Corum 03 - Das Ende der Götter
zurückzukehren, wo die Frau lebt, die ich liebe. Denn da Tanelorn auf allen Ebenen zu allen Zeiten existiert, ist es leichter, von dort aus durch die Dimensionen zu schlüpfen und jene Ebene zu finden, die man sucht. Was versprecht Ihr Euch von Tanelorn, Lord Elric?«
»Ich kenne Tanelorn und weiß, daß Ihr recht daran tut, diese Stadt zu suchen. Meine Mission scheint zu sein, sie auf meiner Ebene zu verteidigen doch schon jetzt können meine Freunde dort ihr Ende gefunden haben. Ich hoffe, daß Corum recht hat und ich im verschwindenden Turm das finde, was mir hilft, Theleb K'aarnas Bestien und ihren Herrn zu vernichten.«
Corum hob seine Juwelenhand zum Juwelenauge. »Und ich suche Tanelorn, weil ich erfahren habe, daß mir die Stadt in meinem Kampf gegen das Chaos helfen kann.« Er erwähnte nichts weiter von Arkyns Instruktionen, die er vor so langer Zeit im Tempel der Ordnung vernommen hatte.
»Aber Tanelorn kämpft weder gegen das Chaos noch die Ordnung«, erklärte ihm Elric. »Darum besteht sie auch in alle Ewigkeit.«
Das hatte Corum bereits von Jhary gehört. »Aye«, murmelte er.
»Doch wie Erekose suche ich nicht Schwerter, sondern Erkenntnis.«
Als die Nacht hereinbrach, hielten die drei abwechselnd Wache. Zeitweilig unterhielten sie sich, aber meistens standen oder saßen sie schweigend und starrten auf die Grube, wo der verschwindende Turm auftauchen sollte.
Verglichen mit Jharys Gesellschaft, empfand Corum die der beiden als bedrückend, und eine Spur von Abneigung erwuchs in ihm. Vielleicht kam es daher, daß sie ihm so ähnlich waren.
Im anbrechenden Morgengrauen, als Erekose gerade ein wenig eingenickt war und Elric tief schlief, erzitterte die Luft, und Corum sah die flimmernden Umrisse von Voilodion Ghagnasdiaks Turm feste Form annehmen.
»Er ist hier!« brüllte er. Erekose sprang sofort auf die Beine, während Elric nur verschlafen blinzelte. »Beeilt Euch, Elric!« rief er.
Nun erhob auch der Albino sich. Wie Erekose hielt er bereits sein Schwert in der Hand. Die beiden Klingen schienen fast identisch beide waren schwarz, beide sahen gefährlich aus, und beide waren von Spitze bis Griff mit eingravierten Runen bedeckt.
Corum war schon vorausgelaufen. Er war entschlossen, sich nicht noch einmal aussperren zu lassen. Hals über Kopf stürzte er in die Dunkelheit hinter der offenen Tür. »Schnell! So kommt doch!« rief er über seine Schulter.
Corum betrat einen kleinen Vorraum. Rötliches Licht aus einer Öllampe, die an einer Kette von der Decke hing, erhellte ihn schwach. Und dann schloß sich plötzlich die Tür hinter ihnen, und Corum wußte, daß sie in der Falle saßen. Er hoffte nur, daß sie zu dritt mächtig genug waren, dem Zauberer zu widerstehen. Durch das schmale Fenster sah er eine Bewegung. Darkvale war verschwunden und an seiner Stelle wogte eine blaue See. Der Turm war also bereits wieder unterwegs. Schweigend machte er seine Gefährten darauf aufmerksam.
Dann hob er seinen Kopf und brüllte:
»Jhary? Jhary-a-Conel!«
War der getreue Freund gar tot? Er betete inständig darum, daß er noch lebte.
Angespannt lauschte er und vernahm ein kaum hörbares Geräusch, das vielleicht eine Antwort sein konnte.
»Jhary!«
Corum ließ sein langes Schwert durch die Luft sausen.
»Voilodion Ghagnasdiak? Wo seid Ihr? Habt Ihr vielleicht diesen Turm verlassen?«
»Warum sollte ich das? Was wollt Ihr von mir?«
Die Stimme kam aus einem Raum, zu dem ein gewölbter Torbogen führte. Corum schritt darauf zu.
Grelles Licht, ähnlich jenem, das er im Limbus gesehen hatte, umflackerte die bucklige Gestalt Voilodion Ghagnasdiaks. Er war ein mit prunkvoller Kleidung aus Seide, Hermelin und Satin überladener Zwerg. In seiner Rechten hielt er ein Miniaturschwert. Er hatte ein hübsches Gesicht mit glänzenden Augen unter dichten schwarzen Brauen, die in der Mitte zusammenwuchsen. Mit wölfischem Grinsen blickte er den dreien entgegen. »Endlich wieder ein neuer Besuch, der mir die Langeweile vertreiben helfen kann. Aber legt Eure Schwerter nieder, meine Herren, ich bitte Euch. Ihr seid doch meine Gäste.«
»Es ist mir nicht unbekannt, welches Schicksal Eure Gäste erwarten mag«, brummte Corum. »Laßt Euch sagen, Voilodion Ghagnasdiak, daß wir gekommen sind, um Jhary-a-Conel zu befreien, den Ihr hier gefangenhaltet. Gebt ihn frei, und wir werden Euch kein Haar krümmen.«
Ein koboldhaftes Grinsen überzog das hübsche Gesicht.
»Aber ich bin sehr mächtig. Ihr könnt
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