Corum 03 - Das Ende der Götter
in Corums linken, das Schwert in seiner freien Hand. Elric hakte nun seinen linken in Corums rechten Arm und zog sein Runenschwert.
Da spürte Corum Kraft in seinen geschwächten Körper strömen, und er lachte fast vor Freude über das Gefühl des Wohlbehagens, das ihn nun erfüllte. Elric strahlte über das ganze Gesicht, und sogar Erekose lächelte. Sie hatten sich vereint. Sie waren zu den dreien geworden, die eins sind. Und sie bewegten sich als einer, lachten als einer und kämpften als einer. Obwohl Corum selbst nicht in den Kampf eingriff, war es ihm doch, als schwinge er selbst das Schwert, als hielt er eines in jeder Hand und als führte er sie.
Die Tigerkopfbestien schreckten zurück vor den zischenden Runenschwertern. Sie versuchten, sich vor dieser gewaltigen neuen Macht in Sicherheit zu bringen. Wild flatterten sie durch den Raum.
Corum lachte triumphierend. »Laßt uns ihnen den Rest geben!« Und er wußte, daß Elric und Erekose dasselbe riefen.
Jetzt waren ihre Schwerter nicht mehr nutzlos gegen die geflügelten Monster. Im Gegenteil, nun vermochte ihnen nichts zu widerstehen. Das Blut floß, als die verwundeten Kreaturen zu fliehen versuchten. Aber es gab kein Entkommen für sie.
Der verschwindende Turm begann zu erzittern, als schwäche ihn die neue Macht in seinem Innern. Der Boden schwankte. Voilodion Ghagnasdiaks Stimme schrillte von irgendwoher:
»Der Turm! Der Turm! Er zerfällt!«
Corums Füße glitten auf dem blutigen, jetzt schrägen Boden aus.
Da betrat Jhary-a-Conel den Raum. Voll Abscheu betrachtete er das blutige Bild. »Er hat recht«, murmelte er. »Der Zauber, den wir heute heraufbeschworen haben, hat seine Nachwirkungen. Schnurri, komm her!«
Erst jetzt erkannte Corum, daß jenes Ding, das sich in Voilodion Ghagnasdiaks Gesicht festgekrallt hatte, die kleine schwarzweiße Katze war. Wieder einmal hatten sie ihr ihre Rettung zu verdanken. Sie ließ sich auf Jharys Schulter nieder und blickte sich mit großen grünen Augen um.
Elric riß sich von Corum los und rannte in den Vorraum, wo er durch das schmale Fenster schaute. Corum hörte ihn rufen:
»Wir sind im Limbus!«
Langsam löste Corum seinen Arm aus Erekoses Umklammerung. Es fehlte ihm die Kraft, selbst nachzusehen, was Elric meinte, aber er nahm an, daß der Turm sich nun in jener zeit- und raumlosen Dimension befand, die er bereits im Himmelsschiff kennengelernt hatte. Immer heftiger schwankte das Bauwerk jetzt. Corum blickte auf die zusammengekauerte Gestalt des Zwerges, der die Hände gegen sein Gesicht preßte. Blut schoß zwischen den Fingern hervor.
Jhary schritt an Corum vorbei in den Vorraum und sprach mit Elric. Als er zurückkam, hörte der Vadhagh ihn sagen:
»Kommt, Freund Elric. Helft mir meinen Hut suchen.«
»Zu einer Zeit wie dieser, sucht Ihr nach einem Hut?«
»Aye.« Jhary blinzelte Corum zu und streichelte seine Katze. »Prinz Corum Lord Erekose kommt auch Ihr mit uns?«
An dem schluchzenden Zwerg vorbei, schritten sie durch einen engen Gang, bis sie zu einer Treppe kamen. Sie führte in den Keller. Der Turm erbebte. Jhary zündete eine Fackel an und stieg als erster die Stufen hinunter.
Ein Stück der Decke löste sich und fiel vor Elrics Füße. »Ich würde es vorziehen, einen sicheren Weg aus dem Turm zu finden«, sagte er ruhig. »Wenn er jetzt einbricht, wird er uns unter sich begraben.«
»Vertraut mir, Prinz Elric.«
Sie kamen zu einer Metalltür in einem kreisrunden Raum.
»Voilodions Schatzkammer«, erklärte Jhary. »Hier werdet Ihr alles finden, was Ihr sucht. Und ich hoffe, meinen Hut zurückzubekommen. Er ist eine Extraanfertigung und paßt als einziger zu meiner Kleidung.«
»Wie läßt sich eine solche Tür öffnen?« fragte Erekose und schob unwillig das Schwert in die Scheide zurück. Dann zog er es jedoch wieder heraus und deutete mit der Spitze auf die Tür. »Sie ist doch gewiß aus Stahl.«
Jhary lächelte fast verschmitzt. »Wenn Ihr Euch wieder unterhaken würdet, meine Freunde.«
Trotz der Gefahr bedachte Corum den Freund mit einem amüsierten Blick.
»Ich zeige Euch, wie die Tür sich öffnen läßt«, brummte Jhary.
Wieder hakten sie sich unter, Corum in der Mitte. Wieder fühlten sie die Kraft, die sie durchströmte. Wieder lachten sie frohgemut und spürten ihre wahre Erfüllung, nun da sie eins waren. Vielleicht war dies ihr Geschick. Vielleicht, wenn sie einmal aufhörten, getrennte Helden zu sein, durften sie für immer eins werden und würden das
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