Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
sich unter der Last des Schnees, waren unter dem Frost geborsten. Die Büsche waren ohne Blätter und Beeren. Alle Tiere, die hier früher lebten, geflohen oder tot.
    Corum hatte diesen Wald in alter Zeit gut gekannt. Es war der Wald von Laahr, wo er vor vielen Jahrhunderten erwacht war, nachdem Glandyth-a-Krae ihn verstümmelt hatte. Unbewußt blickte er auf seine silberne Hand und berührte seine Augenklappe. Er erinnerte sich an den Braunen Mann und an den Riesen von Laahr. Eigentlich war es der Riese von Laahr gewesen, durch den alles angefangen hatte. Hätte der Riese von Laahr damals nicht Corums Leben gerettet und ihn dann... Er verbannte die Erinnerung aus seinen Gedanken. Am Ende des Waldes von Laahr ragte eine Landzunge als westlichster Zipfel dieses Landes ins Meer. Und dort erhob sich der Mordelsberg.
    Kopfschüttelnd blickte Corum auf den verwüsteten Wald vor sich. Jetzt würden hier keine Pony-Stämme mehr leben. Keine Mabden konnten ihn in diesen Tagen hier verfolgen.
    Wieder mußte er an den bösen Glandyth denken. Warum kam das Böse immer von den östlichen Küsten? Hatte dieses Land einen besonderen Fluch auf sich liegen, der ihm in jedem Zyklus seiner Geschichte eine neue Heimsuchung schickte?
    Mit solchen Spekulationen beschäftigt, ritt Corum in das verschneite Dickicht des Waldes.
    Schwarz und kahl ragte das Geäst von Eichen, Ulmen, Erlen und Weißdornbüschen überall um Corum auf. Von den Bäumen des Waldes schienen einzig die Eiben ihre Schneelast ohne Mühe zu tragen. Corum erinnerte sich daran, was er über die Fhoi Myore als Herren der Schwarzen Wälder gehört hatte. Sollte es wirklich wahr sein, daß sie die Laubwälder vernichteten und nur Nadelhölzer übrig ließen? Welchen Grund mochten sie haben, harmlose Bäume zu zerstören? Wie konnten Bäume eine Bedrohung für sie sein?
    Nachdenklich kämpfte sich Corum tiefer und tiefer in das Dickicht. Zu Pferd war hier nur schwer voranzukommen. Schneewehen, unter der weißen Last zusammengebrochener Bäume und undurchdringliches Astgewirr zwangen Corum immer wieder zu großen Umwegen, bis er in Gefahr geriet, völlig die Orientierung zu verlieren.
    Aber Corum zwang sich, seinen Weg fortzusetzen in der Hoffnung, daß sich hinter dem Wald an der Küste auch das Wetter bessern würde.
    Zwei Tage lang bahnte sich Corum mühsam einen Pfad, dann mußte er sich eingestehen, daß er völlig die Orientierung verloren hatte.
    Tatsächlich ließ die Kälte in diesen Tagen etwas nach, aber daraus konnte er kaum mit Sicherheit schließen, daß er auf dem richtigen Weg nach Westen war. Vielleicht gewöhnte er sich einfach nur mehr und mehr an den Frost.
    Aber auch wenn die Kälte nicht mehr so schneidend war, wurde die Reise hier im Wald bald zur Qual. Nachts mußte er sich ein Lager im Schnee suchen. Längst hatte er seine frühere Vorsicht beim Feuermachen aufgegeben, denn ein großes Feuer war die einzige Möglichkeit, den Schnee zu schmelzen und so zu einem einigermaßen warmen und trockenen Nachtlager zu kommen. Er konnte nur hoffen, daß die schneebedeckten Äste über ihm den Rauch so verteilten, daß er vom Rand des Waldes aus nicht mehr zu entdecken war.
    Eines Abends schlug er sein Lager in einer kleinen Lichtung auf. Er sammelte Holz, zündete ein Feuer an und tränkte sein Pferd mit geschmolzenem Schnee. Gerade begann er die Wärme der Flammen in seinen erfrorenen Knochen zu spüren, als er glaubte, ein vertrautes Heulen aus den Tiefen des Waldes zu hören. Der Laut kam aus der Richtung, die er für Norden hielt. Sofort war er wieder auf den Beinen, löschte das Feuer mit einigen Händen voll Schnee und lauschte angespannt, ob sich das Heulen wiederholen würde.
    Es wiederholte sich.
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Mindestens ein Dutzend Hundekehlen heulten gleichzeitig, und die einzigen Kehlen, die solche Laute hervorbrachten, gehörten den Hunden des Kerenos, der Jagdmeute der Fhoi Myore.
    Corum griff nach seinem Bogen und einem Köcher mit Pfeilen, die er beim Absatteln zu seinem Gepäck gelegt hatte. Der nächststehende Baum war eine alte Eiche. Sie war noch nicht völlig abgestorben. Corum nahm daher an, daß ihre Äste ihn tragen würden. Er band seine Wurfspeere schnell mit einem Riemen zusammen, nahm den Riemen zwischen die Zähne, schüttelte, so gut er konnte, den Schnee von den untersten Ästen und kletterte in den Baum.
    Immer wieder abrutschend, so daß er zweimal fast abgestürzt wäre, arbeitete er sich den Stamm hinauf,

Weitere Kostenlose Bücher