Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
geben, das hier lebte, den Schmied Goffanon, der sein Reich mit Zauber und Schrecken zu schützen wußte, die bisher jedem Eindringling den Tod gebracht hatten.
    Ein verborgener Zauber, stellte Corum fest, und gut versteckte Schrecken.
    Er unterbrach seine Wanderung an einem kleinen Wasserfall, der über bunten Granit sprudelte. In dem klaren Teich darunter schwammen kleine Forellen. Der Anblick erinnerte Corum daran, daß er hungrig war. Ein Gedanke, den er auch bei dem Wild, das er zuvor gesehen hatte, nicht unterdrücken konnte. Seit seiner Ankunft auf Caer Mahlod hatte er nichts mehr Anständiges zu essen bekommen, und so konnte er sich kaum zurückhalten, mit einer seiner Lanzen einen Fisch zu harpunieren. Aber irgend etwas warnte ihn. Der Gedanke mochte von nichts anderem als purem Aberglauben inspiriert sein, aber er war überzeugt, wenn er ein Wesen dieser Insel angriff, würde sich alles Leben des Eilandes gegen ihn stellen. Er entschied, während seines Aufenthaltes hier nicht einmal ein verirrtes Insekt zu töten, und nahm ein Stück getrocknetes Fleisch aus seinem Gepäck, an dem er auf dem weiteren Marsch kaute. Sein Weg führte ihn nun einen Hügel hinauf, in Richtung eines großen Felsens, der sich fast auf dem Gipfel erhob.
    Je näher er dem Gipfel kam, desto anstrengender wurde der Aufstieg, aber schließlich konnte er sich mit dem Rücken an den Felsen lehnen und einen Blick über das umliegende Land werfen. Er hatte eigentlich erwartet, von seinem Aussichtsplatz die ganze Insel überblicken zu können, denn dieser Hügel war die höchste Erhebung, die er auf der Insel gesehen hatte. Aber eigenartigerweise sah er nirgendwo das Meer.
    Ein schimmernder Nebel, blau mit goldenen Flecken, lag über dem Horizont. Er schien Corum der Küstenlinie zu folgen, da er unregelmäßig wirkte. Doch warum hatte Corum den Nebel nicht gesehen, als der Vadhagh an der Küste gelandet war? War es dieser Nebel, der Hy-Breasail vor den Augen der meisten Reisenden verbarg?
    Der Tag war warm, und Corum wurde müde. Er fand im Schatten des Felsens einen kleineren Steinbrocken, auf dem er sich niederließ. Aus der Tasche zog er einen kleinen Weinbeutel, den er in kleinen Schlucken leertrank, während er seinen Blick langsam über die Haine, Täler und Bäche der Insel schweifen ließ. Die Landschaft wirkte von hier oben, als befände man sich im sorgfältig angelegten Park eines genialen Gartenbauers. Schließlich kam Corum zu dem Schluß, daß die Schönheit Hy-Breasails keines natürlichen Ursprunges war. Alles erinnerte stark an die riesigen Parks, wie sie die Vadhagh auf dem Höhepunkt ihrer Kultur geschaffen hatten. Vielleicht waren darum auch die Tiere so zahm. Es mochte sein, daß sie hier ein völlig beschützes Leben führten, ohne je die Gefahr kennenzulernen, die ihnen von den Händen zweibeiniger Lebewesen drohte. Und doch wurde Corum wieder gezwungen, an jene Mabden zu denken, die nicht mehr von hier zurückgekehrt waren.
    Er fühlte sich schläfrig. Er gähnte und streckte sich im weichen Gras aus. Seine Augen fielen zu, und er ließ seinen Gedanken freien Lauf, während ihn der Schlaf langsam überwältigte.
    Und er träumte, träumte, daß er mit einem Jungen sprach, dessen Fleisch aus Gold war, und aus dessen Seite auf eigentümliche Weise eine Harfe wuchs. Und der Junge, der freudlos lächelte, begann auf dieser Harfe zu spielen. Und die Kriegerprinzessin Medheb lauschte der Musik, und in ihrem Gesicht erschien tiefer Haß auf Corum. Und dann suchte sie eine schattenhafte Gestalt, die Corums Feind war, und Medheb sandte diese Gestalt gegen Corum, ihn zu erschlagen.
    Und Corum erwachte. Noch immer hatte er die eigenartige Melodie der Harfe in den Ohren. Aber die Musik schwand, bevor er sicher sein konnte, ob er sie wirklich hörte oder nur von den Erinnerungen an seinen Traum verfolgt wurde.
    Der Alptraum war grauenvoll gewesen und hatte eine schreckliche nie gekannte Furcht in Corums Herzen erweckt. Niemals hatte der Vadhagh bisher einen solchen Traum geträumt. Möglich, dachte Corum bei sich, daß er hier eine der verborgenen Gefahren der Insel entdeckt hatte. Vielleicht lag in der Natur dieser Insel etwas, das den Geist der Menschen verwirrte und ungebetene Besucher zwang, sich ihre Schrecken im Traum selbst zu erschaffen, bis sie daran zugrunde gingen. Schrecken, viel schlimmer als alles, was ihnen von außen an Schrecken zugefügt werden konnte. Von jetzt an würde Corum so lange wie möglich versuchen,

Weitere Kostenlose Bücher