Corum 04 - Das kalte Reich
Klippen, an denen man nirgends landen kann. Nur die Sidhi sehen Hy-Breasail, wie sie wirklich ist. So habe ich jedenfalls gelesen. Keiner meiner Söhne ist von Hy-Breasail zurückgekehrt.«
»Sie suchten die Insel und verschwanden?«
»Und nahmen dabei noch einige der besten Boote mit. Goffanon herrscht auf Hy-Breasail und er legt keinen Wert auf Besuch von Sterblichen oder Fhoi Myore, müßt Ihr wissen. Manche sagen, er sei der Letzte der Sidhi.« Calatin sah Corum mit plötzlich erwachtem Mißtrauen an. Er wich langsam vor dem Vadhagh zurück. »Ihr seid nicht.?«
»Ich bin Corum«, sagte Corum. »Ich erklärte Euch bereits, wer ich bin. Nein, ich bin nicht Goffanon, aber Goffanon falls es ihn geben sollte ist der, den ich suche.«
»Goffanon! Er besitzt große Macht.« Calatin runzelte die Stirn. »Aber vielleicht ist alles wahr, und Ihr seid der einzige, der ihn finden kann. Vielleicht können wir sogar einen Handel abschließen, Prinz Corum.«
»Wenn es zu unserer beider Nutzen ist, aye.«
Der Zauberer wurde nachdenklich, befingerte seinen Bart und murmelte etwas zu sich selbst. »Die einzigen Diener der Fhoi Myore, die die Insel nicht fürchten, und auf die ihr Zauber keine Wirkung hat, sind die Hunde des Kerenos. Sogar Kerenos selbst fürchtet Hy-Breasail aber nicht so seine Hunde. Deshalb wäret Ihr auch dort vor diesen Bestien nicht sicher.« Er blickte auf und sah Corum scharf an. »Vielleicht könnt Ihr die Insel erreichen, aber Ihr würdet nicht lange genug leben, um Goffanon zu finden.«
»Falls er existiert.«
»Aye, aye falls es ihn gibt. Ich entsinne mich, daß ich Euer Ziel erriet, als Ihr von dem Speer spracht. Es handelt sich um Bryionak, nehme ich an.«
»Er heißt Bryionak.«
»Er gehört zum Schatz von Caer Llud, wenn ich mich recht erinnere?«
»Ich dachte, das sei bei Euerem Volk allgemein bekannt.«
»Und warum sucht Ihr ihn?«
»Er wird für den Kampf gegen die Fhoi Myore benötigt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Calatin nickte. »Mehr braucht dazu auch nicht gesagt zu werden. Ich helfe Euch, Prinz Corum. Ein Boot? Um nach Hy-Breasail zu segeln? Ich habe ein Boot, daß Ihr Euch leihen könnt. Und einen Schutz gegen die Hunde des Kerenos? Ich kann Euch mein Horn leihen.«
»Und was verlangt Ihr dafür als Gegenleistung?«
»Ihr müßt versprechen, mir etwas von Hy-Breasail mitzubringen.
Etwas, das für mich sehr wertvoll ist. Etwas, das Ihr nur von dem Sidhischmied Goffanon bekommen könnt.«
»Ein Juwel? Ein Schmuckstück?«
»Nein. Viel mehr.« Calatin wühlte unter seinen verstreuten Blättern und Pergamenten, bis er eine kleine Flasche aus glattem, weichem Leder fand. »Das ist wasserdicht«, meinte er. »Ihr müßt dies hier nehmen.«
»Und was soll ich damit? Wollt Ihr Wasser aus einer magischen Quelle?«
»Nein«, erwiderte Calatin ernst und ruhig. »Ihr müßt mir etwas Speichel des Sidhischmied Goffanon bringen. Hier in diese Lederflasche. Nehmt sie!« Er faßte unter seinen Mantel und zog das wunderbare Horn hervor, mit dem er die Hunde des Kerenos genarrt hatte. »Und nehmt dies hier. Blast es dreimal, um sie zu verjagen. Blast es sechsmal, um sie auf einen Feind zu hetzen.«
Corum ließ seine Finger über das Horn gleiten. »Es muß ein machtiges Horn sein«, flüsterte er, »wenn es sich mit dem von Kerenos vergleichen kann.«
»Es war einst ein Sidhihorn«, erklärte ihm Calatin.
Eine Stunde später führte Calatin ihn auf die andere Seite des Felsens, wo die Klippen einen natürlichen Hafen umschlossen. In diesem Hafen lag ein kleines Segelboot. Calatin gab Corum eine Karte und einen Magnetstein. Corum trug das Horn jetzt an seinem Gürtel und hatte seine eigenen Waffen auf den Rücken gegürtet.
»Oh, ja«, sagte der Zauberer Calatin und fuhr sich mit den Fingern über sein feingeschnittenes Gesicht, »vielleicht werden so meine Ambitionen endlich doch erfüllt. Ihr dürft nicht versagen, Prinz Corum. Um meinetwillen dürft Ihr nicht versagen.«
»Um der Menschen von Caer Mahlod willen, um aller Menschen, die noch nicht den Fhoi Myore zum Opfer gefallen sind, willen und um einer Welt willen, die in ewigem Winter liegt und sonst vielleicht nie wieder den Frühling erlebt, werde ich versuchen, nicht zu fehlen, Zauberer.«
Und dann hatte der Seewind das Segel gebläht, und das Boot schoß über die schäumenden Wellen westwärts, dorthin, wo einst Lywm-an-Esh mit seinen herrlichen Städten gelegen hatte.
Und Corum gab sich für einen Augenblick
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