie schätzen würden, was sie raubten, wenn ihnen bewußt wäre, was sie vernichteten«, sagte der alte Vadhagh in der Erzählung DIE LETZTE HERBSTBLUME, »wäre es mir ein Trost.«
Es war ungerecht.
Mit der Erschaffung des Menschen hatte das Universum die alten Rassen verraten.
Aber es war eine ewige, sich immer wiederholende Ungerechtigkeit. Das vernunftbegabte Wesen mag das Universum wahrnehmen und lieben, das Universum jedoch erwidert nichts. Es macht keinen Unterschied in der Vielfalt seiner Geschöpfe. Alle sind gleich. Keines ist bevorzugt. Das Universum, das über nichts weiter verfügt als den Stoff und die Schöpfungskraft, fährt fort zu erschaffen wahllos. Es hat keine Kontrolle über seine Schöpfungen, und es kann, wie es scheint, von seinen Geschöpfen nicht beeinflußt werden (wenngleich manche sich dieser Täuschung hingeben).
Jene, die dem Wirken des Universums fluchen, sich dagegen aufbäumen, ihm mit den Fäusten drohen sie fluchen und drohen nur etwas Taubem, Blindem und Unverletzlichem.
Aber das bedeutet nicht, daß es nicht solche gibt, die das Unangreifbare zu bekämpfen und zu schlagen suchen.
Manchmal sind es Geschöpfe von großer Weisheit, die es nicht ertragen, sich mit der Gleichgültigkeit des Universums abzufinden.
Prinz Corum Jhaelen Irsei war einer von ihnen. Er war der Letzte der Vadhagh. Man kannte ihn auch als den Prinzen im scharlachroten Mantel.
Ihm ist diese Chronik gewidmet.
Wir erfuhren bereits, wie die Gefolgsleute des Mabden-Grafen Glandyth-a-Krae (die sich selbst Denledhyssi oder Mörder nennen), Prinz Corums Familie und seine weiteren Verwandten ermordeten, wie der Prinz im scharlachroten Mantel dadurch zu hassen und zu töten lernte, und wie das Verlangen nach Rache in ihm wuchs. Wir erfuhren, wie Glandyth Corum marterte, ihn einer Hand und eines Auges beraubte, und wie der Riese von Laahr Corum rettete und zur Burg der Markgräfin Rhalina bringen ließ zu der Burg auf dem von der See umspülten Mordelberg. Obgleich Rhalina eine Mabden-Frau war (allerdings des friedlichen Volkes von Lywm-an-Esh), verliebte Corum sich in sie, und sie erwiderte seine Liebe. Als Glan-dyth die Ponystämme aufwiegelte, der Markgräfin Burg zu überfallen, riefen sie und Corum übernatürliche Hilfe herbei. Dadurch gerieten sie in die Hände des Zauberers Shool, dessen Reich die Insel Svi-an-Fanla-Brool das Heim des unersättlichen Gottes war.
Durch ihn kam Corum in direkte Berührung mit den morbiden, ihm bisher fremden Mächten, die auf der Erde herrschten. Shool sprach zu ihm von Träumen und Wirklichkeiten. (»Ich sehe, Ihr beginnt allmählich auf Mabden-Art zu argumentieren«, sagte er zu Corum. »Das ist vielleicht ganz gut, wenn Ihr in diesem Mabden-Traum überleben wollt.«
»Ist es ein Traum?« fragte Corum. »Gewisser Art. Aber echt genug. Es ist, was Ihr den Traum eines Gottes nennen mögt. Doch natürlich könntet Ihr auch sagen, den ein Gott zu Wirklichkeit werden ließ. Ich spreche selbstredend vom Schwertritter, der über die fünf Ebenen herrscht.«)
Mit Rhalina als seine Gefangene, war Shool in der Lage, mit Corum einen Pakt zu schließen. Ergab ihm zwei Geschenke, die Hand Kwlls und das Auge Rhynns, die ihm seine verlorenen ersetzen sollten. Diese juwelenähnlichen, fremdartigen Körperteile gehörten einst zwei göttlichen Brüdern, die seit ihrem mysteriösen Verschwinden die verschwundenen Götter genannt wurden.
Shool erklärte Corum, was er von ihm erwartete, wenn er Rhalina zurückhaben wollte. Corum müßte in das Reich des Schwertritters ziehen des Herzogs Arioch vom Chaos, der über die fünf Ebenen herrschte, seit er sie von dem im Kampf geschlagenen Arkyn von der Ordnung, übernommen hatte. Dort sollte Corum das Herz des Schwertritters suchen, das in einem Turm seines Palastes aufbewahrt wurde, und das es ihm ermöglichte, körperliche Gestalt anzunehmen und zu herrschen (ohne einen Körper oder sogar mehrere konnten die Chaosherrscher die Sterblichen nicht regieren).
Ohne viel Hoffnung segelte Corum über das Meer. Doch lange, ehe er Ariochs Reich auch nur nahe gekommen war, erlitt er Schiffbruch, den er einem Riesen zu verdanken hatte, der in der See fischte.
Im Lande der merkwürdigen Ragha-da-Kheta fand er heraus, daß er mit Rynns Auge in eine grauenhafte Unterwelt zu sehen vermochte, und daß ihm Kwlls Hand erschreckende
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