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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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der Illusion hin, daß er Lywm-an-Esh so vorfinden würde, wie er es zuletzt gesehen hatte, und das alles andere, die Ereignisse der letzten Wochen, nur ein schlechter Traum gewesen sein würden.
    Mordelsberg und das Festland lagen schnell weit hinter ihm, verloren sich am Horizont, und dann umgab ihn auf allen Seiten Wasser.
    Wenn Lywm-an-Esh die Zeit überdauert hätte, wäre seine Küste jetzt aufgetaucht. Aber das liebliche Lywm-an-Esh war nicht zu sehen. Die Geschichten von seinem Untergang hatten also die Wahrheit berichtet. Und entsprachen dann auch die Geschichten über Hy-Breasail der Wahrheit? War die Insel wirklich alles, was von dem Land geblieben war? Und würde Corum denselben Sinnestäuschungen erliegen, die schon andere Reisende in diesen Gewässern heimgesucht hatten?
    Er studierte seine Karten. Bald würde er die Antworten auf seine Fragen wissen. In etwa einer Stunde mußte Hy-Breasail in Sicht kommen.
VII
    Der Zwerg Goffanon
    War dies die Schönheit, vor der die alte Frau ihn gewarnt hatte?
    Jedenfalls war es wirklich eine verführerische Schönheit. Es konnte nur die Insel sein, die Hy-Breasail genannt wurde. Sie sah nicht so aus, wie er erwartet hatte, auch wenn sie an gewisse Landesteile Lywm-an-Eshs erinnerte. Eine Brise griff nach dem Segel seines Bootes und trieb es näher an die fremde Küste.
    Konnte es hier Gefahren geben?
    Eine sanfte See flüsterte an weißen Stranden und ein milder Wind spielte in den grünen Zweigen von Zypressen, Pappeln, Weiden, Eichen und Vogelbeerbäumen. Sachte geschwungene Hügel schützten stille Täler. Blühende Rhododendron-Büsche strahlten in tiefem Scharlach, Purpur und Gelb. Ein warmes, schimmerndes Licht lag über der Landschaft und gab ihr einen unwirklichen, goldenen Glanz.
    Der Anblick der Insel erfüllte Corum mit einem tiefen inneren Frieden. Er wußte, daß er sich hier für immer niederlassen könnte, zufrieden neben den klaren, gewundenen Bächen zu liegen und über die duftenden Wiesen zu wandern, um dem Hirsch, den Eichhörnchen und den Vögeln zuzusehen, die sich hier überall tummelten.
    Ein anderer, ein jüngerer Corum hätte dieses Bild ohne zu fragen akzeptiert. Schließlich hatte es einst Vadhagh-Besitzungen gegeben, die dieser Insel nicht unähnlich gewesen waren. Aber das gehörte zum Vadhaghtraum, und der Vadhaghtraum war jetzt ausgeträumt. Nun gehörte Corum zum Mabdentraum oder vielleicht sogar schon zum Traum der Fhoi Myore, der den der Mabden überwältigte. Gab es in diesen Träumen Platz für ein Land wie Hy-Breasail?
    So landete Corum sein Boot mit einer gewissen Vorsicht an dem weißen Strand, und diese Vorsicht veranlaßte ihn auch, sein Boot in die Deckung einiger am Ufer stehender Rhododendron-Büsche zu ziehen. Er legte seine Waffen und seine Rüstung an wie zum Kampf und marschierte landeinwärts. Ein leichtes Schuldgefühl, weil er in so kriegerischem Aufzug in dieses friedliche Land eindrang, ließ sich jedoch nicht unterdrücken.
    Während er durch die Haine und über die Wiesen wanderte, kam er an kleinen Herden von Hirschen vorbei, die keinerlei Furcht vor ihm zeigten, ja er stieß sogar auf Tiere, die ihm offene Neugier entgegenbrachten und näher kamen. Corum mochte die Möglichkeit nicht ausschließen, daß er hier unter dem Bann eines machtvollen Trugbildes stand. Unter den gegebenen Umständen fiel es allerdings schwer daran zu glauben außer wie an eine ganz abstrakte Vorstellung. Und doch war von hier noch kein Mabde zurückgekehrt, und viele Seefahrer bestritten, daß es diese Insel überhaupt gab. Selbst die Fhoi Myore, furchterregend und grausam wie sie waren, schreckten davor zurück, ihren Fuß auf diesen Boden zu setzen, obwohl sie der Überlieferung nach einst das ganze Land eroberten, von dem jetzt nur noch dieser Teil geblieben war.
    Um Hy-Breasail gab es viele Geheimnisse, überlegte Corum, aber es ließ sich nicht leugnen, daß es für einen müden Geist und einen erschöpften Körper keine vollkommenere Welt geben konnte.
    Er lächelte, während er dieses Bild des Friedens in sich aufnahm. Auch die schönsten Landschaften des versunkenen Lywm-an-Esh waren damit nicht zu vergleichen. Nur Anzeichen einer Besiedlung fanden sich überraschenderweise nirgends. Es gab keine Ruinen, keine Häuser nicht einmal eine Höhle, die von Menschen bewohnt aussah. Und vielleicht war es das, was in Corum einen Schatten des Mißtrauens gegen dieses Paradies zurückbleiben ließ. Ein Wesen mußte es jedoch wenigstens

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