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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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erhalten geblieben.«
    »Ich kenne den Namen nicht, den Ihr da verwendet«, erwiderte Calatin und strich seinen Bart zurecht, als müsse er sein Äußeres für einen hohen Gast richten. »Aber mein Haus ist auf diesem Felsen erbaut. Dort habe ich immer gelebt.«
    Corum mußte diese Worte überrascht akzeptieren und schritt m Richtung des Felsens aus. »Auch ich habe dort gelebt«, rief er dem Zauberer zu, »und dort bin ich glücklich gewesen.«
    Calatin schloß mit langen Schritten wieder zu ihm auf. »Ihr habt dort gelebt, Sidhi? Davon habe ich nichts gewußt.«
    »Es war lange bevor Lywm-an-Esh unter den Wellen versank«, erklärte Corum. »Bevor dieser Zyklus der Geschichte begann. Sterbliche und Götter kommen und gehen, aber die Natur verändert sich nur langsam.«
    »Alles ist relativ«, ließ sich Calatin vernehmen. Aber in Corums Ohren klangen die Worte, als wäre der Zauberer mit dieser Binsenwahrheit nicht recht einverstanden.
    Als sie sich dem Ufer näherten, sah Corum, daß der alte Damm durch eine Brücke ersetzt worden war. Aber jetzt lag sie in Trümmern. Er fragte Calatin danach.
    Der Zauberer nickte. »Ich habe die Brücke selbst zerstört. Die Fhoi Myore und ihre Geschöpfe sind wie die Sidhi selten bereit, westliches Wasser zu überqueren.«
    »Warum gerade das Wasser im Westen?«
    »Ich kann diese und ihre anderen Bräuche nicht erklären. Habt Ihr Furcht, durch das flache Wasser zur Insel zu waten, Hoher Sidhi?«
    »Nein«, entgegnete Corum. »Ich bin schon oft auf diesem Weg auf die Insel gelangt. Aber Ihr solltet daraus keine voreiligen Schlüsse ziehen, denn ich bin nicht von der Rasse der Sidhi, auch wenn Ihr offenbar dieser Überzeugung seid.«
    »Ihr spracht von den Vadhagh, und das ist ein altertümlicher Name für die Sidhi.«
    »Vielleicht hat die Überlieferung hier aus zwei Rassen eine gemacht.«
    »Jedenfalls habt Ihr das Aussehen eines Sidhi«, stellte Calatin unbeeindruckt fest. »Die Flut geht gerade zurück. Bald können wir hinüber. Wir folgen den Überresten der Brückenanlage und steigen von dort ins Wasser.«
    Corum führte sein Pferd hinter Calatin her die Rampe der steinernen Brücke hinauf. Von dort geleitete der Zauberer ihn eine Treppe an der Seite der Brücke hinab, deren ausgetretene Stufen dem Pferd einige Schwierigkeiten bereiteten. Am Fuß der Treppe gelangten sie auf den alten Damm. Bald wateten sie schultertief durch das klare Wasser, das Corum den Blick auf die alten Pflastersteine des Dammes erlaubte, Steine, die dieselben sein mochten, über die er schon vor tausend oder mehr Jahren geschritten war.
    Er erinnerte sich, wie er zum erstenmal nach Mordelsberg gekommen war. Er erinnerte sich des Hasses, den er damals für alle Mabden empfunden hatte. Und er mußte dabei auch daran denken, wie oft ihn Mabden betrogen und verraten hatten.
    Der Mantel des Zauberers schwamm hinter dem Mann auf dem Wasser, während er Corum voranschritt.
    Langsam stieg der Damm an, und nach zwei Dritteln des Weges reichte ihnen das Wasser nur noch bis zu den Knien. Das Pferd schnaubte zufrieden. Offenbar hatte das Wasser seine Wunden gekühlt. Das Tier schüttelte die Mähne und blähte die Nüstern. Vielleicht hob der Anblick des guten, grünen Grases vor ihnen seine Stimmung. Auf der Insel herrschte ein milder Frühling, während hinter ihnen eine Welt im Winter lag. Von Rhalinas Burg war keine Spur mehr zu entdecken. Statt dessen erhob sich dicht unter dem Gipfel des Berges ein Haus zwei Stockwerke hoch, aus weißen Steinen erbaut, die in der Sonne schimmerten. Sein Dach war aus grauem Schiefer. Ein freundlich aussehendes Haus, fand Corum, und nicht gerade typisch für das Heim eines Mannes, der sich mit okkulten Studien befaßte. Er rief sich ins Gedächtnis, wie die alte Burg ausgesehen hatte, bevor Glandyth sie aus Rache niederbrennen ließ.
    War Corum deshalb so mißtrauisch gegen diesen Mabden Calatin, weil der Mann etwas an sich hatte, das an den Grafen von Krae erinnerte? Irgend etwas in den Augen, der Haltung oder vielleicht der Stimme? Solche Vergleiche zu suchen war unsinnig. Calatins Ansichten und sein selbstgefälliges Verhalten waren zu mißbilligen, aber seine Motive mochten durchaus ihre Berechtigung haben. Schließlich hatte er Corum das Leben gerettet. Es war nicht fair, den Zauberer allein nach seinen recht zynisch wirkenden Reden zu beurteilen.
    Sie begannen jetzt mit dem Aufstieg über dem gewundenen Pfad zum Gipfel des Felsen. Corum roch den Frühling, die

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