Corum 05 - Der gefangene König
vielleicht doch viel ausrichten«, warf Corum ein.
»Ich habe das Mabden-Volk immer geliebt«, sagte Ilbrec, »auch wenn ich Euer Vertrauen in seine Macht nicht teilen kann. Doch die Zeiten können sich ändern und mit ihnen die Rassen. Ich werde Euch sagen, was ich von den Mabden halte, wenn ich erlebt habe, wie sie sich gegen die Fhoi Myore schlagen.«
»Die Gelegenheit dazu werdet Ihr bald haben«, rief Corum und wies nach vorne.
Er hatte die Türme von Caer Garanhir erblickt. Es waren hohe Türme, die denen von Caer Llud an Größe nicht nachstanden und sie an Schönheit noch übertrafen. Türme aus schimmerndem Kalkstein, von deren Obsidianspitzen bunte Banner wehten. Türme, die von einer hohen Festungsmauer umgeben waren, einer Mauer von schier unüberwindlicher Stärke.
Doch Corum wußte, daß dieser Eindruck von Unüberwindlichkeit trog; daß Balahrs schreckliches Auge den Granit bersten lassen würde, und sein Blick alles vernichten, was hinter den Mauern Schutz suchte. Selbst mit dem Riesen Ilbrec als Verbündeten würde die Stadt einen schweren Stand gegen den Angriff der Fhoi Myore haben.
VIII
Die Schlacht von Caer Garanhir
Corum hatte beim Anblick der überraschten Gesichter jener gelächelt, die, von Ilbrecs Rufen alarmiert, auf die Mauern geeilt waren. Aber nun lächelte er nicht mehr, als er vor König Daffyn in dessen prunkvoller Halle stand und versuchte einem Mann etwas zu erklären, der kaum in der Lage war zu stehen und doch unablässig weiter aus seinem Meetkrug trank.
Die Hälfte von König Daffyns Edelleuten lag ausgestreckt neben den samtbeschlagenen Bänken auf dem Boden und konnte nichts mehr von dem wahrnehmen, was um sie herum vorging. Die andere Hälfte suchte an allem Halt, was es in der Halle an greifbarem gab. Einige brachten mit gezogenen Schwertern komisch anmutende Hochrufe aus, während viele einfach mit offenem Mund da saßen und auf Ilbrec starrten, der es geschafft hatte, sich mit in die Halle zu zwängen und jetzt hinter Corum und Goffanon stehend bis zur Decke ragte.
Sie waren nicht für den Kampf vorbereitet, die Tuhana-Gwyddneu Garanhir. Sie waren für nichts anderes gerüstet als trunkenen Schlaf, denn sie hatten gerade eine Hochzeit gefeiert die Hochzeit von Prinz Guwinn, des Königs Sohn, mit der Tochter eines der größten Kämpen von Caer Garanhir.
Die, die noch wach und bei Sinnen waren, standen ganz unter dem Bann dessen, was sie für den Auftritt von drei Sidhi unterschiedlicher Größe hielten. Aber einige schreiben die Erscheinung auch einfach ihrem übermäßigem Meetgenuß zu.
»Die Fhoi Myore rücken mit ihrer ganzen Macht gegen Euch an, König Daffyn«, wiederholte Corum. »Viele hundert Krieger kommen, die schwer zu töten sind.«
König Daffyns Gesicht war vom Meet gerötet. Corum sah einen fetten, intelligenten Mann vor sich. Aber von dieser Intelligenz war im Augenblick in den verschwollenen Augen des Königs wenig zu entdecken.
»Ich fürchte, Ihr habt die Mabden etwas zu sehr gepriesen, Prinz Corum«, meinte Ilbrec mitfühlend. »Wir werden ohne sie auskommen müssen.«
»Halt!« König Daffyn kam unsicheren Schrittes die Stufen des Podestes herunter, auf dem sein Thron stand. Den Meetkrug hielt er noch in der Hand. »Sollen wir zwischen unseren Meetkrügen erschlagen werden?«
»Es sieht so aus, König Daffyn«, erwiderte Corum.
»Betrunken erschlagen? Von denen die auch unsere Brüder im Osten erschlagen haben?«
»Genau das!« rief Goffanon, der sich ungeduldig abwandte. »Und Ihr verdient wenig besseres.«
König Daffyn griff nach dem großen Medaillon seiner Würde, das er um den Hals trug. Er drehte es nachdenklich zwischen den Fingern. »Habe ich vor meinem Volk versagt?«
»Hört mir noch einmal zu«, setzte Corum wieder an. Und er erzählte zum zweiten Mal seine Geschichte, langsam und ausführlich. König Daffyn gab sich diesmal alle Mühe zu verstehen, was auf Caer Garanhir zukam. Er schleuderte seinen Meetkrug von sich und wies einen seiner Edelen zurecht, der ihm nachschenken wollte.
»Wieviele Stunden sind sie noch von Caer Garanhir entfernt«, fragte der König, als Corum geendet hatte.
»Vielleicht drei. Wir haben uns sehr beeilt, hierher zu kommen. Vielleicht auch noch vier oder fünf. Wahrscheinlich werden sie vor dem Morgengrauen nicht angreifen.«
»Also drei Stunden haben wir mindestens noch.«
»So sieht es aus.«
Und König Daffyn schwankte durch seine Halle, schüttelte seine schlafenden Ritter wach und
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