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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Merkmal der Vadhagh. Sein Schädel war schmal und lang mit leicht spitz zulaufendem Kinn. Auch seine Ohren waren spitz; sie hatten keine Läppchen und lagen eng am Kopf an. Sein Haar war seidig und feiner als das jedes Mabden-Mädchens. Sein Mund war breit mit vollen Lippen, und seine rosige Haut goldgesprenkelt. Er hätte gutausgesehen, wäre nicht das fremdartige, schildbedeckte rechte Auge gewesen und der grimmige Zug um seine Lippen. Und da war auch noch die linke Hand, die nicht zu seinem Körper paßte. Sie war sichtbar, wenn sie aus dem weiten Ärmel seines scharlachroten Mantels hervorkam, um den Schwertknauf zu umklammern.
    Diese linke Hand hatte sechs Finger und schien in einem juwelenbedeckten Handschuh zu stecken. Doch das war eine Täuschung. Die »Juwelen« waren die eigentliche, schuppenartige Haut. Die Hand besaß ein unberechenbares Eigenleben. Sie hatte das Herz des Schwertritters des Herzog Arioch vom Chaos zerdrückt und dadurch Arkyn, dem Lord der Ordnung, die Rückkehr ermöglicht.
    Corums ganzes Wesen schien nach Vergeltung zu schreien. Er hatte geschworen, seine auf so schmähliche Weise ums Leben gekommene Familie zu rächen, indem er ihren Mörder tötete den Grafen Glandyth-a-Krae, Untertan des Königs Lyra-Brode von Kalenwyr, welcher über den Süden und Osten des Kontinents herrscht, der einst das Reich der Vadhagh gewesen war. Auch hatte er sich den Mächten der Ordnung und dem Kampf gegen das Chaos verschrieben, dessen Diener Lyr und sein Volk waren. Diese Verpflichtung, die ihn erfüllte und über sich hinauswachsen ließ, lastete schwer auf ihm. Auch der Gedanke an die Macht seiner fremdartigen Hand und des nicht weniger fremdartigen Auges, trug nicht dazu bei, ihm das Herz leichter werden zu lassen.
    Die Markgräfin Rhalina war fraulich und von großer Schönheit. Ihr sanftes Gesicht umschmeichelten dicke schwarze Zöpfe. Sie hatte große dunkle Augen und zärtliche rote Lippen. Auch ihr Herz war schwer, wenn sie an die unheimlichen Geschenke des Zauberers Shool dachte. Aber Rhalina vermied es, diesen Gedanken nachzuhängen, so wie sie es sich seinerzeit nicht gestattet hatte, sich von der Trauer um ihren Gatten, den Markgrafen, lenken zu lassen, als er Schiffbruch erlitt, unterwegs nach Lywm-an-Esh, dem Land, dessen Untertan er war und das langsam aber stetig von der See verschlungen wurde.
    Das Lachen fiel ihr leichter als Corum. Sie war sein Trost. Einst war auch er frohmütig und unbeschwert gewesen. Er hatte gern und oft gelacht, und er dachte mit Wehmut an jene Zeit zurück. Doch diese Erinnerung beschwor auch andere Bilder herauf die seiner Angehörigen, die tot, verstümmelt und entehrt auf dem Rasen vor Burg Erorn lagen, während die Flammen sein Zuhause verzehrten, und Glandyth seine mit Vadhagh-Blut gefärbte Waffe schwang. Diese grauenhaften Bilder waren stärker als jegliche Erinnerung an sein früheres, friedvolles Leben. Immer wieder drängten sie sich vor sein geistiges Auge, ließen ihn nicht vergessen und weckten den Rachedurst immer aufs Neue. Sie quälten ihn, diese Bilder des Feuers, des Fleisches, der Angst; Bilder der barbarischen Streitwagen aus Messing, Eisen und Gold, die von struppigen Pferden gezogen wurden, vollbepackt mit Denledhyssi. Jene Krieger in geraubten Vadhagh-Rüstungen, die ihre häßlichen Münder zum Triumphgebrüll aufrissen, als die alten Mauern von Burg Erorn einstürzten, und Corum lernte, was Haß und Grauen waren.
    Glandyths brutale Züge schoben sich in seinen Alpträumen vor die schreckverzerrten toten Gesichter seiner Eltern und Schwestern, und oft wachte er mitten in der Nacht von seinen eigenen Schreien auf.
    Dann vermochte nur Rhalina ihn zu beruhigen, indem sie zärtlich sein gemartertes Gesicht streichelte und seinen zitternden Körper fest an sich drückte.
    Und doch gab es während jener Frühsommertage auch Stunden des Friedens. Sie ritten Seite an Seite durch die Wälder des Festlands, ohne Überfälle der Ponystämme befürchten zu müssen, die das von Shool gesandte Schiff in der Nacht ihres Angriffs vertrieben hatte. Es war ein Schiff aus der Tiefe des Meeres gewesen, bemannt mit Toten unter dem Befehl des ertrunkenen Markgrafen, Rhalinas Gemahl, das die Barbaren in panische Flucht getrieben hatte.
    Die Wälder waren voll grazilen Lebens, voll sanften Getiers, bunter Blumen und berauschender Düfte. Und obgleich es ihnen nicht völlig gelang, ihn zu heilen, wirkten sie doch lindernd auf die Wunden in Corums Seele. Sie

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