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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zerschmettert.
    Stille legte sich über den Wald. Corum nutzte, was er nur für eine kurze Kampfpause hielt, um seinen Bogen zu suchen. Er fand ihn unter der Eiche neben dem abgebrochenen Ast. Aber die Pfeile und die Wurfspeere hingen noch über ihm im Baum. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte mit dem Bogen nach ihnen zu langen, aber sie hingen zu hoch.
    Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn zum Schwert greifen und sich umdrehen.
    Eine hohe Gestalt hatte die Lichtung betreten. Sie trug einen langen Umhang aus weichem Leder, in einem tiefen, leuchtenden Blau gefärbt. An ihren schlanken Fingern steckten Juwelen, ein goldener, juwelenbesetzter Kragen lag um ihren Nacken. Unter dem Umhang war eine samtene Robe zu erkennen, mit geheimnisvollen Symbolen bestickt. Das Gesicht war schön und alt, umrahmt von langem, grauen Haar und einem grauen Bart, der knapp über den Kragen reichte. In einer Hand hielt der Neuankömmling ein Horn ein langes Horn, umwickelt mit goldenen und silbernen Bändern, die jedes ein Tier des Waldes darstellten.
    Corum ließ den Bogen wieder fallen und faßte sein Schwert mit beiden Händen.
    »Ich trete Euch gegenüber, Kerenos«, rief der Prinz im scharlachroten Mantel, »und ich trotze Euch!«
    Der große Mann lächelte. »Wenige haben sich je Kerenos entgegengestellt von Angesicht zu Angesicht.« Seine Stimme klang mild, warm und weise. »Selbst ich habe ihm nie gegenübergestanden.«
    »Ihr seid nicht Kerenos? Und doch tragt Ihr sein Horn. Ihr müßt die Hunde fortgerufen haben. Dient Ihr Kerenos?«
    »Ich diene nur mir selbst und denen, die meinen Rat suchen. Ich bin Calatin. Ich war einst berühmt, als es hier noch Menschen gab, die von mir erzählen konnten. Ich bin ein Zauberer. Einst hatte ich siebenundzwanzig Söhne und einen Enkel. Jetzt gibt es nur noch mich, Calatin.«
    »In diesen Tagen gibt es viele, die um ihre Söhne trauern und um ihre Töchter«, erwiderte Corum, der sich an die alte Frau erinnerte, die er vor wenigen Tagen getroffen hatte.
    »Viele«, stimmte der Zauberer zu. »Aber meine Söhne und mein Enkel fielen nicht im Kampf gegen die Fhoi Myore. Sie starben für mich, auf der Suche nach etwas, das ich für meine eigene Fehde mit den Fhoi Myore brauche. Aber wer seid Ihr, Krieger, der Ihr die Hunde des Kerenos so heldenhaft bekämpft, und der Ihr eine silberne Hand habt wie ein gewisser legendärer Halbgott?«
    »Ich bin erfreut, in Euch jemanden zu treffen, der mich offenbar nicht sofort erkennt«, antwortete Corum. »Man nennt mich Corum Jhaelen Irsei. Die Vadhagh sind mein Volk.«
    »Sidhi, seid Ihr?« Die Augen des alten Mannes blickten mißtrauisch. »Was sucht Ihr hier auf dem Festland?«
    »Ich bin auf einer Reise. Ich suche etwas für ein Volk, das jetzt auf Caer Mahlod lebt. Sie sind meine Freunde.«
    »So schließen Sidhi in diesen Tagen mit Sterblichen Freundschaft. Vielleicht hat das Kommen der Fhoi Myore einiges verändert.«
    »Von Veränderungen bei den Sidhi weiß ich nichts«, entgegenete Corum. »Ich danke Euch, Zauberer, daß Ihr die Hunde zurückgerufen habt.«
    Calatin zuckte die Schultern und verstaute das Horn in den Falten seines weiten Umhanges. »Wenn Kerenos selbst mit dieser Meute unterwegs gewesen wäre, hätte ich Euch nicht mehr helfen können. Aber er hat nur einen von jenen dort entsandt.« Er deutete auf das tote Wesen, gegen das Corum gefochten hatte.
    »Und was sind jene Kreaturen?« fragte Corum. Er überquerte die Lichtung, um sich die Leiche aus der Nähe anzusehen. Die Wunden in dem toten Körper hatten inzwischen aufgehört zu bluten, aber sie waren alle von Blut bedeckt. »Warum konnte ich ihn nicht mit meinem Schwert erschlagen, wenn Ihr ihn mit dem Ruf Eueres Hornes töten konntet?«
    »Der dritte Hornruf tötet den Ghoolegh immer«, erklärte Calatin mit einem Schulterzucken. »Wenn man hier überhaupt noch von ›töten‹ sprechen kann, denn die Ghoolegh sind ein Volk von Untoten. Zweifellos machte es Euch das so schwer, einen von ihnen zu erschlagen. In der Regel sind sie gehalten, dem ersten Hornruf zu gehorchen. Ein zweiter Ruf warnt sie, und der dritte tötet sie, weil sie dem ersten nicht gehorcht haben. Das Horn macht sie zu treuen Sklaven. Der Klang meines Horns, das sich nur sehr wenig von Kerenos eigenem Horn unterscheidet, verwirrte beide, die Hunde und den Ghoolegh. Aber etwas weiß jeder Ghoolegh der dritte Hornruf tötet. Und so starb er.«
    »Wer sind diese Ghoolegh?«
    »Die Fhoi Myore haben sie

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