Corum 03 - Das Ende der Götter
bereit. »Ihr wollt sterben, eh?«
Corum wankte. Er vermochte den Mabden-Grafen kaum noch zu sehen. Mühsam hob er sein Schwert und versuchte noch einen Schritt.
»Kommt!« rief Glandyth. »So kommt!«
Ein Schatten fiel über die Ruinen. Im ersten Augenblick glaubte Corum an eine Täuschung. Er schüttelte den Kopf, um die Schleier vor seinen Augen zu verdrängen.
Aber auch Glandyth hatte den Schatten gesehen. Erstaunt riß er den Mund auf. Seine blutunterlaufenen Augen weiteten sich.
Und während er zu dem Ding aufstarrte, das den Schatten warf, stieß Corum ihm das Schwert in die Kehle.
Glandyth stieß einen gurgelnden Laut aus. Blut schoß zwischen seinen Lippen hervor.
»Für meine Familie«, keuchte Corum.
Der Schatten zog weiter. Er stammte von einem Riesen, von einem Giganten mit einem gewaltigen Netz, das er über die vor Schreck erstarrten Denledhyssi warf. Er hob sie empor und schleuderte sie weit über die Stadt hinweg. Ein Riese war es, mit zwei glitzernden Juwelenaugen.
Corum taumelte neben Glandyth-a-Kraes Leiche zu Boden und starrte zu dem Giganten empor. »Der watende Gott«, murmelte er.
Jhary schritt auf Corum zu und stillte das Blut seiner Hüftwunde. »Der watende Gott«, echote er. »Aber nun fischt er nicht länger mehr in den Meeren dieser Welt, denn er hat gefunden, was er suchte.«
»Seine Seele?«
»Sein Auge. Der watende Gott ist Rhynn!«
Nun schien erst recht alles vor Corums Auge zu verschwimmen. Aber durch einen rötlichen Nebel hindurch, sah er Kwll auf sich zukommen, und der jetzt nicht länger verschwundene Gott grinste über sein ganzes juwelenbedecktes Gesicht.
»Euere Chaos-Götter sind nicht mehr«, versicherte er Corum. »Mit der Hilfe meines Bruders erschlug ich sie und all ihre Helfer.«
»Ich danke Euch!« Corum seufzte tief vor Erleichterung. »Und auch Lord Arkyn wird Euch danken.«
Kwll kicherte. »Das glaube ich nicht.«
»Was meint Ihr damit?«
»Vorsichtshalber erschlugen wir auch die Lords der Ordnung. Nun seid ihr Sterblichen auf diesen Ebenen frei von Göttern.«
»Aber Arkyn, Arkyn war gut.«
»Wenn ihr das Gute achtet, dann pflegt es in euch selbst. Nun ist die Konjunktion der Millionen Sphären, und das bedeutet Veränderungen grundlegende Änderungen in der Natur der Dinge. Vielleicht war das unsere Bestimmung die fünfzehn Ebenen von ihren einfältigen Göttern und ihren nicht weniger einfältigen Einfällen zu befreien.«
»Aber das kosmische Gleichgewicht -?«
»Laß es seine Waagschalen schwingen. Es hat nun nichts mehr zu wiegen. Ihr steht jetzt auf euren eigenen Beinen, ihr Sterblichen dieser Ebenen. Lebt wohl!«
Corum versuchte, etwas zu sagen, aber der Schmerz in seiner Hüfte betäubte jeglichen Gedanken. Das Bewußtsein verließ ihn.
Ein letztes Mal erklang Kwlls vieltönige Stimme in seinem Kopf, ehe die tiefe Schwärze ihn völlig umfing.
»Nun seid ihr selbst eures Glückes Schmied!«
Epilog
Wieder begannen die dem Lande geschlagenen Wunden zu heilen, und erneut errichteten die Sterblichen, was sie selbst unter dem Einfluß der Haßseuche zerstört hatten. Lywm-an-Esh fand einen neuen König, und die Vadhagh, welche überlebt hatten, kehrten auf ihre Burgen zurück.
Auf Burg Erorn über dem Meer erholte Corum Jhaelen Irsei, der Prinz im scharlachroten Mantel, sich langsam von seinen Wunden dank Jhary-a-Conels Heilmittel und Lady Rhalinas liebevoller Pflege. Und er fand ein neues Steckenpferd, das ihn voll beschäftigte, nämlich die Herstellung künstlicher Gliedmaßen, wie er es in des Doktors Haus auf Lady Jane Pentallyons Welt gesehen hatte. Aber es würde noch eine Weile dauern, bis er solche geschaffen hatte, die ihn zufriedenstellten.
Eines Tages kam Jhary-a-Conel mit seinem Hut auf dem Kopf, seinem Beutel auf dem Rücken und Schnurri auf der Schulter. Etwas zögernd sagte er Lebewohl. Sie baten ihn zu bleiben, sich des wohlverdienten Friedens zu erfreuen.
»Denn eine Welt ohne Götter ist eine Welt ohne viel Furcht«, erklärte Corum.
»Das ist wahr«, pflichtete Jhary ihm bei.
»Dann bleibt«, bat Lady Rhalina.
»»Ich kann nicht«, erwiderte Jhary betrübt. »»Ich muß Welten suchen, die noch ihre Götter haben, denn ich bin für andere nicht geschaffen.« Und leise fügte er hinzu: »»Ich brauche jemanden, dem ich die Schuld an meinem Mißgeschick zuschreiben kann. Ich will nicht wissen, daß es an mir selbst liegt. Nein, ohne Götter ohne Dämonen ohne eine höhere Fügung ohne das absolut Böse ohne das
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